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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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etwas ihr ähnlichem, weil ich wußte, daß ein unlängst erfolgtes Artensterben ein Gefahrensignal war. Ich kann nicht glauben, daß ich nicht begriffen habe, daß es das war, wonach Jane suchte.«
    »Und wenn wir ihre Heimatwelt finden?« fragte Miro. »Was dann?«
    »Ich stelle mir vor«, sagte Val, »wir studieren sie aus sicherer Distanz, vergewissern uns, daß wir recht haben, und alarmieren dann den Sternenwege-Kongreß, damit sie die Welt zur Hölle schicken können.«
    »Eine andere vernunftbegabte Spezies?« fragte Miro ungläubig. »Du glaubst, wir würden wirklich den Kongreß dazu auffordern, sie zu vernichten?«
    »Du vergißt, daß der Kongreß nicht auf eine Aufforderung wartet«, sagte Val. »Oder auf eine Erlaubnis. Und wenn sie glauben, Lusitania sei so gefährlich, daß es vernichtet werden müsse, was werden sie dann mit einer Spezies machen, die mir nichts, dir nichts gräßlich destruktive Viren herstellt und ausstreut? Ich bin nicht einmal sicher, daß der Kongreß damit im Unrecht wäre. Es war reiner Zufall, daß die Descolada den Vorfahren der Pequeninos geholfen hat, den Übergang zur Intelligenz zu schaffen. Falls sie ihnen überhaupt geholfen hat – es gibt Indizien dafür, daß die Pequeninos bereits intelligent waren und die Descolada sie beinahe ausgerottet hätte. Wer immer diesen Virus ausgesandt hat, hat kein Gewissen. Keine Vorstellung davon, daß andere Spezies ein Recht aufs Überleben haben.«
    »Vielleicht haben sie jetzt noch keine Vorstellung davon«, sagte Miro. »Aber wenn sie uns kennenlernen …«
    »Falls wir uns nicht irgendeine entsetzliche Krankheit einfangen und eine halbe Stunde nach der Landung sterben«, sagte Val. »Keine Sorge, Miro, ich sinne nicht darauf, jeden und alle zu vernichten, denen wir begegnen. Ich bin selbst fremdartig genug, um nicht auf die unterschiedslose Vernichtung alles Fremden zu hoffen.«
    »Ich kann nicht glauben, daß wir gerade eben erst begriffen haben, daß wir nach diesen Leuten suchen, und du schon davon sprichst, sie alle umzubringen!«
    »Wann immer Menschen auf Fremde treffen, ob schwach oder stark, gefährlich oder friedfertig, wird die Frage nach ihrer Vernichtung gestellt. Das ist in unsere Gene eingebaut.«
    »Die Liebe auch. Das Bedürfnis nach Gemeinschaft auch. Die Neugierde, die die Xenophobie überwindet, auch. Der Anstand auch.«
    »Du hast die Gottesfurcht ausgelassen«, sagte Val. »Vergiß nicht, daß ich in Wirklichkeit Ender bin. Es hat seinen Grund, daß man ihn den Xenoziden nennt, das weißt du.«
    »Ja, aber du bist seine sanftmütige Seite, richtig?«
    »Selbst sanftmütige Menschen erkennen an, daß die Entscheidung, nicht zu töten, manchmal eine Entscheidung zu sterben ist.«
    »Ich kann nicht glauben, daß gerade du das sagst.«
    »Also hast du mich doch nicht gekannt«, sagte Val mit einem selbstgefälligen kleinen Lächeln auf dem Gesicht.
    »Ich mag dich nicht, wenn du selbstgefällig bist«, sagte Miro.
    »Gut«, sagte Val. »Dann wirst du nicht so traurig sein, wenn ich sterbe.« Sie drehte ihm den Rücken zu. Er betrachtete sie eine Weile schweigend, verblüfft. Sie saß in ihrem Sessel zurückgelehnt da und sah sich die Daten an, die von den Sensoren an ihrem Sternenschiff hereinkamen. Blatt um Blatt mit Informationen reihten sich in der Luft vor ihr auf; sie drückte einen Knopf, und das vorderste Blatt verschwand, während das nächste nach vorne rückte. Natürlich war ihr Geist beschäftigt, aber da war noch etwas anderes. Eine Aura von Erregung. Anspannung. Es machte ihm Angst.
    Angst? Vor was? Es war das, worauf er gehofft hatte. In den vergangenen Augenblicken hatte die junge Valentine das fertiggebracht, was Miro bei seinem Gespräch mit Ender nicht gelungen war. Sie hatte Enders Interesse geweckt. Nun, da sie wußte, daß sie nach dem Heimatplaneten der Descolada suchte, nun, da es um eine große moralische Fragestellung ging, nun, da die Zukunft dieser Ramänner-Spezies von ihren Handlungen abhängen mochte, würde Ender sich dafür interessieren, was sie tat, würde sich wenigstens ebensoviel aus ihr machen wie aus Peter. Sie würde nicht verlöschen. Jetzt würde sie weiterleben.
    »Jetzt hast du es geschafft«, sagte Jane in seinem Ohr. »Jetzt wird sie mir ihren Körper nicht mehr geben wollen.«
    War es das, wovor Miro Angst hatte? Nein, das glaubte er nicht. Trotz ihrer Anschuldigungen wollte er nicht, daß Val starb. Er freute sich, daß sie plötzlich so viel lebendiger war, so

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