Endlich ein Paar
Andrew auf eine erprobte Weise beim Einschlafen.
Am nächsten Morgen saßen sie nach dem Frühstück an einem der Tische neben dem Pool, auf dessen Grund blaue und schwarze Ulysses-Schmetterlinge gemalt waren. Der Strand lag direkt daneben und war von Kokospalmen gesäumt, die sich zum Wasser hin neigten. Die Wellen schlugen rhythmisch ans Ufer. Da die Bucht von einem Riff geschützt war, gab es hier keine Brandung. Doch die Art, wie das Licht sich auf der Wasseroberfläche brach, war faszinierend.
Domenica trug einen türkisfarbenen Bikini und darüber einen durchsichtigen gelben Sarong sowie einen Hut und eine Sonnenbrille. Das Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, und ihre ehemals helle Haut war nun leicht gebräunt.
Sie wollten das Hochwasser nutzen und schwimmen gehen, anschließend am Strand faulenzen und später Golf spielen. Nach dem Essen wollten sie die Anhöhe hinauf zur Farm gehen und am nachmittäglichen Ausritt an den südlich gelegenen Stränden teilnehmen.
"Hast du momentan sehr viel zu tun, Andrew?" erkundigte Domenica sic h unvermittelt.
"Ja." Andrew zog sein T-Shirt aus. "Demnächst findet eine Fusion statt. Bisher habe ich mich aufs Speditionsgeschäft beschränkt, aber ich spiele mit dem Gedanken, eine kleine Luftfracht-Airline zu übernehmen und auszubauen." Er bewegte seine Schultern und verzog das Gesicht.
"Aber momentan bist du von der Idee nicht so begeistert, stimmt's?"
"Ich war sehr begeistert und werde es sicher auch wieder sein", erwiderte er zerknirscht. Dann stand er auf und streckte sich, und Domenica stellt e erstaunt fest, dass sein Anblick selbst nach Monaten immer noch eine so starke Wirkung auf sie ausübte.
"Du weißt, was passiert, wenn das Wasser hier zurückgeht, oder?" fuhr er fort.
"Ja. Willst du damit sagen, wir sollen jetzt schwimmen gehen, bevor es nur noch Watt gibt?"
„Ja. Außerdem schlage ich vor, dass wir zum Steg schwimmen. Das ist gut für die Figur."
Sie blickte an sich hinunter und lachte. "Werde ich etwa dick?"
"Bestimmt nicht." Andrew betrachtete sie, als sie den Sarong abnahm.
"Das ist aber eine weite Strecke!"
"Wenn wir da sind, können wir Jetski fahren. Wir können Purtaboi umrunden."
Purtaboi war eine kleine Insel in der Bucht. Als Domenica dorthin blickte und sich einverstanden erklärte, kam ihr jedoch der Gedanke, dass Andrew vielleicht nicht nur im Bann der magischen Atmosphäre von Dunk Island stand, sondern auch an einem weiteren Scheideweg in seinem Leben. Der Kauf von Lidcombe Peace war ebenfalls eine weit reichende Entscheidung für ihn gewesen. War es nicht das, was er sich davon versprochen hatte, oder ... ?
"Komm, gehen wir", sagte er und lief zum Strand.
Es war ein Gedanke, dem Domenica erst richtig nachhängen konnte, als sie sich an dem Abend zum Essen umzog. Andrew war ins Büro gegangen, um einige Faxe zu verschicken, und wollte sich mit ihr in der Bar treffen.
Selbst auf Dunk Island waren die Augustabende kühl, und daher entschied sie sich für eine langärmelige Jeansbluse und eine graue Feincordhose. Über der Bluse trug sie den silberfarbenen Kettengürtel, der zur Hose gehörte. Und als sie in die flachen grauen Wildlederschuhe schlüpfte, ging ihr wieder durch den Kopf, dass die Sachen, die Andrew für sie gekauft hatte, nicht nur schön waren, sondern auch perfekt passten.
Als sie sich an die Kommode setzte, um sich zu schminken und zu frisieren, sah sie jedoch die unausgesprochenen Fragen in ihren Augen. Wenn Andrew an einem Scheideweg stand, hatte es dann etwas mit ihr zu tun? Ob der Zeitpunkt für eine Entscheidung gekommen ist? überlegte sie, während sie sic h das Haar bürstete. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie aufgehört hatte und die Bürste beinah krampfhaft umklammerte. Aber was konnte sie anderes tun als das, was sie in den vergangenen vier Monaten getan hatte, um ihm bei dieser Entscheidung zu helfen? Sollte sie selbst Stellung beziehen?
Sie legte die Bürste weg und stand seufzend auf. Eigentlich hätte man annehmen sollen, dass ihr Verhalten ihm gegenüber und ihre Beziehung zueinander keine Stellungnahme mehr erforderten.
Andrew wartete in der Bar auf sie und erhob sich, als er sie kommen sah. Als sie sich gegenüberstanden, schien es, als würde die Bar, die dezente Klaviermusik, das Klirren der Gläser und das leise Stimmengewirr nicht existieren. Es wird alles gut, dachte Domenica. Es kann gar nicht anders sein.
Es war allerdings nicht der Fall.
Zwei weitere Monate
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