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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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einzusetzen, wenn sie wollen, also brauchst du es gar nicht erst zu versuchen. Es steht zweifellos schon in deinem Bericht, dass du diesen kleinen Ausflug gemacht hast, während du doch eigentlich ein Schläfchen halten solltest, und das sagt ihnen wahrscheinlich, dass du ›auf Unsicherheit reagierst, indem du die Einsamkeit suchst, während du die Grenzen deiner neuen Umgebung austestest‹.« Für den letzten Teil verstellte sie ihre Stimme.
    Vielleicht hatte sie noch mehr Parodien auf Lager, aber er würde nicht lange genug bleiben, um es herauszufinden. Anscheinend gehörte sie zu den Leuten, die sich um alles kümmern mussten, und hatte niemanden gehabt, um den sie sich kümmern konnte, bis er vorbeigekommen war. Er hatte kein Interesse daran, ihren Mutterinstinkt zu befriedigen. Es war in Ordnung gewesen, sich auf Schwester Carlottas jahrzehntealte Wünsche einzulassen, weil sie ihn von der Straße weg und in die Kampfschule bringen konnte. Aber was hatte diese Petra Arkanian schon zu bieten?
    Er rutschte eine Stange hinunter, blieb vor der ersten Öffnung stehen, eilte in den Flur hinaus, rannte zur nächsten Leiter und kletterte zwei Decks höher, bevor er in einen weiteren Flur einbog und so schnell weiterrannte, wie er nur konnte. Sie hatte mit dem, was sie sagte, vielleicht recht gehabt, aber eins war sicher – er würde nicht zulassen, dass sie auf dem ganzen Weg zurück nach Grün-Braun-Grün seine Hand hielt. Wenn er sich hier durchsetzen wollte, sollte er besser niemanden sehen lassen, wie ein älteres Kind so etwas tat. Er befand sich jetzt vier Decks oberhalb der Messe-Ebene, auf der er eigentlich sein sollte. Auch hier waren Kinder unterwegs, obwohl nicht annähernd so viele wie auf dem Deck darunter. Die meisten Türen waren nicht gekennzeichnet, aber ein paar standen offen, darunter eine mit einem weiten Torbogen, die in einen Spieleraum führte.
    Bean hatte in ein paar Bars in Rotterdam Computerspiele gesehen, allerdings nur aus der Ferne, durch die Türen und vorbei an den Beinen von Männern und Frauen, die in ihrer endlosen Suche nach Vergessen dort ein und aus gingen. Er hatte nie gesehen, wie ein Kind ein Computerspiel spielte, nur auf den Vids in Schaufenstern. Hier schien es an der Tagesordnung zu sein. Zwischen zwei Unterrichtsstunden waren nur wenige Kinder zu finden, sodass die Geräusche jedes Spiels sich deutlich unterschieden. Ein paar Kinder waren mit Solospielen beschäftigt, und vier spielten ein Raumschiffspiel mit einer Holografie.
    Bean hielt sich weit genug zurück, um nicht in ihr Blickfeld zu geraten, und beobachtete sie. Jeder kontrollierte eine Flotte von vier winzigen Schiffen, und das Ziel bestand entweder darin, die anderen Flotten zu vernichten oder das sich träge bewegende Mutterschiff der anderen Flotten zu fangen, aber nicht zu zerstören. Bean lernte die Regeln und die Begrifflichkeiten, indem er den vier Jungen zuhörte.
    Das Spiel endete durch Zermürbung, nicht durch Schlauheit – der Sieger war einfach der, der sich beim Einsatz seiner Schiffe am wenigsten dumm angestellt hatte. Bean sah zu, wie sie ein neues Spiel begannen. Niemand warf eine Münze ein. Die Spiele hier waren umsonst.
    Bean beobachtete eine weitere Runde. Sie war genauso schnell vorbei wie die erste, denn alle Jungen setzten ihre Schiffe ungeschickt ein und vergaßen ständig, welches gerade nicht aktiv war. Es war, als betrachteten sie ihre Streitmacht als aktives Schiff mit drei Reserven.
    Vielleicht erlaubten die Steuervorrichtungen ja nichts anderes. Bean ging näher heran. Nein, es war möglich, den Kurs für ein Schiff zu setzen, dann zum Befehl für ein weiteres und noch eines überzugehen, anschließend zum ersten Schiff zurückzukehren und jederzeit seinen Kurs zu ändern.
    Wie waren diese Jungen in der Kampfschule gelandet, wenn das alles war, was ihnen einfiel? Bean hatte nie zuvor ein Computerspiel gespielt, aber er erkannte sofort, dass jeder kompetente Spieler rasch gewinnen würde, wenn das hier die beste Konkurrenz war.
    Â»He, Zwerg, willst du mitmachen?«
    Jemand hatte ihn bemerkt. Selbstverständlich bemerkten ihn die anderen nun auch.
    Â»Ja«, sagte Bean.
    Â»Wenn das die Schaben hören«, erwiderte der, der ihn angesprochen hatte. »Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Ender Wiggin?«
    Sie lachten, und dann machten sich alle vier auf den Weg zu ihrer

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