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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Aufmerksamkeit widmest, was sich auf ein paar anderen Planeten abspielt, und dein Körper hier deshalb an der Schwelle zur Selbstzerstörung steht. Was ich unter den Mikroskopen sehe, sind Zellen, die träge versuchen, Risse in ihren Zellwänden wieder zu schließen. Du stirbst stückchenweise, am ganzen Körper.«
    »Tut mir leid, daß ich euch so viel Mühe mache«, sagte Ender.
    Einen Augenblick lang dachten sie, dies sei der Anfang einer Unterhaltung, der Beginn des Genesungsprozesses. Aber nachdem er diese wenigen Worte gesagt hatte, schloß Ender die Augen und war wieder eingeschlafen, und die Instrumente zeigten unverändert das an, was sie auch angezeigt hatten, bevor er ein Wort gesagt hatte.
    O prima, dachte Plikt. Ich bitte ihn um ein Wort, er gewährt es mir, und jetzt weiß ich weniger als zuvor. Wir haben seine wenigen wachen Augenblicke damit zugebracht, ihm zu berichten, was vorgeht, statt ihm die Fragen zu stellen, die zu stellen wir vielleicht nie wieder Gelegenheit haben werden. Warum werden wir bloß alle dümmer, wenn wir uns an der Schwelle des Todes drängen? Aber trotzdem stand sie immer noch da, beobachtete, wartete, während die anderen, allein oder zu zweit, aufgaben und den Raum wieder verließen. Als letzte von allen kam Valentine zu ihr und berührte ihren Arm. »Plikt, du kannst nicht für immer hier bleiben.«
    »Ich kann so lange bleiben, wie er es kann«, sagte sie.
    Valentine schaute ihr in die Augen und mußte darin etwas erblickt haben, das sie veranlaßte, den Versuch aufzugeben, sie zu überzeugen. Sie ging hinaus, und wieder war Plikt allein mit dem zusammenbrechenden Körper des Mannes, dessen Leben der Mittelpunkt ihres eigenen war.
     
    Miro wußte kaum, ob er angesichts der Veränderung, die in der jungen Valentine vorgegangen war, seit sie den wahren Zweck ihrer Suche nach neuen Welten erfahren hatten, froh oder erschrocken sein sollte. Wo sie früher beherrscht, ja sogar schüchtern gewesen war, konnte sie sich jetzt kaum noch zurückhalten, Miro jedesmal, wenn er sprach, zu unterbrechen. In dem Augenblick, wo sie glaubte, sie verstünde, was er sagen wollte, setzte sie zu einer Antwort an – und wenn er sie darauf hinwies, daß er eigentlich etwas ganz anderes hatte sagen wollen, antwortete sie darauf, beinahe noch bevor er seine Erklärung beenden konnte. Miro wußte, daß er vielleicht überempfindlich war – er hatte lange Zeit mit einer so stark beeinträchtigten Sprache gelebt, daß fast jeder ihn unterbrach, und deshalb stellte er beim geringsten Affront in dieser Richtung sofort die Stacheln auf. Und dabei dachte er nicht einmal, daß irgendeine Bosheit darin lag. Val war einfach nur … aufgedreht. In jedem wachen Augenblick – und sie schien kaum noch zu schlafen, wenigstens sah Miro sie fast nie schlafen. Auch war sie nicht gewillt, zwischen den einzelnen Planeten nach Hause zurückzukehren. »Wir stehen unter Zeitdruck«, sagte sie. »Sie könnten jetzt jeden Augenblick das Signal geben, das Verkürzer-Netzwerk abzuschalten. Wir haben keine Zeit für überflüssige Ruhepausen.«
    Miro hätte am liebsten geantwortet: Definiere »überflüssig«. Er jedenfalls hätte viel öfter welche gebrauchen können, aber als er eine entsprechende Bemerkung machte, winkte sie nur ab und sagte: »Schlaf, wenn du willst, ich übernehme so lange.« Und dann machte er manchmal ein Nickerchen, nur um beim Aufwachen festzustellen, daß sie und Jane bereits drei weitere Planeten eliminiert hatten – von denen zwei jedoch die Merkmale einer descoladaartigen Einwirkung innerhalb der letzten tausend Jahre trugen. »Wir kommen näher«, pflegte Val dann zu sagen und interessante Fakten über die Daten vom Stapel zu lassen, bis sie sich selbst unterbrach – darin war sie demokratisch: sie unterbrach sich genauso leicht wie ihn –, um sich mit den Daten eines neuen Planeten zu befassen.
    Jetzt, nach nur einem Tag, hatte Miro praktisch aufgehört zu sprechen. Val war so auf ihre Arbeit fixiert, daß sie von nichts anderem redete; und zu diesem Thema hatte Miro wenig zu sagen, es sei denn von Zeit zu Zeit, wenn er irgendeine Information Janes weitergab, die durch seinen Ohrhörer statt über die allgemein zugänglichen Computer des Schiffes kam. Sein fast vollständiges Schweigen indes gab ihm Zeit zum Nachdenken. Das ist es, worum ich Ender gebeten habe, begriff er. Aber Ender konnte es nicht bewußt tun. Sein Aiúa richtet sich in dem, was es tut, nach Enders tiefsten Wünschen

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