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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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würden hier nie im Leben ausziehen, wenn wir nicht endlich unser Häuschen gefunden hätten«, sagt Frau Kessel und wischt dem Baby ein bisschen Sabber aus dem Mundwinkel.
    »Was ist mit Tieren?«, wendet sich plötzlich Lu mit ungeahntem Temperament an Frau Sander.
    Die blinzelt verwirrt.
    »Sie sagten doch, Sie haben keine?«, fragt sie mich.
    »Ich habe ja auch keine.«
    »Aber ich.« Lu streicht mit der Hand über das Geländer. »Ich frage nur aus Interesse. Ich habe drei Hunde, wissen Sie. Jojo, Kasper und Belle. Sind alle drei super gut erzogen. Brav und ruhig. Aber trotzdem ist es total schwer, eine Wohnung zu finden mit drei Hunden.«
    »Drei?«, wiederholt Frau Sander und wirft ihrer ehemaligen Mieterin einen Hilfe suchenden Blick zu.
    »Das ist ein bisschen viel, oder?«, sagt die, in altbewährter Loyalität.
    Lu lässt sich davon nicht irritieren. »Ein Hund, der Krach macht, das Inventar zerlegt und auf den Boden pieselt, ist sehr viel mehr als drei, die brav sind und all das nicht tun«, lächelt sie. »Sie müssten sie mal sehen, wie die sich freuen, wenn ich nach Hause komme. Die wissen nämlich genau, dass sie nicht laut sein dürfen. Dann wuseln sie um meine Beine herum, immer mit diesem niedlichen … fiiiiep, fiiiep …« Lu macht es nach.
    Das Baby hebt ruckartig den Kopf und fixiert Lus dunkelhäutiges Gesicht.
    »Fiiiep, fiiiep?«, macht Lu, diesmal deutlich in Richtung des Kindes.
    Auf dem Gesicht des Babys breitet sich schlagartig ein strahlendes Lächeln aus.
    »Baaaa!«, weiß es zu sagen und streckt die Arme nach Lu aus.
    Frau Sander lacht darüber so herzlich, dass es auf mich wie ein kleiner Schock wirkt.
    »Oh!«, schmunzelt Frau Kessel. »Da können Sie sich aber was drauf einbilden. Das macht sie nicht bei jedem. Sie fremdelt gerade.«
    »Es ist so wichtig für Kinder, mit Tieren aufzuwachsen«, erklärt Lu, die nicht nur ihre Stimme wiedergefunden zu haben scheint, sondern jetzt auch offenbar nicht mehr aufhören kann zu reden. »Die wenigsten Stadtkinder wissen heute noch etwas über die Tiere aus dem Wald oder von den Feldern. Sie erkennen gerade noch eine Kuh. Aber kein Wiesel, keinen Falken, keinen Bussard, kein Eichhörnchen. Kriiieee, krriiie, kriiiee,« Lu keckert das Baby an, das vor Vergnügen laut aufkreischt.
    »Wir haben zwei Meerschweinchen. Im Kinderzimmer«, erzählt Frau Kessel. »Aber für die Kinder nur zum Angucken. Sie können noch nicht richtig mit einem so kleinen Tier umgehen. Und für später dachte ich an eine Katze. Die wehren sich wenigstens, wenn die Kinder zu aufdringlich werden.«
    Alle lachen.
    Ich kann es kaum fassen, aber sie lachen alle. Herzlich und offen. Plötzlich gelöst. Und sie plaudern weiter über Kinder und Tiere. Und Lu macht sich gern noch einmal lächerlich, indem sie einen Frosch und eine Katze für das Baby nachahmt.
    Ich muss mich zusammenreißen, um nicht zu starren.
    Wie macht sie das nur?
    Lu hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, dass nicht nur alle Anwesenden – vielleicht mit Ausnahme meiner eigenen Person – entspannen und sich locker unterhalten, sondern dass Frau Sander auch bereit wäre, eine junge Frau mit drei Hunden hier einziehen zu lassen.
    Es gibt eben Dinge, bei denen hilft es nicht, schön zu sein. Bei denen hilft etwas anderes, das ich wohl nicht habe. Lu aber schon.
    Ich habe all die Jahre nie herausgefunden, was das sein könnte.
    * * *
    »Warum warst du so miesepetrig?«, fragt Lu, als wir zu den Autos hinübergehen.
    »Bitte? Ich war was?«, frage ich verdrießlich.
    »Ja, du warst richtig miesepetrig. Fast schon unhöflich. Als Frau Sander erzählt hat, wie ihr Sohn die Katze aus dem Pflaumenbaum gerettet hat, hast du die ganze Zeit in die andere Richtung geschaut. Das war nicht sehr nett, weißt du.«
    Ich fass es nicht! Jetzt muss ich mir von Frau Sonnenschein-für-die-minderbemittelte-Welt auch noch Kritik an meinen zwischenmenschlichen Umgangsformen anhören.
    »Andererseits«, meint Lu da und stößt mich mit dem Ellenbogen vertraulich in die Seite. »Die hatte am Anfang ja einen ganz schönen Stock im Arsch, was?« Dann lacht sie laut auf.
    Meine versteinerte Miene bricht fast gegen meinen Willen auf.
    »Also echt, Lu«, murmele ich.
    »Was?«, sagt sie. »Ich sage nur, wie es ist, oder? Hast du Lust, noch was zu machen?«
    Ich weiß, dass es höflich wäre, anzunehmen.
    Aber ich bin mir nicht sicher, ob die rechte Dosis Lu für heute nicht bereits überschritten ist.
    Seit ich sie

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