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Ende einer Welt

Titel: Ende einer Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Anet
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werden nicht
mehr wert war.
    Die Männer, stolzer als die Frauen, schwiegen, doch
sie litten furchtbar. Ohne Kampf mußten sie sich besiegt
erklären, denn was sollten Waffen gegen solche viel
mächtigere Feinde helfen?
    Diese bittere Niederlage zwang sie zu der Erkenntnis,
daß jene Tugenden, die sie bisher als die höchsten
geschätzt hatten, Schnelligkeit und die magische Kunst, Tiere
zu bannen, in der neuen Gemeinschaft, die sich bildete, nichts mehr
galten. Konnte man mit einer Meute von Hunden Wettlaufen? Sollte man
auf die Tiere Zaubersprüche wirken lassen, damit andere sie
töteten?
    Schon hatte es No in seiner Scharfsinnigkeit aufgegeben,
Bilder in Felsgestein und Elfenbein zu schneiden. Doch schwer lastete
die Untätigkeit, zu der er sich verurteilt sah, auf ihm.
    Er dachte an die erst kurz entschwundenen Tage, an die Zeit,
die vor der Ankunft der Rundschädel lag. Wohl klagte man
damals schon, doch unberechtigt. Der Stamm führte noch ein
wundervolles und gesichertes Leben. – No sah sich mit seinem
Vater und den Gefährten zur Jagd aufbrechen. Keinerlei Sorgen
erfüllten ihre Herzen. Abgehärtet waren sie gegen
Müdigkeit und Kälte. Wenn es not tat, schliefen sie
in den Wäldern. Der Morgenfrost fetzte Eiszapfen in ihren
Bärten an. Der Regen wusch sie. Sie fühlten es kaum.
Vom frühesten Morgen an verfolgten sie die Spur des Tieres,
dessen Fährte sie aufgenommen hatten. Oft störte man
es noch in seinem Lager auf, zu dem es eben erst von
nächtlichen Streifzügen zurückgekehrt war,
und scheuchte es aus dem ersten Schlummer. Dann begann eine lange
Verfolgung, erfüllt von wechselnden Ereignissen, bei denen
ihnen genaue Kenntnis des Wildes und des Landes fast immer den Sieg
brachte. Und wenn das Tier – ein wütend gewordenes
Bison oder ein furchtloses Rind – den Jäger angriff,
dann galt es, einen Kampf mit Einsatz des Lebens zu liefern.
    Erschöpft kam man nach Hause zurück, doch
gebeugt unter der Last der Fleischteile und der Felle der Tiere.
    Würden diese glücklichen Tage niemals
wiederkehren? No seufzte. Er fühlte sich voll Kraft und Mut.
Er liebte es, wie der Wind dahinzustürmen. Und jetzt war er
dazu verurteilt, Fallen auf den Hügeln in nächster
Nähe der Wohnstätten zu legen oder im Flusse zu
fischen, Beschäftigungen, die den Frauen genügen
mochten!
    Im Rate des Stammes wurde hitzig debattiert. Boro, unbeliebter
noch als Rahi jemals gewesen war, beriet täglich mit den
Weisen. Männer, die zukünftige Ereignisse
vorauszusagen vermochten, hatten seit langem verkündet,
daß die altgewordene Erde vor dem Ende ihrer Tage stehe, und
daß die Rasse der Menschen zu verschwinden verurteilt sei. Die
Leute vom Flusse fühlten die Last einer langen Vergangenheit
auf sich. Die Nahrung wurde immer unzulänglicher, die
Todesfälle vermehrten sich. Doch noch
größeres Unheil war diesen Unglücklichen
vorausbestimmt.
    No flickte eines Morgens auf der Terrasse seine
Kleidungsstücke. Rings um ihn waren die Frauen mit ihren
häuslichen Arbeiten beschäftigt, die Männer
schärften ihre Waffen, die Kinder mühten sich um das
Feuer, in das sie Tannenzapfen und trockenes Reisig warfen, woran es
glücklicherweise nicht mangelte. Es war jetzt Winter, das
Wetter war sehr kalt geworden. Durch das Eis des gefrorenen Flusses
hatte man Löcher schlagen müssen, um die Fische
harpunieren zu können. Da die abgenutzten Renntierfelle nicht
mehr genügenden Schutz gegen die Kälte boten, war man
auf den Ausweg verfallen, sie mit dem Fell von Füchsen und
Katzen auszubessern.
    No saß also hier, die Nadel in der Hand, als drei
Rundköpfe auf der Terrasse erschienen.
    Einer von ihnen war derjenige, dem No mit den Hunden an jenem
unvergeßlichen Tage begegnet war. Dieser Mann, der sich Eymur
nannte, hatte nicht gezögert, No als Freund zu behandeln und
ihm seinen Namen zu sagen.
    Für gewöhnlich besuchten die
Rundschädel diese Wohnstätten nicht, denn sie
wußten, daß die Feindschaft gegen sie
täglich wuchs, und der kleinste Zwischenfall zu
tödlichem Streite führen könnte. Sie hatten
auch Boro wissen lassen, daß sie für das Leben jedes
einzelnen der Ihren drei von den Leuten des Flusses nehmen
würden. Die beiden Völker hielten sich daher soweit
als möglich einander fern. Deshalb lag in dem Vordringen der
Rundköpfe trotzige Herausforderung, die auch von den Bewohnern
der Hütten als solche empfunden wurde. Die Fremden wollten

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