Enders
startete. »Das ist Emma!«
»Die Blondine dahinten?«, fragte Hyden.
»Ja.«
Er dunkelte den Airscreen ab und stieg aus.
»Emma!«, rief er, als sie an seinem SUV vorbeifuhr.
Sie drehte sich um, sah Hyden an und raste davon.
Ich beugte mich aus dem Fenster. »Großartig! Du hast ihr einen Schrecken eingejagt«, sagte ich vorwurfsvoll.
»Hat sie dich gesehen?«, fragte er mich.
Michael schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
Ich deutete auf die Straße. »Bleib an ihr dran.«
Hyden sprang wieder ins Auto und folgte ihr. Zu dieser späten Stunde waren nur wenige Autos unterwegs, und es dauerte nicht lange, bis wir ihre Rücklichter entdeckten.
»Da ist sie!«, rief ich. Ein Minivan schob sich zwischen uns und das Cabrio. »Sie darf uns nicht entwischen.«
»Keine Sorge, wir kriegen sie«, sagte Hyden.
»Es geht nicht nur darum, dass sie zu den Chipträgern gehört«, erklärte ich. »Ich habe Helena versprochen, sie zu finden. Sie weiß nicht, dass ihre Großmutter tot ist und ihr die Hälfte ihres Besitzes vermacht hat.«
»Das sind Dinge, die sie erfahren sollte«, unterstützte mich Michael.
»Ich sage doch, wir kriegen sie«, wiederholte Hyden nur.
Emma nahm die Auffahrt zur Schnellstraße und wandte sich nach Osten.
»Noch hat sie uns nicht entdeckt«, sagte Hyden.
»Ich habe ihre Nummer, aber …« Ich hielt mein Handy hoch.
»Ich glaube nicht, dass sie rangehen würde«, meinte er. »Und überhaupt, wir haben etwas Besseres.«
»Das Suchgerät«, sagte Michael.
Hyden schaltete den Scanner ein. Kurz darauf blinkte ein roter Punkt auf dem Airscreen.
»Das ist sie.«
Jetzt, da wir ihr Signal hatten, nahm Hyden den Fuß ein wenig vom Gas. Die wenigen Autos, die auf der Schnellstraße fuhren, halfen uns einerseits, unentdeckt zu bleiben, und erlaubten es andererseits, unauffällig auf Sichtabstand zu fahren – für den Fall, dass der Scanner ihr Signal verlor.
»Wie weit muss sie sich von uns entfernen, dass der rote Punkt vom Bildschirm verschwindet?«, fragte ich.
»Etwa eine Viertelmeile. Hängt davon ab, ob Gebäude das Signal abschirmen oder nicht.«
Sie fuhr etwa fünfundzwanzig Minuten nach Osten. Dann wechselte sie auf die rechte Spur.
»Da!«, rief ich.
»Ich sehe sie.«
Sie wechselte erneut, diesmal auf die Abbiegespur. Wir warteten einen Moment, ehe wir ihr folgten. Kurz darauf verließ sie die Schnellstraße.
»Fahr nicht zu dicht auf«, warnte ich.
»Callie, ich mache so was nicht zum ersten Mal.«
Sie bog nach links ab. Wir ließen zwei Autos vor uns einscheren und wandten uns dann ebenfalls nach links. Die Gegend wurde zwielichtig. Wir kamen an kleinen Läden mit vergitterten Fenstern und Schildern in fremden Sprachen vorbei, an verlassenen Arealen von Schrott- und Gebrauchtwagenhändlern.
»Was sucht sie hier?«, fragte Michael. »Eine reichlich merkwürdige Umgebung für ein reiches Mädchen.«
»Habt ihr schon mal daran gedacht, dass sie fremdgesteuert sein könnte?«, entgegnete Hyden.
»Nein.« Ich ließ ihr Signal nicht aus den Augen. »Wie kommst du darauf?«
»Ich sage nur, dass es möglich wäre. Das dürfen wir nicht außer Acht lassen.«
Sie bog in eine Seitenstraße ein. Wir hielten Abstand.
»Was wird das denn?«, murmelte Hyden.
»Da.«
Mitten in einer Reihe mit Brettern vernagelter Läden gab es ein Gebäude, das geöffnet war. Ein Café. Winzig. Eine Spelunke.
»Die Prinzessin mischt sich unter das Volk«, meinte Michael.
Wir blieben ein Stück zurück und parkten in doppelter Reihe auf der Straße, während Emma auf das kleine Grundstück neben dem Café fuhr. Es war von einem Drahtzaun umgeben, aber das Tor stand für Gäste offen. Sie stieg aus und ging nach drinnen, ohne einen Blick auf unseren SUV zu werfen.
»Wir steigen hier aus«, sagte Hyden zu mir. »Michael, du parkst den Wagen zwei Straßenblöcke entfernt und kommst dann zu uns.«
Wir stiegen aus und betraten das Café. Bräunliche Halbgardinen hingen vor total verdreckten Fenstern. Aus billigen Lautsprechern kam ein verrauschter Blues. Der Boden bestand aus blankem Estrich. Es war die Art von Etablissement, in das man nur ging, wenn man vor Liebeskummer in seinen Cappuccino weinen wollte.
Ein dürrer Ender tat offenbar genau das. Er saß mit trübseligem Blick an einem der vier winzigen Rundtische und schlürfte seinen Espresso. Er sah so aus, als wäre ihm ein Whisky lieber gewesen.
Emma stand mit dem Rücken zu uns am Tresen und starrte auf den Airscreen mit der
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