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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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selbstständig hochfährt – mit dem Ergebnis, dass die letzten Sätze, die ich geschrieben und noch nicht gespeichert habe, verloren gegangen sind.
    Anfangs fand ich das einfach nur nervig, aber langsam beginne ich, mir Sorgen zu machen. Ich kenne Geschichten von virusinfizierten Rechnern, die einer von der edv existenziell Abhängigen das Blut in den Adern gefrieren lassen.
    Hinzu kommt, dass ich das Gefühl nicht loswerde, dass mich mein Schicksal mit diesen beständig wiederkehrenden Ausfällen auf etwas ganz Bestimmtes hinweisen will.
    »Kann es sein, dass bei mir irgendwas schief läuft?«, mosere ich den schwarzen Bildschirm an, als mein wichtigstes Arbeitsmittel sich gerade wieder verabschiedet hat.
    »Du willst mir doch was sagen, du blöde Krücke, oder? Willst du mir sagen, dass bei mir ständig was durchbrennt? Dass ich nicht mehr richtig in der Spur laufe seit Frauke … oder seit Antonie … nein, seit Lu… ach, ist doch egal!«
    Grollend sehe ich dem weißen Schriftbild zu, das jetzt über den schwarzen Monitor rollt.
    Habe ich nicht heute Morgen irgendwo zwischen den Wohnungsanzeigen etwas gesehen, das mir jetzt weiterhelfen könnte?
    Ich angele nach der Zeitung und werde rasch fündig. Nach endlosem Klingeln geht endlich jemand ran.
    »Jau?« Der selbst ernannte Computerfritze hat entweder Sinn für Humor oder eingeschränkte verbale Kommunikationsmöglichkeiten.
    »Schönen guten Abend, Herr Hannemann. Rusche mein Name. Ich rufe aufgrund eines Notfalls an. Mein Rechner stürzt immer ab, und ich arbeite an einer sehr wichtigen …«
    »Adresse?«, bellt Karl Hannemann.
    Ich sage sie ihm.
    »Freitag, also übermorgen, um eins. Vorher geht’s nich«, erklärt mir der Computerfachmann, der ›jederzeit für seine KundInnen zur Verfügung steht‹.
    »Sind Sie sicher? Ich meine, in Ihrer Anzeige steht …«
    »Wunder dauern immer etwas länger, oder?«, weiß er zu argumentieren, bevor ich ausreden kann. Ich nehme mal an, dass er das, was ich eigentlich sagen wollte, öfter zu hören bekommt.
    Ich spiele mit dem Gedanken, einfach aufzulegen. Aber das geht natürlich nicht. Das wäre einfach nur unhöflich.
    »In Ordnung.« Ich seufze laut, um ihm zumindest zu zeigen, dass ich mich nur schweren Herzens auf seinen Deal einlasse. »Freitag um eins. Aber seien Sie bitte pünktlich.«
    »Wie ’ne Flatrate! Bis denn!«
    Allein gelassen mit einem hysterisch blinkenden Bildschirm, der mich nur ahnen lässt, welche Katastrophen gerade in meinem wertvollen Rechner in Gang sein könnten, starre ich noch stumpf vor mich hin, als es an der Tür schellt.
    Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen.
    Das geschieht, noch bevor ich überhaupt einen Gedanken fassen kann.
    Es geschieht, weil es nun genau eine Woche her ist, dass sie geschellt hat. Es geschieht, weil es etwa genau die gleiche Uhrzeit am Abend war.
    Es geschieht eben. Ohne dass ich was dagegen tun kann.
    Während ich mich vom Schreibtischstuhl erhebe und zur Tür gehe, schießen mir so viele Gedanken durch den Kopf, dass ich keinen einzigen richtig zu fassen bekomme.
    Morgen kein Feiertag. Heute Abend keine Frauenparty weit und breit. Antonie und Lu. Frauke in Panik. Vielleicht etwas passiert? Was denn? Na, irgendwas halt.
    Irgendetwas Furchtbares, furchtbar Schönes, das macht, dass sie wieder zu mir kommt am Abend.
    Ich betätige den Türdrücker und lausche in den Hausflur. Und tatsächlich höre ich unten Fraukes weiten, energisch ausholenden Schritt. Und ich höre leises Pfotentrappeln und Hecheln.
    Sie bringt also Loulou wieder mit. Vielleicht will sie wieder länger bleiben. Vielleicht die ganze Nacht.
    Gut, dass ich heute noch eine neue Flasche Bananensaft gekauft habe.
    Doch dann stutze ich plötzlich.
    Wenn ich mich nicht irre, sind das ein paar Hundepfoten zu viel, die da die Stufen hinauftrippeln.
    Ehe ich noch einen weiteren Gedanken fassen kann, taucht auf dem Absatz bereits ein struppig haariges Gesicht mit weit ausladenden Brauen auf. Kasper.
    Kasper bedeutet auch Jojo und Belle. Kasper bedeutet Lu.
    »Huhu!«, ruft es da auch schon ein Stockwerk tiefer. »Ich hoffe, ich platze nicht gerade in eine tête-à-tête.«
    »Ein!«, murmele ich in mich hinein und denke: ›Aha! Da ist sie also endlich!‹ Ich hätte wissen müssen, dass Lu nicht einfach ganz profan anruft, nachdem wir einen so besonderen Spaziergang miteinander unternommen haben. Ein unangekündigter Besuch, spät am Abend, das ist genau das Richtige für sie.
    »Hi«, sagt sie

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