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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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schließlich, als sie vor mir steht, und strahlt mich an. »Stör ich?«
    Ich spüre, wie sich in meinen Gesicht etwas verzieht. Das könnte ein Lächeln sein. Eins, gegen das ich quasi nichts tun kann. Das einfach nur ein Spiegelbild von dem ist, was mir von Lus Gesicht entgegenstrahlt.
    »Komm rein«, sage ich also lächelnd und öffne die Tür noch ein bisschen weiter. Alle drei Hunde ziehen schwanzwedelnd an mir vorbei. Jojo leckt im Vorübergehen kurz über meinen Handrücken, was ein pitschnasses Gefühl hinterlässt.
    »Ich hoffe, du hast nicht gerade Besuch oder so?« Lu tritt ein und sieht sich neugierig um. »Schön hast du es hier.«
    »Danke. Nein, kein Besuch. Ich habe gerade gearbeitet.«
    Sie sieht auf die Armbanduhr. »Was? Jetzt noch?«
    Ich zucke nur die Achseln.
    Wenn sie schon bemerkt hat, wie spät es ist, wäre dies doch ein geeigneter Zeitpunkt, um sich dafür zu entschuldigen, so spät aufzukreuzen und damit herauszurücken, was sie eigentlich will. Aber nichts dergleichen. Lu schaut sich nur ausführlich mein Mobiliar an und lächelt freundlich.
    Ich lotse sie durch den Flur in Richtung Küche. »Möchtest du was trinken? Ich kann ja eine Pause beim Arbeiten einlegen.«
    »Gern, was hast du denn da?«
    Ich öffne den Kühlschrank und sehe hinein. »Wasser, Apfelschorle, alkoholfreies Bier …« Einen Moment starre ich auf die Flasche Bananensaft, die bereits kalt gestellt ist. Ich wende mich abrupt um. »Ich könnte auch Tee oder Kaffee machen, wenn du möchtest.«
    »Ich nehm das Bier, danke. Ach, nein, kein Glas. Ich trinke aus der Flasche. Wie früher auf den Partys, weißt du noch?«
    »Sicher weiß ich noch.« Ich setze etwas Wasser für Tee auf. Mir ist nicht nach Bier. Mir ist auch nicht nach aufgewärmten Erinnerungen aus unserer Teenagerzeit. »Aber ehrlich gesagt, denke ich nicht gern daran.«
    »Wieso nicht?«
    Ich hantiere mit dem Teefilter und den verschiedenen Kräuterdosen.
    »Kein Ahnung. Vielleicht, weil wir so stinknormal waren. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass wir etwas Besonderes gewesen wären. Schließlich gibt es immer mal wieder auch besondere Teenager. Ich mein, denk nur mal an Anne Frank. Oder an Christiane F.«
    Lu lacht. Dabei war es gar nicht als Witz gemeint. »Ach, Emma. Anne Frank war doch auch total normal. Sie kommt dir nur wie etwas Besonderes vor, weil sie in einem KZ gestorben ist und weil wir ihre Tagebücher in der Schule gelesen haben. Und Christiane F. war drogenabhängig.«
    »Na ja, jedenfalls ist es doch nicht besonders rühmlich, wenn man mit vierzehn nur auf irgendwelchen Feten rumhängt, sich seinen ersten Cola-Martini-Rausch antrinkt, nur um am kommenden Montag in der Schule damit anzugeben, oder?«
    Lu nimmt einen weiteren Schluck aus der Flasche und unterdrückt nicht ganz erfolgreich einen kleinen Rülpser. Dann sagt sie: »Erwachsene werden ist auch nicht besonders rühmlich.«
    »Erwachsen!«, sage ich. »Ich hätte viel drum gegeben, wenn ich diese Jahre hätte überspringen können.«
    »Du?« Sie sieht mich an und schüttelt den Kopf. »Du warst doch immer total beliebt. Hattest immer die besten Noten, die coolsten Freunde, total süße Eltern … Wie geht’s denen eigentlich?«
    »Gut. Hab schon länger nichts von ihnen gehört«, sage ich und gieße den Tee auf. Eher würde ich mir das kochende Wasser über die Finger gießen, als Lu mitzuteilen, was meine Mutter zu erzählen wusste, als ich ihr von Lus Wiederauftauchen in meinem Leben berichtet habe. »Sag mal, hat es eigentlich einen bestimmten Grund, dass du hier bist?«
    Lu sieht mich erschrocken an.
    Ich bekomme augenblicklich ein schlechtes Gewissen.
    »Soll ich wieder gehen?«, fragt sie, stellt die Flasche auf den Tisch und sieht zur Tür. Sie klingt noch nicht einmal gekränkt oder angriffslustig. Sie klingt, als wolle sie einfach wissen, ob sie gehen soll oder bleiben darf. Wenn ich nicken würde, wäre sie innerhalb weniger Sekunden fort.
    ›Aber so unhöflich kann ich nicht sein‹, denke ich.
    So etwas denke ich oft. Dass ich doch nicht so unhöflich, unfreundlich, abweisend sein darf. Und dann verbringe ich ganze Abende in gähnender Langeweile, die ich viel lieber anders genutzt hätte.
    Aber wenn ich ehrlich bin, ganz ehrlich, kann ich diese Situation jetzt nicht mit den grässlichen Langeweileabenden vergleichen, die ich schon erlebt habe.
    Lu ist nicht langweilig.
    Mit ihr zusammen zu sein ist keine Zeitverschwendung.
    Mit ihr zusammen zu sein ist

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