Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
Ausgangspunkt der aktuellen Schöpfung war, wird auch der nächste den Übergang in eine neue Phase der Schöpfung darstellen. Darauf bereiten wir uns vor.«
»Ja, was denn nun: Endet die Welt nun am einundzwanzigsten Dezember 2012 – oder geht alles einfach wieder von vorne los?«
»Die bestehende Welt endet, eine neue wird geboren. Aber wie wir Menschen den Übergang erleben oder überleben, das ist ungewiss.«
Schneider beugte sich zu Meier hin und senkte seine Stimme.
»Was aber absolut gewiss ist, Herr Meier: Wenn Sie hier noch vor dem einundzwanzigsten Dezember heil rauskommen wollen, um Ihren Weltuntergang nicht zu verpassen, dann sollten Sie jetzt mit uns reden. Dann sollten Sie uns jetzt zügig erzählen, was genau sich in der vergangenen Nacht auf Ihrem Zeltplatz abgespielt hat.«
Meier schwieg.
»Sie sollten uns sagen, wer sich außer Ihnen und Ihrem Opfer noch am Lagerfeuer aufgehalten hat. Und …«
Schneider wartete kurz, dann versuchte er einen Schuss ins Blaue.
»… und Sie sollten uns sagen, was Hansjochen Röhm mitten in der Nacht zu Ihrem Zeltlager geführt hat!«
Meier sah ihn lange an, dann ließ er sich auf die Stuhllehne zurücksinken.
»Xumucane sagt jetzt gar nichts mehr. Xumucane will seinen Anwalt sprechen.«
»Ist Meiers Anwalt inzwischen da?«
Ernst nickte, stellte zwei Kaffeebecher auf Schneiders Schreibtisch und zog sich einen der Besucherstühle heran.
»Ich nehme an, ihn wird Meier nicht so mit seinem Maya-Kram vollquatschen wie uns.«
Schneider nahm einen Kaffee und trank vorsichtig von dem dampfenden Gebräu.
»Was halten Sie denn von unserem Verdächtigen?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob er einen Knall hat – oder ob er mit dieser Maya-Masche nur einen guten Schnitt machen will«, antwortete Ernst. »Immerhin: Falls er schauspielert, gibt er sich viel Mühe damit. Reezer ist jedenfalls überzeugt davon, dass Meier diese Weltuntergangsgeschichte eher als lukratives Geschäftsmodell sieht. Und auch diese Frau Lohrmann, die mit ihrem Freund das Haus in der Nähe des Zeltlagers bewohnt, hat ja angedeutet, dass Meier schon einige verrückte Ideen hatte, mit denen er Geld verdienen wollte.«
»Vielleicht ist es ja auch irgendetwas dazwischen. Ich habe unlängst gelesen, dass Karl May mit den Jahren selbst geglaubt hat, dass er der von ihm erfundene Old Shatterhand war. Meier hat ja auch Bücher geschrieben, wie Sie mir erzählten. Wenn einer lange genug herumspinnt, fällt er irgendwann sicher auch auf sich selbst rein, könnte ich mir vorstellen.«
»Ich würde gerne herausfinden, wie dieses Endzeittreffen finanziell geregelt ist – und ob sich das für Meier so sehr lohnt, dass sich daraus ein Motiv ergibt.«
Schneider nickte.
»Gehen Sie mit ins Schwobastüble?«, fragte Ernst. »Ich wollte da eh mal wieder essen, da könnten wir heute Abend das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden und die Wirtin fragen, was Meier und sein Kumpel Weißknecht gestern Abend mit ihr zu besprechen hatten.«
»Gern, am besten fragen wir auch Maigerle noch, dann können wir uns nebenbei auch noch ein paar Ansatzpunkte für unsere weiteren Ermittlungen überlegen. Meier macht auf mich nicht den Eindruck, als würde er den Mord so schnell gestehen – falls er ihn überhaupt begangen hat.«
»Feulner ist sich seiner Sache ziemlich sicher.«
»Kann ich mir vorstellen. Mir ist der Gedanke ja auch sehr sympathisch, dass wir diesen seltsamen Mordfall im Handumdrehen wieder vom Tisch haben. Aber ich hatte ihn vorhin am Telefon, und ich konnte ihn überzeugen, dass er die Presse bisher noch nicht über den Namen unseres Verdächtigen informieren soll.«
Schneider sah auf die Uhr.
»Ich muss jetzt auch los, in einer halben Stunde beginnt die Pressekonferenz. Da will Feulner mich und Rau dabei haben, und wir müssen noch kurz abstimmen, was wir nun rausgeben und was nicht.«
Er trank seinen Kaffee aus und stand auf.
»Ich habe noch eine Bitte an Sie, Herr Ernst: Könnten Sie wohl jemanden auftreiben, der uns diese Maya-Mythologie erklärt? Meier erwähnte vorhin, dass seine Freaks ab übermorgen hier eintreffen – da würde ich gerne etwas besser darüber Bescheid wissen, was die sich mit Blick auf das nahe Weltende so zusammenfantasieren. Sonst ist mit denen sicher kein vernünftiges Gespräch möglich, und vor allem im Hinblick auf die wirtschaftlichen Hintergründe dieser seltsamen Zusammenkunft, die Sie ja auch angesprochen haben, sollten wir mit diesen Leuten reden. Machen Sie
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