Endless: Roman (German Edition)
Haaren. Sie hielt ihr Mikrofon einem extrem gut aussehenden dunkelhaarigen Priester entgegen.
Bruder Henriques Englisch war charmant stockend, sein Akzent atemberaubend fremdländisch.
»Es ist eine sehr emotionale Angelegenheit. Die Kunstwerke in dieser Ausstellung sind herzergreifend und bestätigen das, woran wir bereits glauben. Indem wir sie anschauen, wird unser Glaube gefestigt. Und das …« Ihm traten tatsächlich Tränen in die Augen. Und eine Nahaufnahme von Genevieves Gesicht zeigte, dass auch sie von Bruder Henriques Worten sichtlich bewegt war. »Wie sagt man auf Englisch? Oh, es ist … es ist, als ob ein Stück des Vatikans hier nach New York City gekommen sei, wie ein Geschenk. Sie können hier einige der größten, bewegendsten Stücke in der religiösen Geschichte sehen. Und
sie werden, das kann ich Ihnen versprechen, Ihrer Seele guttun.«
Die Kamera schwenkte wieder auf Genevieve, die aufgebrezelt vor dem Metropolitan Museum of Art stand. Sie hatte schon wieder Tränen in den Augen.
»Oh, Pat, ich kann dir nicht sagen, wie sehr mich die Worte von Bruder Henrique berührt haben. Er hat so recht. Was für ein außergewöhnlicher Mann …«
»Außergewöhnliches Arschloch!«, schrie Alaric den Bildschirm an. Jack Bauer bellte begeistert. Anscheinend stimmte er ihm zu.
»Und er ist nur einer der vielen Vertreter von der Erzdiözese, der heute Abend diese Ausstellung unterstützen wird. Sie hoffen, dass viele Besucher sich diese einzigartige und bewegende Ausstellung anschauen werden. Zurück ins Studio, Pat.«
»Danke, Genevieve«, sagte Pat. »Wir kehren zu einer Meldung zurück, über die wir in der letzten Stunde berichtet haben, zu diesem verheerenden Hausbrand in Freewell, New Jersey …«
Meena keuchte. Jonathan sagte: »Freewell? Warst du da nicht …?«
»Ja«, antwortete Alaric. Er stellte den Ton lauter. Offensichtlich hatte er auf diese Geschichte gewartet.
»Dee Dee Chow ist live am Ort des Geschehens in Freewell«, sagte Pat. »Dee Dee, was kannst du uns berichten?«
Die Einstellung änderte sich, und Meena sah eine Reporterin, die an einer vertraut wirkenden Straße stand, auf der sich Streifenwagen, Feuerwehrautos und Rettungsfahrzeuge drängten. Hinter ihr erstreckte sich eine Rasenfläche,
die einmal grün gewesen sein musste. Jetzt war sie schwarz verkohlt und mit gelbem Absperrband übersät.
»Pat«, erwiderte Dee Dee, »Zeugen sagen, das Feuer sei am späten Nachmittag ausgebrochen. Nachbarn haben den Rauch bemerkt, der aus einem der Garagentore quoll, und die Feuerwehr gerufen.«
Ein verwirrender Blick auf die Szene aus einem Hubschrauber sagte Meena nichts.
»Aber trotz aller Bemühungen der Feuerwehrleute konnten die Flammen nicht gelöscht werden und haben sich schnell im ganzen Haus ausgebreitet«, fuhr Dee Dee fort.
Die Einstellung wurde weiter, und Meena sah Flammen aus David Delmonicos Villa in New Jersey schlagen.
»Abraham«, hauchte sie. Sie hatte den Namen nicht laut aussprechen wollen. Er war ihr einfach so herausgerutscht.
»Warte«, sagte Jonathan. »Abraham Holtzman? War er im Haus? Was habt ihr eigentlich in Freewell gemacht?«
Alaric blickte unverwandt auf den Bildschirm. Er sagte nichts.
»Es ist zwar noch zu früh, um über die Brandursache zu spekulieren«, erläuterte Dee Dee, »aber die Polizei hält es aufgrund der extremen Hitze und der Geschwindigkeit, mit der sich das Feuer ausgebreitet hat, für möglich, dass ein Brandbeschleuniger verwendet wurde.«
Meena warf Alaric einen Blick zu. »Wie hast du davon erfahren?«, fragte sie. »Ist dem Team etwas passiert? Hat Abraham sich gemeldet?«
»Schscht«, sagte er ungeduldig.
»Die Feuerwehr hält es immer noch für zu gefährlich, ins Haus zu gehen, um nach Opfern Ausschau zu halten«,
informierte die Reporterin die Zuschauer, »aber die Nachbarn haben erklärt, dass niemand im Haus war, als das Feuer ausgebrochen ist … vielleicht die einzige gute Nachricht für eine Familie, die alles verloren zu haben scheint. Live aus Freewell …«
Alaric stand auf und schaltete den Fernseher aus.
»Und …« Meena sprang ebenfalls auf. »Fahren wir jetzt nach Freewell, um nach Abraham und den anderen zu suchen?«
»Nein, ganz bestimmt nicht«, antwortete Alaric. »Ich werde dich so weit wie möglich von Freewell entfernt halten … von ganz New Jersey. Wir gehen ins Metropolitan Museum of Art, und dann kommen wir direkt wieder hierher.«
»Was?«, schrie Meena. »Aber
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