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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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viel zu klein, um der Beachtung so großer Seelen der Chinesen und der Europäer würdig zu sein. Ihr seid die Lehrer, wie China und Europa stets die Lehrer Japans gewesen sind.«
    Wang-mu kannte Peter nicht besonders gut, aber sie kannte ihn gut genug, um zu sehen, daß er allmählich nervös wurde, weil er in Verlegenheit geriet, wie er weiter vorgehen sollte. Im Laufe seines Lebens und seiner Wanderungen hatte Ender in verschiedenen orientalischen Kulturen gelebt und sprach, laut Han Fei-tzu, sogar Koreanisch, was bedeutete, daß er wahrscheinlich imstande gewesen wäre, mit der ritualisierten Demut eines Mannes wie Hikari fertigzuwerden – vor allem, da dieser die Demut offensichtlich ironisch benutzte. Aber das, was Ender wußte, und das, was er seiner Peter-Identität mitgegeben hatte, waren offensichtlich zwei verschiedene Paar Schuhe. Diese Unterhaltung würde sie führen müssen, und sie spürte, daß die beste Methode, mit Hikari zu spielen, war, ihm die Kontrolle über das Spiel zu verweigern.
    »Nun gut«, sagte sie. »Wir werden Sie belehren. Denn indem wir Ihnen unsere Unwissenheit zeigen, werden Sie erkennen, wo wir am dringlichsten Ihrer Weisheit bedürfen.«
    Einen Augenblick lang sah Hikari Peter an. Dann klatschte er in die Hände. Eine Bedienstete erschien in der Tür. »Tee«, sagte Hikari.
    Sofort sprang Wang-mu auf die Füße. Erst als sie bereits stand, begriff sie, was sie im Begriff war zu tun. Dieser herrische Befehl, Tee zu bringen, war einer, dem sie viele Male in ihrem Leben Beachtung geschenkt hatte, aber es war kein blinder Reflex, der sie zum Aufspringen veranlaßte. Vielmehr war es ihre Eingebung, daß die einzige Methode, Hikari in seinem eigenen Spiel zu schlagen, war, ihn dazu zu zwingen, Farbe zu bekennen: Sie würde demütiger sein, als er zu sein verstand.
    »Ich bin mein ganzes Leben eine Dienerin gewesen«, sagte Wang-mu aufrichtig, »aber ich war immer eine ungeschickte«, was nicht so aufrichtig war. »Darf ich Ihre Dienerin begleiten und von ihr lernen? Ich mag nicht weise genug sein, um die Ideen eines großen Philosophen zu lernen, aber vielleicht kann ich von der Dienerin, die würdig ist, Aimaina Hikari Tee zu bringen, lernen, was mir zu lernen möglich ist.«
    An seinem Zögern konnte sie erkennen, daß Hikari wußte, daß er übertrumpft worden war. Aber der Mann war geschickt. Sofort erhob auch er sich. »Ihr habt mir bereits eine große Lehre erteilt«, sagte er. »Nun werden wir alle gehen und zuschauen, wie Kenji den Tee bereitet. Wenn sie Eure Lehrerin sein wird, Si Wang-mu, muß sie auch meine sein. Denn wie könnte ich es ertragen zu wissen, daß jemand in meinem Haus etwas weiß, was ich noch nicht gelernt habe?«
    Wang-mu kam nicht umhin, seine Findigkeit zu bewundern. Einmal mehr hatte er sich so erniedrigt, daß er unter ihr stand.
    Arme Kenji, die Dienerin! Sie war eine geschickte und gut ausgebildete Frau, sah Wang-mu, aber es machte sie nervös, wie diese drei, vor allem ihr Herr, ihr beim Zubereiten des Tees zuschauten. Darum griff Wang-mu sofort ein und »half« – aber so, daß sie dabei absichtlich einen Fehler machte. Sofort war Kenji in ihrem Element und gewann ihr Selbstvertrauen zurück. »Sie haben es vergessen«, sagte Kenji freundlich, »weil meine Küche so unrationell angeordnet ist.« Dann zeigte sie Wang-mu, wie der Tee zubereitet wurde. »Zumindest in Nagoya«, sagte sie bescheiden. »Zumindest in diesem Haus.«
    Wang-mu sah aufmerksam zu, wobei sie sich nur auf Kenji und das, was sie tat, konzentrierte, da sie rasch sah, daß die japanische Methode der Teezubereitung – oder vielleicht war es die Methode von Götterwind, oder bloß die Methode von Nagoya, oder die von demütigen Philosophen, die den Yamato-Geist hüteten – sich von dem Ablauf unterschied, den sie im Hause Han Fei-tzus so sorgfältig befolgt hatte. Als der Tee fertig war, hatte Wang-mu etwas von ihr gelernt. Denn da sie behauptet hatte, eine Dienerin zu sein, und eine Computerakte besaß, die angab, daß sie ihr ganzes Leben in einer chinesischen Gemeinde auf Götterwind zugebracht hatte, würde Wang-mu womöglich imstande sein müssen, Tee korrekt auf genau diese Weise zu servieren.
    Sie kehrten in das vordere Zimmer von Hikaris Haus zurück, Kenji und Wang-mu jede einen kleinen Teetisch tragend. Kenji bot ihren Tisch Hikari an, aber der winkte sie hinüber zu Peter und verneigte sich dann vor ihm. Es war Wang-mu, die Hikari bediente. Und als Kenji sich rückwärts

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