Ende einer Welt
Freudentaumel
überzugehen, endeten sie in Demütigung und Trauer.
Selbst die weniger abergläubischen Leute sahen darin ein
schlimmes Vorzeichen.
Mehr noch als alle anderen empfand No den seinem Volke
angetanen Schimpf. Die Bogen im Arm der Rundköpfe, das
herausfordernde Abschnellen der Pfeile bewies, daß die
Eindringlinge auf ihre Kraft bauten und diese als höchstes
Argument fühlen lassen würden. Bis jetzt hatten sie
sich ihrer nicht bedient und hatten sich damit begnügt, mit
überlegenen Mitteln die Zauberkräfte zu
zerstören, denen die Leute vom Fluß in
früheren Zeiten ihr Wohlergehen verdankt hatten. Jetzt gab es
keinen unter diesen, der nicht die Nutzlosigkeit der Nachbildung
lebender Tiere schon längst eingesehen hätte. Man
zeichnete keine grasenden, springenden Bisons und auf den Wiesen
spielende Pferde mehr, man mußte wohl andere Mittel aussinnen.
Hatten doch die Rundschädel sogar gezeigt, daß sie
selbst die Wirkungen der größten magischen Zeremonie,
der Opferung des Ahnen, zu vereiteln wußten. Welchen Vorteil
hatten die Bärensöhne aus diesem furchtbarsten aller
Verbrechen gezogen? Es ging ihnen schlechter als früher. Und
jetzt waren auch noch ihre Töchter entführt worden!
Wahrlich, das Ende dieses Stammes, der so glücklich an den
Ufern des Flusses gelebt hatte, war nahe.
So dachte No vor seiner Hütte, während Mara
bekümmert neben ihm kauerte, nicht zu sprechen wagte und sich
sorgte, da sie ihn so düster und schweigsam sah. Sie war
wieder guter Hoffnung. Die Schwangerschaft und die mangelhafte Nahrung,
auf die man jetzt gesetzt war, griffen ihr reizendes Gesicht an. Oft
stieg sie zum Flusse hinab, um zu fischen, und zeigte, wessen Tochter
sie war, indem sie niemals mit leeren Händen
zurückkehrte. Meistens traf sie No scheinbar untätig,
in Wirklichkeit ganz von seinen Gedanken, die sie nicht kannte,
eingenommen.
Da sie seinen Haß gegen die Rundschädel
kannte, zog sie eines Tages gegen diese los und bemühte sich,
nach Art der Frauen mit verschiedenen Beispielen, die übrigens
nicht sehr treffend waren, deren tölpelhaftes Wesen darzutun.
Auf diese Weise meinte sie, ihrem Manne gefällig zu sein. Sie
war sehr überrascht, daß No sie kurz unterbrach und
sagte: »Die Rundschädel wissen mehr als wir.«
Mara starrte mit offenem Mund. Verlor ihr Mann den Verstand?
Die Wahrheit aber war, daß No sich mit schwierigen
Problemen mühte, durch die er sich langsam einen Weg bahnte.
Er mußte die Überlegenheit seiner Feinde
anerkennen, die, statt mit allen Tieren im Kampfe zu liegen, es
verstanden hatten, sich unter ihnen einen Verbündeten, einen
Freund zu gewinnen, wodurch sie einen entscheidenden Vorteil vor allen
andern Jagdvölkern errungen hatten. Das Bündnis
zwischen den Rundschädeln und ihren Hunden mußte wohl
als ein dauerndes betrachtet werden, da alle Künste der Weisen
es nicht zerstören konnten. Die Eindringlinge würden
weiterhin Herren des Landes sein.
Was tun?
Allmählich, in einsamer Gedankenarbeit, war No zu der
Überzeugung gelangt, daß die Seinen jene
kühnen Leute, die ein so wertvolles Geheimnis entdeckt hatten,
nachahmen mußten. Auch die Bärensöhne
müßten Tiere an sich ziehen, die bei ihnen lebten,
die sie in mannigfacher Weise verwenden könnten, die ihnen
Schutz gegen die Raubtiere böten und von denen sie sich
schließlich ernähren könnten, ohne gezwungen
zu sein, sie auf mühsamer Jagd zur Strecke zu bringen.
Tage und Tage andauernden und leidenschaftlichen Nachdenkens
hatte es No gekostet, sich zu jeder einzelnen Stufe dieser Anschauung
durchzuringen.
An diesem Punkt angelangt, hielt er lange inne. Welches Tier
sollte man wählen? Es mußte eines der großen
Tiere sein, um ausreichende Nahrung zu geben, und es mußte
auch einer edlen Rasse angehören, da seine Eigenschaften in
den Leuten des Flusses wiedererstehen würden. Er verwarf den
Hirsch als unbrauchbar und zaghaft. Das Mammut gab es nicht mehr; die
Katzenarten waren selten und blutrünstig; die Bisons waren,
ebenso wie die Renntiere, geflohen. So blieben nur das Rind und das
Pferd, die er beide – und das konnte nicht ohne Bedeutung
sein – im glücklichen Lande seines Traumes gesehen
hatte. Schwer war es, zwischen diesen beiden zu wählen. Das
Fleisch beider war gleich gut, ihre Haut war fest und wohlverwendbar,
doch schwer zu bearbeiten und ohne Fell. Nichts wird das Renntier
ersetzen können! Das Rind war
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