Emma
atmete tief ein. Dann lag er wieder ruhig da, so wie
vorher. Seine Brust hob und senkte sich in regelmäßigen Atemzügen. Er schien
tatsächlich wieder eingeschlafen zu sein.
Über
das, was sie nun tat, dachte Emma nicht eine Sekunde lang nach. Sie zog ihre Schuhe
aus, streifte die leichte Jacke ab, die sie trug, setzte sich vorsichtig, sehr
vorsichtig auf den Rand von Davides Bett und streckte sich dann lang neben ihm
aus. Behutsam drehte sie sich, so dass sie ihm das Gesicht zuwandte und legte
den Kopf so nah an seine Schulter, wie es ihr in dieser Stellung nur möglich
war.
Und
irgendwann schlief sie tatsächlich ein.
Sie
erwachte, weil etwas sehr Leichtes über ihr Gesicht flatterte und sie dabei
kitzelte. Sie wollte schlaftrunken den Arm heben, um die Fliege zu
verscheuchen, doch etwas hielt ihre Hand fest.
„Bleib
liegen, meine - Schöne - und beweg dich nicht – du fällst sonst aus – dem
Bett!“
Emma
erstarrte gehorsam.
„Davide!“
Er
hielt ihre Hand fest. Er hielt sie nicht wirklich fest, doch es reichte, sie an
einer hastigen Bewegung zu hindern, die sie vielleicht tatsächlich vom Bett
hätte rollen lassen. Seine Stimme klang noch immer schwach und unendlich müde,
aber er schien zumindest soweit klar zu sein, dass er ihre Gegenwart bewusst
wahrgenommen hatte.
Die
Fliege, die Emma geweckt hatte, waren seine Finger gewesen, die zaghaft und
zärtlich über ihr Gesicht gestrichen waren. Die andere Hand hatte er, wie sie
nun feststellte, um ihre Schulter gelegt und ließ sie nun auf ihrer Hüfte
ruhen. Wie er das gemacht hatte, ohne sie zu wecken, war Emma ein Rätsel.
„Du
bist aufgewacht!“, wisperte sie leise, „endlich!“
„Bist
du - das wirklich, Emma, oder – träume ich – nur? Es ist – ein so schöner –
Traum!“
Er
sprach noch immer langsam und abgehackt, doch verständlich und er schien tatsächlich
bei klarem Bewusstsein zu sein.
„Ich
bin es wirklich Davide! Und ich gehe nie wieder weg, versprochen!“
Nun
gab er einen undefinierbaren Laut von sich.
„Das
- wäre – schön, mein Schatz!“
„Ich
verspreche es dir hoch und heilig, ich werde nie, nie, nie wieder aus deinem
Leben verschwinden, außer du bittest mich darum!“
Sie
musste ein Schluchzen unterdrücken.
„Nicht
– weinen – ich bringe – dich immer – zum Weinen!“
Emma
schüttelte den Kopf ein wenig und schluckte. Schließlich ging es wieder.
„Ich
bin nur so froh, deine Stimme zu hören!“
„Mhm...“
Dann
sagte er nichts mehr. Als er wenig später wieder tief und regelmäßig atmete,
machte Emma Anstalten, sich behutsam aus seiner Umarmung zu befreien und
aufzustehen.
„Bleib!“
Ein
kurzes Zucken mit seinem Arm ließ sie in der Bewegung innehalten. Ohne
aufzusehen spürte sie, dass er den Kopf wandte. Dann klang seine Stimme näher
an ihrem Ohr.
„Bleib,
Emma, es – ist so schön – dich endlich wieder – zu spüren, also - bleib hier!“
Er
nahm ihre Hand und legte sie sich auf die Brust. Legte seine Hand darüber, so
dass sie sich unmöglich bewegen konnte, ohne dass er es merken würde. Ergeben
schmiegte Emma den Kopf an seine Schulter und entspannte sich mit einem tiefen
Seufzer.
Das
Glücksgefühl, das sie dabei durchströmte, war so atemberaubend, dass sie einen
Herzschlag lang befürchtete, tatsächlich ohnmächtig zu werden, doch es ging
vorüber und sie lauschte seinem nun wieder regelmäßigen Atem, spürte, wie sich
seine Brust unter ihrer Hand hob und senkte und wie kräftig sein Herz unter
ihren Fingern schlug.
Am
Abend kam Antonio und fand sie so, beide schlafend. Als er sich umwandte, um
leise wieder das Weite zu suchen, erwachte Emma.
„Antonio“,
flüsterte sie, „bitte hilf mir herunter! Er lässt mich nicht los und wenn ich
mich umdrehe, dann falle ich! Ich kann nicht mehr liegen, meine ganze Seite ist
taub!“
Gemeinsam
schafften sie es, Emma ganz sachte aus Davides Griff zu befreien, ohne ihn zu
wecken, und Antonio hielt sie so, dass sie sich langsam vom Bett rollen konnte,
ohne unkontrolliert auf dem Boden aufzuschlagen.
Draußen
vor der Tür atmete sie auf und dehnte und streckte sich erst einmal ausgiebig.
„Er
ist aufgewacht“, erklärte sie, während Antonio sie schmunzelnd betrachtete,
„und dann wollte er mich nicht mehr loslassen! - Wie spät ist es?“
„Zeit
fürs Abendessen! Ich sehe noch mal kurz nach ihm, und dann gehen wir essen,
einverstanden?“
Emma
nickte. Nun hatte tatsächlich auch sie Hunger.
Am
Sonntag wurde
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