Ende einer Welt
müssen,
welche Vertrautheit zwischen ihnen erstand. Wie sollte man das
verhindern? Wie sollte man ununterbrochen einen Haufen kleiner Kinder
bewachen, der sich im wirren Durcheinander mit einer Schar junger Hunde
herumtrieb? All dies lief und wälzte sich während des
ganzen Tages gemeinsam in der Asche, die den Boden bedeckte.
Was aber konnte aus einer solchen Vertraulichkeit mit diesen
besessenen Tieren entstehen? Mußte sich die Zaubermacht, die
die Rundköpfe ausübten, nicht auch auf die junge,
leider so wenig zahlreiche Generation der Bärensöhne
übertragen? Konnten schließlich zwei verschiedene
Rassen auf die Dauer so eng beisammen leben, ohne sich zu vermengen?
Und wenn eine von ihnen verschwinden mußte, so war es nicht
schwierig, die Zukunft vorauszusagen und das beklagenswerte Los zu
erraten, das die Leute vom Fluß erwartete.
Man bedenke nur: die Töchter der
Bärensöhne wuchsen Tür an Tür mit
den Söhnen der Fremden heran und entwickelten sich unter deren
Augen aus Kindern zu Frauen. Daß sie bewundert wurden, wer
konnte darüber staunen? Gehörten sie doch einem
Stamme an, der jeden anderen an Schönheit überragte.
Und mit Bedauern muß es gesagt werden – als ein
neuerlicher Beweis für den Mangel an Ehrgefühl bei
den Frauen, und für die unwiderstehliche Neugierde, die sie
beherrscht –, daß diese Mädchen den jungen
Rundschädeln, die zwischen zwei Jagden um ihre Hütten
strichen, allzuviel Aufmerksamkeit entgegenbrachten. Doch diese
Jünglinge waren von kleiner Gestalt, untersetzt und linkisch.
So überlegten die Söhne der Bären, aber die
Mädchen handelten darum nicht weniger nach ihrem Kopf. Die
erhaltenen Schläge und Püffe schienen sie in ihrem
Vorgehen zu bestärken, statt sie zur
Wohlanständigkeit zurückzuführen. So
gewaltig ist der Widerspruchsgeist in diesem treulosen Geschlecht. Der
endgültige Verfall ihres Volkes würde an dem Tage zu
erkennen sein, da die Töchter der Bären Kinder der
Rundschädel zur Welt brachten ...
Die Frauen – wer mag jemals aus ihnen klug werden
– nahmen die Dinge nicht so schwer. Dank der Beziehungen, die
ihre Töchter anknüpften, ergatterten sie von Zeit zu
Zeit die Keule eines Wildschweines oder eines Pferdes, das Viertel
eines Bisons, denn ihrer Ansicht nach mußte man in diesen
Zeiten halber Hungersnot jeden unverhofften Glücksfall nutzen.
Da sich die Männer unfähig erwiesen, ihre Familien zu
ernähren, sollte man sich mit jenen überwerfen, die
die unentbehrlichen Lebensmittel im Überfluß
besaßen? Und wenn diese Frauen ihre Töchter auch in
der Öffentlichkeit schalten, sie hüteten sich wohl,
sie zu tadeln, wenn niemand es hörte. Ja, zweifellos gab es
mehr als eine unter ihnen, die ihre Tochter insgeheim ermunterte.
So entwickelten sich die Dinge im Dunkeln, und die
Männer konnten so tun, als wüßten sie nichts
von diesen unerlaubten Beziehungen.
Doch bald brachte ein Zwischenfall alles ans Licht.
Auch in diesem Jahre wurden die Hochzeitsspiele abgehalten,
obgleich die Teilnehmer auf ein winziges Häuflein
zusammengeschmolzen waren. Statt fünfzig Jünglingen,
wie im vergangenen Jahre, waren von allen drei Stämmen nur
zwanzig erschienen, und daraus konnte man auf die großen Opfer
schließen, die die Seuche gefordert hatte. Trotzdem wurden
auch diesmal wieder alle Sorgen beiseite gelassen, und eine
lärmende Freude erfüllte das enge Tal, in dem die zu
verheiratenden Mädchen ihre Bezwinger erwarteten.
Als die Dämmerung sich über das Land
breitete und die Schatten von den Felsen herabsanken, im Augenblick, da
die jungen Männer ihren Kriegstanz begannen und unsichtbare
Feinde bekämpften, im Augenblick, da die Schreie der Frauen
gellender wurden, erschien ein Trupp bemalter und geschmückter
junger Leute neben dem »Stein der Qualen«. Sie
stießen durchdringende und rhythmisch abgemessene Schreie auf
eine Art aus, die den Leuten des Flusses neu war. Sie hielten hier
einen Augenblick an, und es entstand sowohl unter ihnen wie unter den
Zuschauern ein so völliges und plötzliches Schweigen,
daß man den lebhaften, erstaunten Seufzer vernahm, den ein
Mädchen nicht unterdrücken konnte.
Doch schon erreichten die Söhne der
Rundschädel, denn sie waren es, laufend die Mitte des Tales.
Hier marschierten sie in Form eines Dreieckes auf. Sie trugen Bogen,
und Pfeile steckten in ihren Gürteln. In wahrlich
kriegerischer Begrüßung schossen sie auf
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