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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Qing-jao
     
    Der Schwebewagen glitt dicht über den Amarantfeldern dahin, die unter der Morgensonne Lusitanias von Krabblern bestellt wurden. In der Ferne stiegen bereits Wolken auf, Kumulushaufen, die sich hoch aufbauschten, obwohl es noch nicht Mittag war.
    »Warum fliegen wir nicht zum Schiff?« fragte Val.
    Miro schüttelte den Kopf. »Wir haben genügend Welten gefunden«, sagte er.
    »Meint Jane das?«
    »Jane ist heute ungeduldig mit mir«, sagte Miro, »wodurch wir in etwa quitt wären.«
    Val starrte ihn an. »Dann stell dir meine Ungeduld vor«, sagte sie. »Du hast dir nicht einmal die Mühe gemacht zu fragen, was ich will. Bin ich demnach so unwichtig?«
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Du bist diejenige, die stirbt«, sagte er. »Ich habe versucht, mit Ender darüber zu reden, aber es hat zu nichts geführt.«
    »Wann habe ich dich um Hilfe gebeten? Und was genau unternimmst du jetzt im Augenblick, um mir zu helfen?«
    »Ich fliege zur Schwarmkönigin.«
    »Genausogut könntest du sagen, du fliegst auf einen Besuch zu deiner guten Fee.«
    »Dein Problem, Val, besteht darin, daß du vollständig von Enders Willen abhängig bist. Wenn er das Interesse an dir verliert, verschwindest du. Nun, ich werde herausfinden, wie wir dir einen eigenen Willen verschaffen können.«
    Val lachte und blickte von ihm weg. »Du bist so romantisch, Miro. Aber du durchdenkst die Dinge nicht bis zu Ende.«
    »Ich habe sie sehr wohl durchdacht«, sagte Miro. »Ich verwende meine gesamte Zeit darauf, Dinge zu durchdenken. Es ist das Handeln gemäß meiner Gedanken, das mir manchmal Schwierigkeiten bereitet. Von welchen sollte ich mich lenken lassen, und welche sollte ich ignorieren?«
    »Laß dich doch mal von dem lenken, uns zu fahren, ohne einen Unfall zu bauen«, sagte Val.
    Miro riß das Steuer herum, um einem im Bau befindlichen Sternenschiff auszuweichen.
    »Sie macht immer noch neue«, sagte Miro, »obwohl wir längst genug davon haben.«
    »Vielleicht weiß sie, daß der Sternenflug für uns ein Ende hat, wenn Jane stirbt. Je mehr Schiffe, desto mehr können wir zuwege bringen, bevor sie stirbt.«
    »Wer vermag schon zu erraten, wie die Schwarmkönigin denkt?« sagte Miro. »Sie macht Versprechungen, aber nicht einmal sie kann voraussagen, ob ihre Voraussagen eintreten werden.«
    »Warum treffen wir uns dann also mit ihr?«
    »Die Schwarmköniginnen haben einmal eine Brücke erschaffen, eine lebende Brücke, die es ihnen ermöglichte, ihr Bewußtsein mit dem Ender Wiggins zu verbinden, als er noch ein Kind und ihr gefährlichster Gegner war. Sie riefen ein Aiúa aus der Finsternis und plazierten es irgendwo zwischen den Sternen. Es war ein Geschöpf, das an der Natur der Schwarmkönigin teilhatte, aber auch an der Natur menschlicher Wesen, besonders der Ender Wiggins, so gut sie ihn eben verstehen konnten. Als sie die Brücke nicht mehr benötigten – als Ender sie alle bis auf die eine, die sich in ihren Kokon einspann, um auf ihn zu warten, umgebracht hatte –, existierte die Brücke weiter. Sie lebte inmitten der schwachen Verkürzerverbindungen der Menschheit, speicherte ihre Erinnerungen in den kleinen, zerbrechlichen Computernetzwerken der ersten Menschenwelt und ihrer wenigen Außenposten. Als die Computernetzwerke wuchsen, tat das auch jene Brücke, jenes Geschöpf, wobei es für sein Leben und seinen Charakter auf Ender Wiggin zurückgriff.«
    »Jane«, sagte Val.
    »Ja, das ist Jane. Was ich versuchen will herauszufinden, Val, ist, wie man Janes Aiúa in dich überführen kann.«
    »Dann werde ich Jane sein und nicht mehr ich selbst.«
    Miro hieb mit der Faust auf den Steuerknüppel des Schwebewagens. Das Gefährt schwankte und richtete sich dann automatisch wieder auf.
    »Glaubst du, ich hätte nicht darüber nachgedacht?« fragte Miro. »Aber jetzt bist du auch nicht du selbst! Du bist Ender – du bist Enders Traum oder sein Verlangen oder so etwas.«
    »Ich fühle mich nicht wie Ender. Ich fühle mich wie ich.«
    »Das ist richtig. Du hast deine Erinnerungen. Deine eigenen Körperempfindungen. Deine eigenen Erfahrungen. Aber nichts davon wird verloren gehen. Niemand ist sich seines eigenen tieferen Willens bewußt. Du wirst den Unterschied nicht einmal merken.«
    Sie lachte. »Ach, jetzt bist du auf einmal der Experte dafür, was bei etwas, das noch nie vorher versucht wurde, passieren würde?«
    »Ja«, sagte Miro. »Jemand muß entscheiden, was zu tun ist. Jemand muß entscheiden, was man glauben

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