Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
hier links den Flur runter, ganz hinten sind die Klos.«
Reezer setzte sich, Ohser marschierte den beschriebenen Weg entlang – und als sie vor den Türen der getrennten Damen- und der Herrentoiletten stand, war es ihr zu umständlich, wieder zurückzugehen und den Kollegen zu holen. Außerdem glaubte Übele ja, dass sie aufs Klo musste. Sie sah sich um und schlüpfte, als sie niemanden auf dem Flur entdeckte, schnell in die Herrentoilette. Drinnen war keiner. Sie wandte sich nach links, wo es zu den Duschen ging.
An der Wand des kleinen Verbindungsflurs standen einige Metallspinde, auf einem von ihnen stand Röhms Name. Die Tür war nicht verschlossen. Sie zog sie langsam auf, darauf gefasst, dass gleich ein lautes Quietschen die Stille zerreißen würde. Doch nichts war zu hören, und vor ihr lagen Waschlappen, Handtücher, eine gebrauchte Zahnbürste in einem Kaffeebecher und eine Tüte mit drei gleichfarbigen neuen. Sie sah Zahnpastatuben, Seife, Shampoo, Aftershave und einen Elektrorasierer.
Draußen auf dem Flur näherten sich Schritte, und Ohser drückte die Tür wieder zu und huschte, so schnell sie konnte, in eine der Toilettenkabinen und verriegelte sie. Doch die Schritte entfernten sich wieder, und sie kehrte zu Röhms Spind zurück. Plastiktüten hatte sie natürlich dabei, jetzt stopfte sie eilig die gebrauchte Zahnbürste in eine, schüttelte Bartstoppeln aus dem Rasierer in eine zweite und steckte die Tüten ein. In den Becher stellte sie eine neue Zahnbürste, legte den Rasierapparat zurück und ging aufatmend aus der Toilette in den Flur hinaus.
In der gegenüberliegenden Bürotür stand ein junger Mann und sah sie verblüfft an. Sie drehte sich um, sah auf das Männer-Symbol auf der Tür, als entdeckte sie es gerade erst, und schlug kichernd die Hand vor den Mund.
»Mein lieber Herr Gesangverein«, gickerte sie und zwinkerte dem Mann zu. »Ich hab mich schon gewundert – wir Frauen können doch gar nicht im Stehen!«
Damit tippte sie kurz an das Schild ihrer Uniformmütze und ging mit strammen Schritten in Richtung Besprechungsraum. Zu gern hätte sie sich umgedreht und nachgesehen, ob der Mann immer noch in der Tür seines Büros stand – aber das gespielte Versehen hatte schon all ihre Frechheit aufgebraucht.
Entsprechend erleichtert war sie, als Reezer mit dem Streifenwagen vom Firmengelände fuhr. Zuvor hatte er Übele noch seine Visitenkarte dagelassen, mit der Bitte, Röhm möge ihn doch gleich anrufen, sobald er in die Druckerei komme. Doch damit rechnete keiner der beiden.
Christa Häbele hatte Arnie nach Hause fahren wollen, aber er war nicht davon abzubringen, dass sie ihn zu sich brachte, wo er aufs Moped steigen und selbst nach Hause fahren wollte.
Er brauchte viel länger als sie nach Gschwend, und als er endlich knatternd daherkam und das alte Zweirad ins Haus schob, hatte sie ihm in seiner kleinen, altmodischen Küche mit Blick auf den Marktplatz eine Suppe gekocht. Und nun saß er verpackt in eine dicke Wolldecke und trotzdem schlotternd am Küchentisch und schaufelte sich Löffel um Löffel hinein. Christa setzte sich neben ihn, vermied es aber, ihm allzu genau beim Essen zuzusehen – es war nicht besonders appetitlich, wie er schlürfend die Brühe vom Löffel zog und hinterher wieder ein paar Tropfen und einzelne Suppennudeln zurück in den Teller fallen ließ.
»Geht’s wieder?«, fragte sie nach einer Weile.
»Ja, ist okay, danke für die Suppe.«
Er schlürfte weiter und hielt ihr, als er leergegessen hatte, den Teller noch einmal hin. Christa lächelte: Wenn Arnie Appetit hatte, war das immer ein gutes Zeichen – nur sein Blick war noch immer so traurig wie vorhin in der Gallengrotte.
Nach dem zweiten Teller lehnte er sich etwas entspannter auf dem Stuhl nach hinten, vermied es aber nach wie vor, sie direkt anzusehen.
»Ich muss dann auch wieder los, Arnie«, sagte sie. »Kommst du allein zurecht?«
Er zuckte mit den Schultern, dann nickte er.
»Morgen schau ich wieder nach dir, und Manfred geb ich auch Bescheid, okay? Der macht sich sicher schon Sorgen um dich. Du bist doch sein bester Freund, Arnie, der braucht dich doch.«
»Xumucane braucht niemanden«, brummte Arnie.
»Ach, hör doch auf, ihn so zu nennen – für dich ist er doch der Manne, dein alter Kumpel.«
»Ich nenne ihn Xumucane, und er selbst nennt sich auch so. Und du solltest das auch tun, um ihm deinen Respekt zu zeigen.«
»Ja, ja, schon recht, Arnie.«
Sie lächelte spöttisch,
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