Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
»bitte vergiß nicht, sie hat dich verlassen.«
    Ender blickte Valentine an. Dann Novinha, lange und intensiv. »Das ist wahr, oder? Du hast mich verlassen. Ich habe dich dazu gebracht, mich wieder anzunehmen.«
    Novinha nickte.
    »Aber ich dachte – ich dachte, du brauchtest mich. Immer noch.«
    Novinha zuckte die Achseln. »Andrew, das war immer das Problem. Ich brauchte dich, aber nicht aus Pflichtbewußtsein heraus. Ich brauche dich nicht, weil du dein Wort mir gegenüber halten mußt. Dich jeden Tag zu sehen und zu wissen, daß es Pflichtbewußtsein ist, das dich hält, wie, glaubst du, wird mir das helfen, Andrew?«
    »Du willst, daß ich sterbe?«
    »Ich will, daß du lebst«, sagte Novinha. » Lebst . Als Peter. Das ist ein prächtiger junger Bursche, der ein langes Leben vor sich hat. Ich wünsche ihm alles Gute. Sei jetzt er, Andrew. Laß diese alte Witwe hinter dir zurück.
    Du hast deine Pflicht mir gegenüber erfüllt. Und ich weiß, daß du mich wirklich liebst, genau wie ich immer noch dich liebe. Der Tod negiert das nicht.«
    Ender sah sie an, denn er glaubte ihr und fragte sich, ob er recht daran tat, ihr zu glauben. Sie meint es ernst; wie kann sie es ernst meinen; sie sagt jetzt das, wovon sie glaubt, daß ich will, daß sie es sagt; aber was sie sagt ist wahr. Hin und her, ringsherum spielten die Fragen in seinem Geist.
    Aber dann, an irgendeinem Punkt, verlor er das Interesse an den Fragen und schlief ein.
    Genau so kam es ihm vor. Als schliefe er ein.
    Die drei Frauen um sein Bett sahen, wie seine Augen sich schlossen. Novinha seufzte sogar, weil sie dachte, sie hätte versagt. Setzte sogar dazu an, sich abzuwenden. Aber dann keuchte Plikt auf. Novinha drehte sich wieder um. Enders Haare waren ihm alle ausgegangen. Sie langte danach, wollte ihn berühren, wollte alles wiedergutmachen, wußte jedoch, daß das beste, was sie tun konnte, sein würde, ihn nicht zu berühren, ihn nicht aufzuwecken, ihn gehen zu lassen.
    »Seht euch das nicht an«, murmelte Valentine. Aber keiner von ihnen machte Anstalten zu gehen. Ohne etwas anzufassen, ohne noch einmal zu sprechen, sahen sie zu, wie seine Haut gegen die Knochen sackte, wie er austrocknete und zerfiel, wie er sich unter den Laken, auf dem Kissen zu Staub verwandelte und dann sogar der Staub zerfiel, bis er zu fein war, um noch sichtbar zu sein. Nichts mehr war vorhanden. Absolut niemand mehr, bis auf das tote Haar, das als erstes von ihm abgefallen war.
    Valentine langte mit der Hand hinunter und begann das Haar zu einem Haufen zusammenzukehren. Einen Augenblick lang war Novinha empört. Dann begriff sie. Sie mußten etwas begraben. Sie mußten eine Beisetzung abhalten und das, was von Andrew Wiggin übrig war, der Erde übergeben. Novinha streckte die Hand aus und half. Und als auch Plikt ein paar vereinzelte Haare aufhob, wich Novinha ihr nicht aus, sondern nahm diese Haare in ihre eigenen Hände, genau wie sie jene nahm, die Valentine eingesammelt hatte. Ender war frei. Novinha hatte ihn befreit. Sie hatte die Dinge gesagt, die sie sagen mußte, um ihn gehen zu lassen.
    Hatte Valentine recht? Würde dies auf lange Sicht anders sein als bei den anderen, die sie geliebt und verloren hatte? Später würde sie es wissen. Aber jetzt, heute, in diesem Augenblick, war alles, was sie fühlen konnte, die grausige Last der Trauer in ihrem Innern. Nein, wollte sie schreien. Nein, Ender, es war nicht wahr. Ich brauche dich immer noch, Pflicht oder Schwurtreue, was immer nötig ist, ich will dich immer noch bei mir haben, niemand hat mich jemals so geliebt, wie du mich geliebt hast, und ich habe das gebraucht, ich habe dich gebraucht, wo bist du jetzt, wo bist du jetzt, wo ich dich doch so liebe?
    ›Er läßt los‹, sagte die Schwarmkönigin.
    ›Aber kann er seinen Weg in einen anderen Körper finden?‹ fragte Mensch. ›Laß ihn nicht verlorengehen!‹
    ›Es liegt allein an ihm‹, sagte die Schwarmkönigin. ›Ihm und Jane.‹
    ›Weiß sie davon?‹
    ›Ganz gleich, wo sie sich befindet, sie ist immer noch auf ihn eingestimmt. Ja, sie weiß es. Bereits jetzt, in diesem Augenblick, sucht sie nach ihm. Ja, und da ist sie schon.‹
    Sie sprang wieder aus dem Netz hinaus, das sie so zart, so freundlich umfangen hatte; es haftete an ihr; ich komme zurück, dachte sie, ich komme zu euch zurück, aber nicht, um wieder so lange zu bleiben; es schadet euch, wenn ich so lange bleibe.
    Sie sprang und fand sich bei jenem wohlbekannten Aiúa wieder, mit dem sie

Weitere Kostenlose Bücher