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Empfindliche Wahrheit (German Edition)

Empfindliche Wahrheit (German Edition)

Titel: Empfindliche Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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Sehr lieb, sehr hübsch und kreuzdämlich«, urteilt sie, nachdem er am Ende angelangt ist. »Nur jemand Kreuzdämliches heiratet einen Maler. Du warst noch nie in der Lage, den Unterschied zwischen einem hübschen Gesicht und einem hellen Kopf zu erkennen, und daran hat sich offenbar nichts geändert. Ich würde sagen, ihr zwei seid das perfekte Paar«, schließt sie und lacht wieder schallend.
    »Und der geheime Puls unserer großen Nation, Laura?«, erkundigt sich Toby im Gegenzug, denn Laura hat kein Liebesleben oder zumindest keines, das als Gesprächsthema zugelassen wäre. »Wie steht’s so in den heiligen Hallen des Fiskus?«
    »Furchtbar, Darling, ein absolutes Trauerspiel. Wir sind klug und nett, aber unterbesetzt und unterbezahlt, und wir wollen das Beste für unser Land, was altmodisch von uns ist. New Labour liebt die Reichen und Gierigen, und die Reichen und Gierigen haben Heerscharen von skrupellosen Anwälten und karrieregeilen Buchhaltern, denen sie ein Heidengeld zahlen, damit sie uns an den Karren fahren. Wir können nicht mithalten; sie sind zu groß, um zu scheitern, und zu groß, um vor den Kadi gezerrt zu werden. Jetzt hab ich dir die Stimmung verhagelt. Macht nichts, mir ist sie auch verhagelt«, sagt sie und kippt fröhlich ihren Meursault.
    Der Fisch wird serviert. Andächtiges Schweigen, während der Ober ihn zerlegt.
    »Der ist ein Gedicht, Darling«, haucht Laura.
    Sie langen zu. Wenn Toby seinen Kopf riskieren will, dann ist jetzt der Moment.
    »Laura.«
    »Darling?«
    »Wer ist J. Crispin? Und wofür steht das J? Es gab irgendeinen Skandal im Verteidigungsministerium, als Quinn dort war. Crispin war daran beteiligt. Ich höre seinen Namen an allen Ecken und Enden. Ich werde mit Fleiß außen vor gelassen, und das macht mir Angst. Neulich hat ihn sogar jemand als Quinns Svengali bezeichnet.«
    Laura betrachtet ihn aus sehr hellen Augen, schaut weg, schaut ihn dann neuerlich an, als bereitete ihr das, was sie gesehen hat, Unbehagen.
    »Wolltest du dich deshalb mit mir treffen, Toby?«
    »Auch.«
    »Nur«, berichtigt sie ihn mit einem tiefen Atemzug, der fast schon ein Seufzer ist. »Und ich finde, du hättest wenigstens so aufrichtig sein können, mich von deinem perfiden Plan in Kenntnis zu setzen.«
    Mehrere Sekunden herrscht Schweigen zwischen ihnen. Dann spricht Laura weiter:
    »Du bleibst deshalb außen vor, weil genau das der Zweck der Übung ist. Fergus Quinn soll ein Neuanfang ermöglicht werden. Teil davon bist du.«
    »Ich bin aber auch sein Aufpasser«, kontert er trotzig; seine Zerknirschtheit verfliegt.
    Noch ein tiefer Atemzug, ein grimmiger Blick, bevor ihre Lider sich senken.
    »Ich sag dir ein bisschen was«, kündigt sie schließlich an. »Nicht alles, aber mehr, als ich sollte.«
    Sie drückt den Rücken durch und spricht auf ihren Teller hinunter wie ein gescholtenes Kind.
    Quinn ist ins Messer gelaufen, erklärt sie. Das Verteidigungsministerium war ein einziger Sumpf, schon lange, bevor er auf der Bildfläche erschien. Vielleicht hat Toby davon schon gehört? Ja, hat er. Die Hälfte der Beamten wussten nicht, ob sie für den Staat oder die Rüstungsindustrie arbeiteten, und scherten sich einen Dreck darum, solange nur ihr Brot dick genug gebuttert war. Vielleicht hat Toby das ja auch schon gehört? Allerdings. Er weiß es von Matti, aber das sagt er nicht. Nicht dass sie Fergus in Schutz nehmen will, sagt sie. Aber Crispin hat schon gewartet, als er kam, und die Weichen entsprechend gestellt.
    Grollend bemächtigt sie sich ein zweites Mal seiner Hand und klopft damit streng zum Rhythmus ihrer Worte auf den Tisch, während sie ihn ausschimpft.
    »Und ich sag dir, was du angestellt hast, du Schlimmer« – als hätte sie statt Toby Crispin selbst vor sich –, »deinen eigenen Spionageladen hast du aufgezogen. Mitten im Ministerium. Während alle um dich herum Waffen vertickt haben, hast du Geheiminformationen vertickt: aus dem Lager direkt an den Kunden, ohne jede Zwischenstation. Nicht gefiltert, nicht getestet, nicht entkeimt und vor allem unberührt von jeder Bürokratie. Was Musik in Fergies Ohren war. Spielt er immer noch Klassik in seinem Büro?«
    »Hauptsächlich Bach.«
    »Und du heißt Jay wie Jay Leno«, fügt sie in einer überhasteten Antwort auf seine anfängliche Frage hinzu.
    »Und hat Quinn tatsächlich bei ihm gekauft? Oder war es seine Firma?«
    Laura trinkt einen großen Schluck Wein, schüttelt den Kopf.
    Toby versucht es anders:
    »Hat das

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