Emmas Story
mobil für Sie unterwegs! Wann immer Ihr Rechner nicht so will wie Sie, genügt ein Anruf, und ich bin sofort zur Stelle! Handynummer: 0173/ …«
I ch rufe nicht an.
Ich rufe nicht an, um abzusagen.
Zuzusagen kommt schon gar nicht infrage.
Ich rufe also gar nicht an. Aber ich denke ständig daran.
Und wenn ich nicht an Frau Beckmann und den nicht getätigten Anruf denke, wenn ich nicht Bilder von lichten Räumen und üppigem Grün beim Blick aus dem Fenster vor mir sehe, dann kann ich sichergehen, dass Frauke meine Gedanken beherrscht.
Unsere gemeinsame Nacht war so unwirklich und so unspektakulär wie nur irgendwas. Und doch begleitet sie mich fortwährend, als wäre ich gerade frisch verliebt.
Irgendwann am frühen Morgen war sie aufgewacht. Sie hatte sich verwundert aufgesetzt, die Augen gerieben und mich bestürzt angesehen.
Ich selbst hatte kaum geschlafen, war hin und wieder eingenickt, um dann aber wieder aufzuschrecken und mir klarzumachen, dass diese Situation wahrscheinlich absolut einmalig ist: Frauke und ich, gemeinsam auf einem Sofa, inmitten von warmen Decken.
»Wie spät ist es?«, hatte Frauke gefragt. Ihre schlaftrunkene Stimme hatte mich gleich derart gerührt, dass ich hätte heulen können.
»Du meinst wohl, wie früh? Es ist kurz vor sieben. Hast du gut geschlafen?«
Sie hatte die Nase hochgezogen, wie kleine Kinder es manchmal tun, mir damit das Herz endgültig gebrochen, während sie Loulous stürmische Guten-Morgen-Begrüßung abzuwehren versuchte.
Recht schweigsam hatten wir einen Kaffee getrunken. Dann war sie aufgebrochen. Vielleicht nach Hause. Vielleicht zu Antonie. Der Weg war in beide Richtungen gleich lang. Und ich hatte sie nicht nach ihrem Ziel gefragt.
Der freie Tag war ein grässlicher freier Tag gewesen. Nicht nur, dass er diesen scheußlichen Namen trägt: Fronleichnam. Wie kann ein freier Tag nur irgendwie mit einem Leichnam in Verbindung gebracht werden? Nein, zusätzlich hatte ich mich auch noch bei Armin eingeladen, der in Hochstimmung war.
Rolf hatte den Freitag auf der Arbeit als Brückentag genutzt, seiner Frau das jedoch verschwiegen und stattdessen wichtige Außentermine vorgeschoben, sodass Armin und ihm ein kompletter gemeinsamer Tag zur Verfügung standen.
Normalerweise kann ich mich in solchen Fällen durchaus mit ihm freuen. Aber irgendwie war mir das in den letzten Wochen immer schwerer geworden. Ich konnte seinen Erläuterungen zum geplanten gemeinsamen Kochen nur mit einem recht gequälten Lächeln folgen. Und der selige Ausdruck, der ihm für die gesamte Dauer unseres Treffens im Gesicht stand, verursachte mir Magenschmerzen.
Schließlich kann Rolf sich nicht herumspazierend auf den Straßen zeigen. Infolgedessen waren die beiden immer an Armins Wohnung gefesselt, was zwangsläufig jedes Mal dazu führte, dass sie vor und nach dem Kochen und Essen die Zeit im Bett verbrachten.
Das einzig Gute an Armins Bombenstimmung war gewesen, dass er in allen Punkten zum Einlenken bereit war, als ich recht griesgrämig die Sprache noch einmal auf unseren gestrigen kleinen Disput brachte. Nein, nein, beteuerte mein Freund, natürlich sei die Bemerkung zum Thema Mittelpunktgehabe gegenüber Lu geradezu an den Haaren herbeigezogen gewesen. Er habe mich doch nur ein bisschen damit necken wollen und keine Ahnung gehabt, dass dieser kleine Scherz bei mir einen derart empfindlichen Nerv treffen würde.
Ich hörte mir seine lächelnd vorgetragene Entschuldigung an, mit dem Gefühl, dass ich in diesem Falle Recht und er seine Ruhe bekam.
Den Abend verbrachte ich mit Hannelore, die mich zu einem Besuch im neuen pakistanischen Restaurant einlud.
Ich war erfreut gewesen, als sie mich anrief, denn ich versprach mir Ablenkung durch den neuesten Klatsch. Immerhin war sie beim Friseur gewesen.
Frauen über siebzig haben jedoch den gravierenden Nachteil, dass sie mit einem einzigen Blick erkennen, was mit ihrem Gegenüber nicht stimmt.
Hannelore bedachte mich gleich mit mehreren dieser Blicke und kam schon vor dem ersten Gang aufs Thema.
Obwohl ich eigentlich gar nichts hatte davon erzählen wollen, ließ ich sie also teilhaben an den Ereignissen der letzten Tage.
Mit dem Ergebnis, dass Hannelore mir schließlich an zwei scharf gewürzten Teigbällchen vorbei in aller Selbstverständlichkeit erklärte, ich würde der falschen Frau hinterherjagen.
»Ich wüsste, was zu tun wäre, wenn ich ein paar Jahre jünger wäre …«, sagte sie und zupfte an der Serviette, die
Weitere Kostenlose Bücher