Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Balfour
Vom Netzwerk:
Hannah war ein so wunderbares Mädchen, die hätte jeder sofort geheiratet, selbst in dem Alter. Sie war wirklich ganz toll.« Dann machte er eine nachdenkliche Pause, sah mich an und fragte: »Warum wissen Sie nicht, wer Ihr Vater ist?«
    »Man hat mir immer nur gesagt, er wüsste nichts von mir und sei zum Studieren nach Neuseeland gegangen, wo man ihn nicht mehr hätte erreichen können.«
    »Und das haben Sie geglaubt?«
    »Irgendwann nicht mehr, nein.«
    Er rieb sich nachdenklich das Kinn. »Hannah Riley … ja, es gab immer viele Spekulationen darüber, wer der Glückliche sein mochte. Es gab jemanden, das war klar. Aber niemand wusste etwas. Nicht einmal die Mädchen, mit denen sie befreundet war. Was sagt denn Ihr Onkel? Hannah hatte doch einen Bruder?«
    »Er sagt es mir nicht.«
    »Familiengeheimnisse«, sagte Frank. »Aber das ist nicht unser Thema, richtig? Es geht um Emma. Oder vielmehr um ihre Tochter. Sie sehen, ich kann Ihnen da nicht helfen. Sie hat sicherlich einen guten Arzt, man wird die Datenbanken auf passende Spender durchsuchen. Wenn sie schon nicht sagen will, wer der Vater ist.« Er seufzte. »Überall nur Geheimnisse.«
    »Es lassen sich natürlich auch alle ihre Geschwister testen«, sagte ich, nur um etwas zu sagen. Ich kam mir mittlerweile ausgesprochen albern vor.
    »Bitte was?« Frank sah aus, als hätte er einen Geist gesehen.
    »Ihre Geschwister lassen sich auch testen«, wiederholte ich.
    »Sie hat nie was von Geschwistern gesagt!«
    »Es sind fünf«, sagte ich und drehte mich zu Satish. »Ich glaube, wir brauchen jetzt etwas Stärkeres als Tee.«

26.
    Nachdem Frank gegangen war, kehrte ich in mein Zimmer zurück. Ich legte mich ins Bett und starrte in die Dunkelheit. Ich wusste, dass ich so schnell keinen Schlaf finden würde.
    Hatten denn alle Menschen um mich herum Geheimnisse vor mir? Meine Mutter, die nicht über meinen Vater reden wollte. Meine Großmutter und Ralph, die vielleicht dieses Geheimnis kannten. Wie viel wussten Mary und Sophie? Bitte nicht auch noch Sophie, dachte ich. Dass Emma es offenbar zu ihrer Königsdisziplin erhoben hatte, vor allen Menschen in ihrem Leben Geheimnisse zu haben, schaffte mich sehr. Was sollte das? Hannahs und Margaretes Motive hingegen konnte ich verstehen: Sie hatten mich beschützen wollen, wovor auch immer. Sie hatten gedacht, ich sei noch zu jung für die Wahrheit. Aber warum machte Emma aus allem ein Geheimnis?
    Mir fiel ein, wie sie bei unserem nächtlichen Ausflug an den Ort unserer Kindheit Ausreden für Matts Verhalten gesucht hatte. Hätte ich da schon etwas merken müssen? Wie gut sie darin war, Rechtfertigungen aus dem Ärmel zu schütteln?
    Matt … in ein paar Tagen musste sein Geburtstag sein … Er fehlte mir, trotz allem. Ich fragte mich, was es war, das mich an ihm so fasziniert hatte und, wenn ich ehrlich war, immer noch faszinierte. Die Konsequenz, mit der er seinen Traum, Musik zu machen, lebte, statt auf Sicherheit zu setzen? Sein Blick, in dem ich hätte versinken können, dieser Blick, der signalisierte, als wäre ich die einzige Frau auf der Welt für ihn? Was für eine Lüge dieser Blick doch gewesen war – oder etwa nicht? Hatte ich mich in ihn verliebt, weil er mir das Gefühl gegeben hatte, zu verstehen, wie es in mir aussah? Weil ihn mein inneres Chaos nicht gestört hatte? Hatte ich es nur so empfinden wollen, oder war es ihm tatsächlich gelungen, den Menschen in mir zu sehen, der ich gerne wäre?
    Hatte Matt mir nichts von seiner Frau – vielleicht wirklich bald Exfrau – erzählt, weil er es nicht als wichtig empfunden hatte? Weil er mir nicht hatte wehtun wollen? Machte es das besser? Blieb es nicht dabei, dass er Geheimnisse vor mir hatte?
    Mein Handy piepte. Es war das Signal, dass ich eine SMS bekommen hatte. Diese zwei Sekunden Hoffnung, die Nachricht könnte von Matt sein, verrieten mir endgültig, dass ich weit davon entfernt war, über ihn hinweg zu sein.
    Es war Frank. Er konnte offenbar auch nicht schlafen und schrieb: »Wg. Hannah: Erinnere mich an Abschlussball, Hannah glücklich, Gerüchte v. großer Liebe. Onkel sollte mehr wissen.« Ich schrieb zurück: »Danke. Soll ich mich melden, wenn ich mehr weiß?« Und seine Antwort: »Gerne. Unbedingt. Auch Bescheid geben mit Emmas Tochter.«
    Ich wurde langsam müde von meinen Gedanken, die sich nur noch im Kreis drehten. Kurz bevor ich ganz einschlief, war ich fest davon überzeugt, dass ich Matt unbedingt noch in diesem Moment eine SMS

Weitere Kostenlose Bücher