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Ende eines Sommers

Ende eines Sommers

Titel: Ende eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Pilcher
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Gepäck auf dem Rücksitz. Drei Koffer, ein Kleidersack, ein Schminkkoffer, ein Nerzmantel in einer Plastikhülle und Mitzis Hundekörbchen, komplett mit einem pinkfarbenen Gummiknochen. Mir blieb angesichts dieser Mengen der Mund offenstehen, aber bevor ich irgend etwas sagen konnte, hatte mein Vater mich mit den Ellbogen aus dem Weg geschubst und bereits zwei Koffer herausgewuchtet.
    „Na, steh hier nicht mit offenem Mund herum“, sagte er. „Bring was rein.“
    Und damit ging er auf das Strandhaus zu. Linda beschloß nach einem Blick auf meinen Gesichtsausdruck taktvoll, Mitzi müsse einen Spaziergang am Strand machen, und verschwand. Ich rannte hinter meinem Vater her, besann mich dann, ging zurück, um den Hundekorb zu holen, und sauste wieder los.
    Ich fand ihn im Wohnzimmer. Er hatte die beiden Koffer mitten auf dem Boden abgestellt, seine Pudelmütze auf einen Stuhl geworfen und lud einige Bündel alter Briefe und Papiere aus seinen Jackentaschen auf dem Tisch ab. Das Zimmer, das ich gerade erst saubergemacht und aufgeräumt hatte, verwandelte sich sofort in ein nomadenhaftes Chaos. Mein Vater besaß die Fähigkeit, jeden Raum derart zu verwandeln, durch bloßes Eintreten. Nun ging er zum Fenster, lehnte sich hinaus und atmete tief durch. Über seine breite Schulter hinweg konnte ich in der Ferne die Gestalt von Linda sehen, die mit dem Pudel am Wasser herumsprang. Rusty saß schmollend auf dem Fenstersitz und wedelte nicht einmal mit dem Schwanz.
    Mein Vater griff in die Hemdtasche nach einer Zigarette. Er schien überaus zufrieden mit sich zu sein. „Nun“, sagte er, „willst du gar nicht fragen, wie es gelaufen ist?“ Er zündete sich die Zigarette an, sah dann auf, runzelte die Stirn und schnippte das Streichholz aus dem Fenster hinter sich. „Was stehst du da mit dem Hundekorb rum? Stell das verdammte Ding ab.“
    Das tat ich jedoch nicht. „Was ist los?“ wollte ich wissen.
    „Was meinst du?“
    Ich wußte nur zu gut, daß diese herzhafte gute Laune Teil eines großangelegten Täuschungsmanövers war.
    „Du weißt sehr gut, was ich meine. Linda.“
    „Was ist mit Linda? Du magst sie doch, oder?“
    „Natürlich mag ich sie, aber darum geht es ja wohl kaum. Was macht sie hier?“
    „Ich habe sie gebeten mitzukommen.“
    „Mit all dem Gepäck? Für wie lange, um Himmels willen?“
    „Nun …“, er machte eine vage Handbewegung. „So lange sie will.“
    „Muß sie nicht arbeiten?“
    „Oh, sie hat das alles hingeschmissen.“ Er schlurfte in die Küche, auf der Suche nach einer Dose Bier. Ich hörte, wie der Kühlschrank auf- und wieder zuging. „Sie hat allmählich genauso die Nase voll von L. A. wie wir. Deshalb dachte ich, warum eigentlich nicht?“ Er erschien wieder in der Küchentür, mit der geöffneten Bierdose in der Hand. „Ich hatte den Vorschlag kaum ausgesprochen, als sie schon jemanden hatte, der ihr Haus mietete, samt Hausmädchen, und fix und fertig mit den Koffern dastand.“ Er runzelte wieder die Stirn. „Jane, hast du irgendwie eine besondere Neigung zu diesem Hundekorb gefaßt?“
    Ich ignorierte ihn weiter. „Wie lange?“ beharrte ich finster.
    „Na, so lange wie wir hierbleiben. Ich weiß nicht. Vielleicht den Winter über.“
    „Wir haben keinen Platz.“
    „Natürlich haben wir Platz. Und außerdem, wem gehört das Haus?“ Er leerte die Bierdose, schmiß sie säuberlich durch die Küche in den Abfalleimer und ging hinaus, um die nächste Ladung Gepäck hereinzuholen. Diesmal trug er die Koffer in sein Schlafzimmer. Ich stellte Mitzis Hundekorb ab und folgte ihm. Mit dem Bett, den Koffern und uns beiden blieb allerdings nicht viel Raum übrig.
    „Wo soll sie schlafen?“
    „Na, was glaubst du wohl, wo sie schlafen soll?“ Er saß auf dem gigantischen Bett, und die Federn beklagten sich bitterlich. „Genau hier.“
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich starrte ihn einfach an. Das war vorher noch nie passiert. Ich fragte mich, ob er verrückt geworden war.
    Irgend etwas in meinem Gesicht muß dann wohl zu ihm durchgedrungen sein, denn er sah plötzlich zerknirscht aus und nahm meine Hände in seine.
    „Janey, guck nicht so. Du bist kein Kind mehr, ich muß dir nichts vormachen. Du magst Linda, ich hätte sie nicht hergebracht, wenn ich nicht wüßte, daß du sie magst. Und sie wird dir Gesellschaft leisten, ich muß dich nicht mehr so oft allein lassen. Komm schon, mach nicht so ein trübseliges Gesicht, geh und koch eine Kanne Kaffee.“
    Ich

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