Endlich Single: schon verliebt
Verlegenheit. Die Episode mit Tricia gab ein bezeichnendes Beispiel ab. “Wie konnte Tricia bei so viel Enthusiasmus nur glauben, ihre sexuelle Bereitwilligkeit habe ihr alle Chancen verdorben?”
“Wer will schon eine Frau, die gleich bei der ersten Verabredung mit jedem ins Bett springt?” Alex bog in die Gasse hinter dem Apartmenthaus und setzte rückwärts in eine Parklücke. “Ich habe meine Prinzipien.”
“Überaus erfreulich.” Gut, dass sie vorhin den Mund gehalten hatte! Nicht nur, dass er sie wegen ihres reifen Alters ausgelacht hätte, nein, er würde sie auch noch für leichtfertig halten. “Es beweist Charakterstärke.”
In diesem Irrglauben konnte Alex sie unmöglich belassen. “Ich habe ihr Angebot abgelehnt, weil sie beschwipst war. Wäre sie nüchtern gewesen, hätte ich mit ihr geschlafen.”
“Gerade sagtest du …”
“Ich wäre nicht wieder mit ihr ausgegangen, aber ich hätte mit ihr geschlafen.” Ihr Blick traf ihn wie ein giftiger Pfeil. “Hey, ich habe sie nicht verführt! Tatsächlich habe ich sie ausgenüchtert. Oben stehen Kaffeetassen, die das beweisen. Falls sie mir allerdings so ein Angebot macht, wenn sie ganz bei Verstand ist, nehme ich es an. Ich müsste ja verrückt sein, wenn ich es nicht täte.”
“Hemmungen besitzt du wohl keine?” fragte sie ihn eisig.
“Nein. Ich bin schließlich ein Mann.”
Zweifellos. Genau das war das Problem. Seine beeindruckende männliche Ausstrahlung untergrub jeden einzelnen ihrer wohl durchdachten Abwehrmechanismen. Schon der herbwürzige Duft seines Aftershaves brachte sie auf Touren.
Steig aus diesem Wagen! befahl sich Nina und tastete nach dem Türgriff. “Zähl bei deiner nächsten weinenden Flamme bloß nicht auf mich! Meinetwegen kannst du in ihren Tränen ertrinken.” Sie öffnete die Hintertür für Fred. “Halt dich ja von ihm fern, Fred. Seine Streunermoral könnte abfärben.”
Mit heftigem Powackeln bereitete sich Fred auf den Absprung vor. Nach der unsanften Landung auf dem harten Boden geriet er leicht ins Trudeln. Nina stand schon am Tor.
Hinter sich hörte sie Alex rufen. Ihretwegen konnte er gerne die versammelte Nachbarschaft unterhalten! Das Letzte, was sie brauchte, war eine Diskussion über Sex mit Alex Moore!
“Was machst du, wenn dein heißer Schwarm dir ständig die kalte Schulter zeigt?” fragte Alex seinen Bruder am nächsten Tag in der Klinik-Cafeteria.”
“Ein Ding der Unmöglichkeit.” Genüsslich machte sich Max über seine Bratkartoffeln her.
Alex verging der Appetit. “Ich fürchte, ich bin ihr nicht weltgewandt genug. Sie ist gewohnt an distinguierte alte Knaben mit einem dicken Bankkonto, an gestandene Männer. Mich hält sie für einen unreifen Jungen.”
Max spießte eine Kartoffel auf. “Hast du wieder diese Baseballkappe mit dem Propeller getragen?”
“Ich meine es ernst, Max!”
Max ließ die Gabel sinken. “Du? Ausgerechnet du meinst es ernst mit einer Frau?”
Darüber musste Alex erst nachdenken. “Bis zum Bett, ja. Darüber hinaus …”
Max widmete sich wieder seinem Frühstück. “Das klingt schon eher nach dir.”
“Wir dürfen alle träumen.”
“Werde aktiv”, erwiderte Max mit vollem Mund. “Reiß sie von den Socken mit deinem überwältigenden Charme!”
“Oh, ja. Alex, als Süßholz raspelnder Romeo-Verschnitt. Das ist das wahre Ich.”
“Wer sagte denn eben, sie denkt, dein wahres Ich sei ein Pfadfinder?”
Ohne wirklich etwas wahrzunehmen, starrte Alex in die belebte Cafeteria. Wie schön Nina gestern Abend ausgesehen hatte, als sie so ganz entspannt neben ihm im Wagen gesessen hatte. Hin und wieder war der Schein der Straßenlaternen über ihre weichen Locken geglitten, und der schwache Duft ihres Parfüms war in der Dunkelheit zu ihm hinübergeweht. Sie war so nah gewesen. So verlockend nah …
Max deutete seinen entrückten Gesichtsausdruck richtig und fuchtelte wild mit seiner Gabel. “Diese Frau ist Gift für jeden Junggesellen! Sei ja vorsichtig, Junge! Halt dich von Nina fern!”
“Okay.” Gleichzeitig fragte sich Alex, ob Nina Interesse an Videofilmen hatte.
Ihm würde schon eine halbwegs plausible Entschuldigung für einen abendlichen Überraschungsbesuch einfallen.
5. KAPITEL
I n den folgenden zwei Wochen beendete Nina die Bearbeitung der Schulerinnerungen des Trottels und zwei Werke von Literaturkritikern, gab Charity einen Vertrag über ein Buch mit der vagen Beschreibung “Memoiren einer Feministin” und verbrachte
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