Endlich Single: schon verliebt
Ambulanz.
Sein Vater bewies nur wenig Verständnis. “So langsam musst du an deine Zukunft denken, Alex! Heirate! Setz Kinder in die Welt! Keine Frau wird sich mit der Notfallmedizin abfinden!”
Die Stimme der Erfahrung! Als ob sich die Kardiologie bei den drei Ehen seines Vaters als besonders förderlich erwiesen hätte! “Ich denke darüber nach, Dad. Jetzt muss ich Schluss machen. Ich habe eine Verabredung.”
“Debbie? Prima Mädchen! Gibt eine gute Ehefrau ab! Und eine liebevolle Mutter für deine Kinder! Vermassle es bloß nicht wieder!”
“Zu spät. Debbie und ich haben uns in beiderseitigem Einvernehmen getrennt. Ich führe Tricia Webster zum Dinner aus.”
Wie üblich erholte sich sein Vater schnell. Blitzartig disponierte er um. “Die kleine Blondine aus der Buchhaltung? Süßes Ding. Sehr verantwortungsbewusst. Liebt sie Kinder?”
Seinem Blutdruck zuliebe beschränkte er sich auf ein unverständliches Brummen. Sein Vater würde keine Ruhe geben, bis er ein verheirateter Kardiologe mit riesiger Kinderschar war! Im Moment hätte Alex ihm Fred als zukünftige Schwiegertochter vorstellen können, und Big Daddys einziger Kommentar würde lauten: “Gute Wahl. Sehr loyal. Ihr könnt ja Kinder adoptieren.”
Gedanken an Fred führten zu Gedanken an Nina. Nina gab tatsächlich eine wundervolle Ehefrau ab. Sie war hübsch, warmherzig und sehr, sehr nett. Zudem besaß sie einen schier unerschöpflichen Vorrat an Schokokeksen. Ihr einmaliger Hund war ein weiterer Pluspunkt.
Nicht zu erwähnen dieser tolle Körper … Alex gab den Kampf mit seinem Schlips auf. Visionen von Nina tanzten durch seinen Kopf. Nina, warm, weich und verführerisch in dem sanften Küchenlicht. Ihr bezauberndes Lächeln, diese vollen, rosigen Lippen. Ihre perfekt geformten Brüste. Die aufregend langen Beine unter dem eng anliegenden Rock. Schon die Erinnerung trieb seine Phantasie zu ganz neuen Höhenflügen. Er wollte Nina zum Dinner ausführen, nicht Tricia! Leider kannte er seine Grenzen. Nina Askew war gewohnt an ältere Männer, erfolgreiche Männer wie ihren Exmann, den reichen Anwalt. Sie war gewohnt an Großkapital und Kaviar. Er stand stellvertretend für Studiendarlehen und Schokokekse.
Als Kardiologe wäre er natürlich ein ganz anderes Kaliber.
“Alex?” hallte die Stimme seines Vaters aus dem Hörer. “Alex, hörst du mir zu?”
“Ja. Ob du´s glaubst oder nicht, das tue ich.” Offenbar war er nun vollkommen verrückt geworden! Ein Wechsel in die Kardiologie bedurfte weit besserer Gründe als den Wunsch nach einer heißen Verabredung! Wieder schlich sich Nina in seine Gedanken; Nina, wie sie ihm gegenüber an dem großen Eichentisch saß, ihm aufmerksam zuhörte, über ihn den Kopf schüttelte, mit ihm argumentierte oder ihn entspannt anlächelte. Es reizte ihn, die Konturen ihrer sinnlich geschwungenen, verführerischen Lippen nachzuzeichnen, mit dem Finger der schlanken Linie ihres graziösen Halses zu folgen und Knöpfe ihres Pyjamaoberteils zu öffnen, einen nach dem anderen …
Es gab schlimmere Gründe für eine Kardiologenkarriere.
Gegen zehn an diesem Abend klingelte Ninas Telefon. Eine willkommene Unterbrechung von den Schlusskapiteln der Langeweilerbiographie.
“Hallo, Nina. Könntest du bitte mal kurz runterkommen? Ich brauche Hilfe.”
“Hilfe?” Schon allein der Klang von Alex’ Stimme weckte all ihre Lebensgeister. Ein Besuch um diese Uhrzeit wäre eine äußerst schlechte Idee. Sollte sie sich mit Zeitdruck herausreden und den Anflug von Panik in seiner Stimme einfach überhören? Ihr Nachbarschaftsgeist siegte.
Fünf Minuten später saß Nina auf Alex’ Sofa und strich seiner weinenden Freundin beruhigend über die Schultern.
“Darf ich dir Tricia vorstellen”, meinte Alex in verspäteter Erinnerung an seine guten Manieren.
Sofort begann die zierliche Blondine laut zu schluchzen. Tränen tröpfelten auf ihr hautenges Minikleid, obwohl Alex ihr schnell Kleenex-Tücher reichte.
“Was hast du ihr angetan?” fragte Nina empört. Wieso sah dieser Unmensch trotz aufgerollter Hemdsärmel und seines gelockerten Schlipses so umwerfend gut aus?
“Ich habe ihr gar nichts angetan! Wir waren zum Dinner. Im Anschluss zeigte ich ihr einen Videofilm.” Nina sah ihn forschend an. “‚Frankenstein Junior’! Ganz jugendfrei! Dann küsste ich sie. Das ist alles. Großes Pfadfinderehrenwort.” Alex verschränkte die Arme vor seinem beeindruckenden Brustkorb.
Seine Bizepse spannten sich
Weitere Kostenlose Bücher