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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Sauerstoff darin, wie Schwester Carlotta sagte, verbraucht wurde und ersetzt werden musste. Darum ging es bei diesem Belüftungssystem. Diese Schächte führten in jeden Raum auf der Station.
    Bean setzte sich vor die Öffnung und tastete die Ecken ab. Es gab keine sichtbaren Schrauben oder Nägel, die das Drahtgitter der Abdeckung festhielten. Er schob die Fingernägel unter den Rand, drückte vorsichtig die Finger an die Seiten, stemmte ein wenig, dann ein wenig mehr. Jetzt passten seine Finger unter den Rand. Er zog sie direkt nach vorn. Die Abdeckung löste sich von der Öffnung, und Bean fiel nach hinten.
    Nur für einen Augenblick. Er stellte die Abdeckung beiseite und versuchte, in die Öffnung hineinzuschauen. Der Schacht war nur fünfzehn Zentimeter tief. Oben war er fest abgeschlossen, aber nach unten hin öffnete er sich und führte weiter ins Belüftungssystem.
    Bean betrachtete die Öffnung abschätzend, genau wie er es vor vielen Jahren gemacht hatte, als er auf dem Toilettensitz stand und die Innenseite des Toilettentanks betrachtete, um festzustellen, ob er hineinpassen würde. Das Ergebnis war das Gleiche – es würde eng und schmerzhaft werden, aber er konnte es schaffen.
    Er streckte einen Arm hinein und nach unten. Er konnte den Boden nicht erreichen. Aber bei so kurzen Armen wie den seinen hatte das keine Bedeutung. Man konnte nicht erkennen, in welche Richtung der Schacht weiterging, wenn er den Boden erreichte. Bean konnte sich vorstellen, dass der Schacht unter dem Boden des Decks hindurchführte, aber das fühlte sich irgendwie falsch an. Schwester Carlotta hatte erzählt, dass jedes kleine Stückchen Material für den Bau der Station von der Erde oder den Fabriken auf dem Mond herangeschafft werden musste. Also hatten sie wahrscheinlich keine großen Löcher zwischen den Decks und der Decke darunter gelassen, weil das nur Raum verschwenden würde, in den kostbare Luft gepumpt werden musste, ohne dass jemand sie atmete. Nein, die Schächte würden sich hinter den Außenwänden befinden. Und sie waren wahrscheinlich nirgendwo tiefer als fünfzehn Zentimeter.
    Er schloss die Augen und stellte sich ein Belüftungssystem vor. Maschinen stellten warmen Wind her, der durch die schmalen Schächte zog und frische, atembare Luft in jedes Zimmer trug.
    Nein, das würde nicht funktionieren. Es musste auch eine Stelle geben, wo die Luft wieder zurückgesaugt wurde. Und wenn die Luft von den Außenwänden her in die Räume geblasen wurde, mussten sich die Absaugöffnungen … im Flur befinden.
    Bean sprang auf und rannte zur Tür des Spielzimmers. Und tatsächlich, die Decke im Flur war mindestens zwanzig Zentimeter niedriger als die Decke im Zimmer. Aber es gab keine Belüftungsöffnungen, nur Beleuchtungskörper.
    Er ging wieder zurück ins Zimmer und schaute nach oben. An der Wand, die an den Flur grenzte, zog sich ganz oben ein schmaler Schlitz entlang, der eher dekorativ als praktisch wirkte. Die Öffnung war nicht breiter als drei Zentimeter. Nicht einmal Bean würde dort hineinpassen.
    Er eilte wieder zu der Ausstoßöffnung, von der er das Gitter genommen hatte, und zog die Schuhe aus. Kein Grund, irgendwo stecken zu bleiben, nur weil seine Füße so viel größer waren, als sie sein mussten.
    Er setzte sich der Öffnung gegenüber und schwang die Beine hinein. Dann wand er sich, bis die Beine ganz in dem Loch waren und sein Po am Rand der Öffnung hing. Seine Füße hatten immer noch nicht den Boden erreicht. Kein gutes Zeichen. Was, wenn der Schacht direkt zur Maschine führte?
    Er wand sich wieder hinaus und versuchte es dann mit dem Rücken zur Öffnung. Das war schwerer und tat mehr weh, aber nun konnte er seine Arme einsetzen und sich gut festhalten, als er bis zur Brust ins Loch robbte.
    Seine Füße berührten den Boden.
    Er tastete mit den Zehen. Ja, das Schachtsystem verlief nach links und rechts entlang der Außenwand des Zimmers. Und die Öffnung war groß genug, dass er hineinrobben und sich dann – wenn er auf der Seite lag – von einem Zimmer zum anderen winden konnte.
    Mehr brauchte er im Augenblick nicht zu wissen. Er hüpfte ein wenig, sodass seine Arme weiter ins Zimmer hineinreichten, und wollte sich wieder hochziehen. Stattdessen rutschte er tiefer in den Schacht.
    Na wunderbar. Irgendwann würde jemand nach ihm suchen, oder

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