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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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daß er auch früher schon fort gewesen war. Als sie ihn durch seine drei Körper gejagt hatte und er zuletzt für einen Augenblick davongesprungen war, war es eben jener Sprung gewesen, der sie zu dem Filigran des Baumnetzes geführt hatte. Natürlich, er würde es wieder tun! Er würde zu dem einzigen anderen Ort springen, zu dem er je gesprungen war!
    Sie folgte ihm, und er war da, aber nicht dort, wo sie gewesen war, nicht bei den Mutterbäumen, nicht einmal bei den Vaterbäumen. Überhaupt nicht bei den Bäumen. Nein, er war dorthin nachgefolgt, wo sie damals nicht hatte hingehen wollen, längs der dicken und seilartigen Ranken, die zu ihnen führten; nein, nicht zu ihnen , zu ihr . Der Schwarmkönigin. Derjenigen, die er in ihrem trockenen Kokon dreitausend Jahre lang von Welt zu Welt mit sich herumgetragen hatte, bis er schließlich eine Heimat für sie fand. Jetzt gab sie das Geschenk endlich zurück; als Janes Aiúa sich die Ranken entlangtastete, die zu ihr führten, war er da, unsicher und verloren.
    Er erkannte sie. Von allem abgeschnitten, wie er es war, war es erstaunlich, daß er überhaupt etwas erkannte; aber er erkannte sie. Und einmal mehr folgte er ihr. Diesmal führte sie ihn nicht in den Körper, den er ihr geschenkt hatte; der gehörte jetzt ihr; nein, der war jetzt sie. Statt dessen führte sie ihn zu einem anderen Körper an einem anderen Ort.
    Aber er verhielt sich, wie er es in dem Körper getan hatte, der jetzt ihr eigen war; er schien hier ein Fremder zu sein. Obgleich die Million Aiúas des Körpers nach ihm griffen, weil sie sich danach sehnten, von ihm getragen zu werden, blieb er auf Distanz. War es so schrecklich für ihn gewesen, was er in dem anderen Körper gesehen und gefühlt hatte? Oder lag es daran, daß dieser Körper Peter war, daß er für ihn all das repräsentierte, was er an sich selbst am meisten fürchtete? Er wollte ihn nicht annehmen. Er war sein, und er wollte nicht, konnte nicht …
    Aber er mußte. Sie führte ihn hindurch, schenkte ihm jeden einzelnen Teil davon. Das hier bist jetzt du. Was immer er früher einmal für dich bedeutet haben mag, das ist er jetzt nicht mehr – du kannst hier ganz sein, du kannst jetzt du selbst sein.
    Er verstand sie nicht; von jeder Art von Körper abgeschnitten, zu wie viel Denken war er überhaupt noch fähig? Er wußte nur, daß dieser Körper nicht der war, den er liebte. Die, die er liebte, hatte er aufgegeben.
    Trotzdem zog sie ihn weiter; er folgte. Diese Zelle, dieses Gewebe, dieses Organ, diese Glieder, sie sind du, sieh, wie sie sich nach dir sehnen, sieh, wie sie dir gehorchen. Und das taten sie, sie gehorchten ihm, obwohl er vor ihnen zurückwich. Sie gehorchten ihm, bis er endlich die Gedanken des Geistes zu denken und die Sinneswahrnehmungen des Körpers zu spüren begann. Jane wartete, beobachtete, hielt ihn an Ort und Stelle fest, zwang ihn durch schiere Willenskraft, lange genug zu bleiben, um den Körper anzunehmen, denn sie konnte sehen, daß er ohne sie loslassen würde; er würde fliehen. Ich gehöre nicht hierher, sagte sein Aiúa stumm. Ich gehöre nicht hierher, ich gehöre nicht hierher.
    Wehklagend und weinend bettete Wang-mu seinen Kopf auf ihren Schoß. Um sie herum versammelten sich die Samoaner, um ihre Trauer zu beobachten. Sie wußte, was es bedeutete, als er zusammenbrach, als er so schlaff wurde, als die Haare ihm ausgingen. Ender war tot, an irgendeinem fernen Ort gestorben, und er konnte den Weg hierher nicht finden. »Er hat sich verirrt«, schrie sie. »Er hat sich verirrt.«
    Undeutlich hörte sie einen Strom Samoanisch von Malu. Und dann die Übersetzung von Grace. »Er hat sich nicht verirrt. Sie hat ihn hierher geleitet. Die Göttin hat ihn hierher geleitet, aber er hat Angst davor zu bleiben.«
    Wie konnte er denn Angst haben? Peter, Angst? Ender, Angst? Lächerlich, in beiden Fällen. Welcher Teil von ihm war jemals ein Feigling gewesen? Was hatte er denn jemals gefürchtet?
    Und dann fiel es ihr ein – was Ender fürchtete, war Peter, und Peters Furcht hatte immer Ender gegolten. »Nein«, sagte sie, nur war es jetzt nicht mehr Trauer. Jetzt war es Enttäuschung, Wut, Not. »Nein, hör mir zu, du gehörst hierher! Das hier bist du, das wirkliche Du! Es ist mir egal, wovor du jetzt Angst hast! Es ist mir egal, wie verloren du sein magst. Ich will dich hier haben. Das hier ist dein Zuhause und ist es immer gewesen. Bei mir! Wir sind zusammen gut. Wir gehören zueinander. Peter! Ender –

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