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Ende eines Sommers

Ende eines Sommers

Titel: Ende eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Pilcher
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erfuhr, daß Hamish beim Militär war, George es aber geschafft hatte, an der Universität von Aberdeen aufgenommen zu werden, wo er Jura studierte.
    Ich war sehr beeindruckt. „Aber das ist wunderbar. Ich wußte gar nicht, daß er so klug ist!“
    „Er hat immer schon hart gearbeitet … ein richtiger Bücherwurm.“
    „Also werden weder Hamish noch George in die Fußstapfen ihres Vaters treten.“
    „Och, für die jungen ist es etwas anderes. Sie wollen ihr Leben nicht bei jedem Wetter auf dem Berg verbringen … das ist zu ruhig für sie. Und wissen Sie, man kann es ihnen nicht zum Vorwurf machen. Es ist kein Leben für einen jungen Mann, obwohl wir es ganz gut geschafft haben, sie großzuziehen. Es steckt kein Geld mehr darin heutzutage. Nicht wenn sie mit einem Job in der Stadt dreimal soviel verdienen können, als Geschäftsleute, in einer Fabrik oder in einem Büro.“
    „Ist Gibson traurig darüber?“
    „Nein.“ Sie sah ihren Mann voll Zuneigung an, aber er war zu vertieft in sein Gespräch mit Sinclair, als daß er ihren Blick bemerkt hätte. „Nein, er war immer darauf bedacht, daß sie tun sollten, was sie wollten, damit sie selber gut zurechtkommen. Er hat Geordie immer ermutigt … und wissen Sie“, fügte Mrs. Gibson hinzu, „es geht doch nichts über eine gute Ausbildung.“
    „Haben Sie nicht Bilder von den beiden? Ich wüßte gern, wie sie aussehen.“
    Begeistert sprang sie auf. „Sie liegen neben meinem Bett. Ich gehe sie holen.“
    Schon eilte sie davon, und ich hörte ihre schweren Schritte auf der kleinen Treppe und dann im Zimmer über uns. Hinter mir sagte Gibson: „Wissen Sie, es ist alles in Ordnung mit den alten Schießständen … als sie gebaut wurden, wurden sie gebaut, um zu halten … sie sind nur ein kleines bißchen zugewachsen.“
    „Und die Vögel?“
    „Aye, es gibt jede Menge Vögel. Wissen Sie, ich hatte im Frühjahr ein paar Füchse mit ihren Jungen.“
    „Wie steht es mit den Kühen?“
    „Ich habe dafür gesorgt, daß sie da nicht herumtrampeln.
    Und die Heide ist großartig, sie wurde gut abgebrannt am Beginn der Saison …“
    „Wird Ihnen die Arbeit nicht zuviel?“
    „Noch bin ich fit genug dafür.“
    „Meine Großmutter erzählte, daß Sie im letzten Winter ein oder zwei Wochen im Bett lagen.“
    „Das war nur ein bißchen Grippe. Der Doktor hat mir eine Flasche Medizin gegeben, und ich war wieder kerngesund. Sie müssen nicht auf alles hören, was die Frauen sagen.“
    Mrs. Gibson, die mit den Fotos zurückkehrte, runzelte die Stirn.
    „Was ist das mit den Frauen?“
    „Ihr seid ein Haufen alter Glucken“, sagte ihr Mann. „Macht eine große Geschichte wegen einem kleinen bißchen Grippe …“
    „Es war durchaus nicht nur ein bißchen. Und was ich mich anstrengen mußte, damit er im Bett blieb!“ Sie reichte mir die Fotos, damit ich sie betrachten konnte, und erwärmte sich für das Thema. „Ich war gar nicht so sicher, daß es nur Grippe war … Ich hab darauf gedrängt, daß er sich röntgen läßt, aber er wollte nichts davon hören.“
    „Das sollten Sie aber, Gibson.“
    „Ach, ich habe keine Zeit, wegen solcher Schnapsideen nach Inverness zu fahren …“ Als wollte er dringend das Thema wechseln, schob er seinen Stuhl näher zu mir, um über meine Schulter auf die Fotos seiner Söhne zu schauen: Hamish war ein solide aussehender Unteroffizier bei den Camerons, und George posierte formell in einem Fotostudio. „Geordie ist auf der Universität, hat Mrs. Gibson Ihnen das erzählt? Im dritten Jahr jetzt, und am Ende wird er Jurist. Wissen Sie noch, wie er Ihnen geholfen hat, das Baumhaus zu bauen?“
    „Und es steht heute noch. Es ist nicht runtergeweht worden.“
    „Alles was Geordie anfaßt, macht er ordentlich. Er ist ein großartiger Kerl.“
    Wir blieben noch eine Zeitlang, um zu plaudern, dann schob Sinclair seinen Stuhl zurück und sagte, es sei Zeit zu gehen. Die Gibsons kamen mit heraus, um uns zu verabschieden. Sofort fingen die Hunde wieder mit ihrem Gebell an, so daß wir alle hinüber zu den Zwingern gingen, um mit ihnen zu sprechen. Es waren zwei, beides Hündinnen, die eine schwarz, die andere goldfarben. Die eine hatte ein weiches, cremiges Fell und einen liebenswerten Gesichtsausdruck mit schwarzen, leicht nach oben gebogenen Augen.
    „Sie sieht aus wie Sophia Loren“, stellte ich fest.
    „Oh, aye“, sagte Gibson. „Sie ist ganz hübsch. Sie ist gerade läufig, deshalb bringe ich sie morgen rüber nach

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