Endless: Roman (German Edition)
neue High Heels geschlüpft.
Sie verstand nicht, warum ihr Herz schneller schlug. Sie freute sich doch gar nicht darauf, Alaric zu sehen.
Aber kaum hatte sie die Tür geöffnet und sein Gesicht gesehen, da wusste sie es.
Es lag nicht an Alarics Kleidung. Er sah gut aus in seinem Smoking, die dunkelblonden Haare noch feucht vom Duschen.
Nein, es lag an seinen Augen. Heute Abend glitzerten
sie nicht jungenhaft und mutwillig wie sonst. Sie leuchteten auch nicht tödlich entschlossen. Sie kannte den Ausdruck nicht.
»Was ist?«, fragte sie, und ihr Herz schlug noch schneller. Was war passiert? Lucien? War etwas mit Lucien? Jetzt schon? Aber Alaric war doch gerade erst gekommen. War Lucien etwa gleichzeitig mit ihm im Flur …? Meena versuchte, an Alarics breiten Schultern vorbeizuschauen.
»Mach mal die Nachrichten an«, sagte er grimmig.
Erst da erkannte sie den Ausdruck in seinen Augen. Sie hatte ihn bisher nur einmal gesehen, in jener Nacht in der Sankt-Georgs-Kathedrale, als Lucien Antonescu sie beinahe getötet hatte.
Es war Angst.
16
Alaric kam herein, ließ die Reisetasche, die er über eine Schulter geschlungen hatte, auf den Boden fallen und verriegelte die Tür. Meena hatte bereits die Fernbedienung in der Hand.
»Oh, hey, Alaric.« Jonathan tauchte aus seiner Schlafkammer auf und versuchte den Eindruck zu erwecken, Alarics Besuch sei eine große Überraschung für ihn.
Meena allerdings fiel auf, dass er sich umgezogen hatte und jetzt Hemd und Khakihose trug, die eigentlich nur für die Arbeit reserviert waren. Heute Abend jedoch musste er gar nicht zur Arbeit, weil sie ja ursprünglich mit Adam und Leisha ausgehen wollten. Und ganz zufällig hatte er das Ding dabei, das er erfunden hatte.
»Ich wusste gar nicht, dass du vorbeikommst«, sagte er. »Du siehst ja scharf aus im Smoking, Kumpel. Wie Daniel Craig in Casino Royale.«
Alaric ignorierte ihn. Er sank auf die Couch, den Blick auf den Bildschirm geheftet. Er schien noch nicht einmal zu bemerken, dass Jack Bauer – der Alaric zu seinen Lieblingsmenschen zählte, seit er sein Leben für den Hund riskiert hatte, da er wusste, wie sehr Meena an ihm hing – auf die Armlehne der Couch gesprungen war und ihm glücklich ins Ohr keuchte.
Meena hatte den Nachrichtensender eingeschaltet.
»Ab morgen wird in Manhattan eine der seltensten und wertvollsten Kunstsammlungen zu sehen sein«, sagte ein liebenswürdiger Nachrichtensprecher in die Kamera. »Die Ausstellung – Vatikanschätze: eine Reise durch Glauben und Kunst – wird bis Ende Dezember im Metropolitan Museum of Art gezeigt. New York City ist die erste Stadt der amerikanischen Tournee. Unsere Korrespondentin Genevieve Fox ist heute auf der großen Eröffnung. Genevieve?«
Meena, die sich neben Alaric auf die Couch gesetzt hatte, blickte ihn fragend an.
»Gehen wir gleich auch dorthin?«, wollte sie wissen.
Er brachte sie zum Schweigen, nahm ihr die Fernbedienung aus der Hand und stellte den Ton lauter.
»Hallo, Pat«, sagte Genevieve. Sie stand im Abendkleid auf einem roten Teppich vor dem Metropolitan Museum of Art. Ihr Goldschmuck funkelte mit ihren weißen Zähnen um die Wette. Um sie herum standen zahlreiche andere Reporter, von denen niemand auch nur annähernd so elegant gekleidet war wie sie. »Ich befinde mich hier auf der Eröffnung der Ausstellung Vatikanschätze: eine Reise durch Glauben und Kunst. Viele der ausgestellten Objekte haben den Vatikan noch nie verlassen. Und ich kann Ihnen sagen, man spürt die Spannung auf dieses einzigartige Ereignis, während die Gäste und Sponsoren eintreffen.«
»Oh, jetzt mach schon weiter«, grollte Alaric frustriert.
»Willst du das nicht sehen?«, fragte Meena.
»Es kommt direkt danach. Warte es ab.«
»Aber in Vatikanschätze geht es nicht nur um alte Reliquien, mit Edelsteinen geschmückte Kelche und unschätzbar wertvolle Werke von großen Künstlern wie Michelangelo und Bernini«, versicherte Genevieve ihren Zuschauern. »Wahre Gläubige können hier ihrem Glauben nahekommen. Heute Nachmittag hatte ich Gelegenheit, mit Bruder Henrique Mauricio …«
»Oh nein«, sagte Alaric. Stöhnend schlug er die Hände vors Gesicht.
»… zu sprechen, der den weiten Weg aus der Erzdiözese São Sebastião do Rio de Janeiro in Brasilien zurückgelegt hat, um Pastor in der kürzlich erst renovierten Sankt-Georgs-Kathedrale zu werden …«
Ein Film wurde eingespielt, mit Genevieve in einem attraktiven Trainingsanzug und offenen
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