Endless: Roman (German Edition)
Ausstellungseröfnung heute Abend birgt ein hohes Sicherheitsrisiko.‹« Er stieß ein bitteres Lachen aus. »›Alle Führungskräfte und hochstehenden Garden melden sich bitte innerhalb der nächsten Stunde am Eingang zur Tiefgarage des Metropolitan Museum of Art. Alle anderen melden sich im Hauptquartier.‹« Alaric steckte das Handy wieder in die Tasche. »Wahrscheinlich werden Suchmannschaften gebildet, die in Freewell nach Holtzman und den anderen suchen sollen.«
»Warum werden denn die Führungskräfte alle zum Metropolitan Museum of Art geschickt?«
»Ja, genau«, sagte Jonathan. »Machen sie sich mehr Sorgen um einen Haufen reicher Sponsoren und Bischöfe als um ihre eigenen Angestellten?«
Alaric zuckte mit den Schultern. »Der Vatikan ruft nicht jeden Tag den Notstand aus. Das haben sie in all den Jahren, seit ich für die Geheime Garde arbeite, noch nie gemacht. Und es ist höchstunwahrscheinlich, dass es heute passiert ist, weil die Frau eines Zahnarztes aus New Jersey
ihr Haus in Brand gesetzt hat und hier irgendwo frei herumläuft. Die Bedrohung, die sie fürchten, ist etwas größer als Brianna Delmonico. Ich habe den Eindruck, sie erwarten auf der heutigen Gala einen prominenten Überraschungsgast, für den sie die Sicherheitsmaßnahmen verstärken mussten.«
»Wirklich?«, fragte Jonathan beeindruckt. »Wen? Den Bürgermeister?«
»Nein«, antwortete Alaric und blickte zu den Kruzifixen über den Fenstern im Wohnraum.
Meena keuchte auf.
»Nein«, sagte sie.
17
Meena blickte finster aus dem Taxifenster auf der Fahrt ins Metropolitan Museum of Art. Sie war so wütend.
Und Alaric wusste es.
»Mach nicht so ein Gesicht«, sagte er zu ihr. »Heute Abend ist der Erzbischof da. Du kannst ja einen Versetzungsantrag stellen. Vielleicht nach Irland. Dann siehst du mich nie wieder. In Irland gibt es für meinen Geschmack viel zu viele Kobolde. Ich hasse Kobolde. Gierige kleine Scheißkerle.«
»Das ist nicht lustig«, erwiderte sie wütend. »Ich fasse es nicht, dass du ihnen erzählt hast, ich hätte gestern Abend Lucien gesehen.«
»Meena« – Alaric blickte ihr in die Augen –, »ich habe es ihnen nicht erzählt.«
»Ja klar«, entgegnete sie. »Auf dem Heimweg von New Jersey hast du mir doch in allen Einzelheiten deine Theorie vorgebetet, dass Lucien Antonescu all diese Touristen getötet hat. Erzähl mir nicht, dass sie nicht deshalb den Notstand ausgerufen haben. Natürlich ist das der Grund, Alaric.«
Als Jonathan gehört hatte, dass der Fürst der Finsternis wieder da war, hatte er geschrien: »Na, toll. Das ist ja einfach großartig. Wann wolltest du es mir denn erzählen?
Muss ich euch daran erinnern, dass ich damals auf den Typ geschossen habe? Er sitzt jetzt wahrscheinlich mit seinen ganzen Untergebenen da und überlegt sich, wie er sich am besten an mir rächen kann. Oh mein Gott, ich muss mich hinlegen.« Dann war er mit seinem SuperStaker im Schlafzimmer verschwunden.
»Ich habe dir doch im Auto gesagt, dass Lucien diese Morde gar nicht begangen haben kann«, zischte Meena Alaric an. Sie redete bewusst so leise, dass der Taxifahrer sie hinter der Plastikscheibe nicht verstehen konnte. »Und warum sollte gerade er heute Abend auf der Eröffnung auftauchen? Von religiösen Ikonen jeder Art wird Vampiren übel, daher bezweifle ich, dass er sich Vatikanschätze anschauen will, ganz zu schweigen davon, dass er Lust hat, mit einem Haufen kirchlicher Würdenträger herumzuhängen. Das Ganze ist so aus dem Ruder gelaufen. Mittlerweile ist das so eine Art Hexenjagd geworden, wie im sechzehnten Jahrhundert. Für alles, was in der Welt nicht in Ordnung ist, willst du Lucien verantwortlich machen, und dabei …«
»Ich weiß. Das hast du mir bereits gesagt«, unterbrach Alaric sie. Er blitzte sie wütend an. »Er ist so schwach und anämisch, und du machst dir Sorgen um ihn, bla bla bla. Aber er war nicht zu schwach, um die Tür von diesem Volvo abzureißen, was?«
Meena schüttelte den Kopf. »Du kapierst es einfach nicht«, sagte sie. Sie lehnte sich zurück und blickte finster auf die Straße. »Du kapierst es einfach nicht.«
»Ich kapiere sehr wohl, dass über fünfzig Personen bei einem Besuch in dieser Stadt in den letzten Monaten verschwunden
sind – allein zehn in den letzten zwei Wochen. In den Medien wurde nur ab und zu erwähnt, dass eine Familie nicht aus ihrem Hotelzimmer ausgecheckt hat, nachdem sie im Wachsfigurenkabinett oder am Ground Zero gewesen ist.
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