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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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leuchtete, sah ich, warum. Der Boden bestand aus losen Planken und zwischen ihnen waren kleine Holzkisten zu erkennen, die etwa einen halben Meter lang und dreißig Zentimeter breit waren. Ich legte das Logbuch hin, ergriff mit beiden Händen eine Planke und schob sie zur Seite. Es stand nichts auf den Kisten, nicht einmal eine Zahl. Die Bretter waren festgeschraubt und die Schraubenköpfe anschließend zerstört worden. Jemand hatte dafür gesorgt, dass nicht jeder Erstbeste Zugang zu dem Inhalt hatte. Ich nahm eine der Kisten und versuchte, sie hochzuheben. Sie war verdammt schwer, aber es ging. Ein erwachsener Mann konnte sie tragen, sie wog ungefähr sechzig bis siebzig Kilo, aber man kam nicht weit mit so einem Gewicht auf dem Rücken, und hier gab es hunderte davon.
    Unter einem der Arbeitstische fand ich einen Kuhfuß und machte mich damit an der Kiste zu schaffen. Es ging langsam, die Bretter waren dick und die Schrauben rührten sich nicht. Mit meiner Geschicklichkeit war es auch nicht so weit her und die Kiste hatte den Drang, immer wieder aus dem Licht zu rutschen, sodass ich sie mehrere Male wieder zurechtrücken musste. Zum Schluss hatte ich ein Brett gelöst und das nächste folgte schnell darauf.
    Zuoberst lag Sägemehl, aber als ich die Hand hineinschob, fühlte ich etwas Hartes, Kaltes an den Fingern. Ich schob das Sägemehl beiseite und eine Reihe Goldbarren kamen zum Vorschein. Ich nahm einen in die Hand und fühlte, wie schwer er war. Banca d’Italia war auf ihm eingestempelt.
    Ein Schauer durchlief mich. Laut Herbert Lucas wogen die Kisten etwa zwanzig Tonnen. Der Wert musste mehrere Milliarden betragen. Ein Mehrfaches des färöischen Staatshaushaltes.
    Hier kam also die italienische Spur wieder zum Vorschein. Das Kleeblatt Kesselring, Kappler und die Banca d’Italia ergaben eine tödliche Mischung. Das konnte ein anderes Kleeblatt, Sonja, Hugo und Andreas-Petur, nur bestätigen.
    Das Licht begann zu flackern. Verflucht nochmal, daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Die Batterien hatten schon mehrere Stunden gearbeitet und vermutlich waren sie nicht ganz neu. Ich machte die Lampe aus und setzte mich im Stockfinstern hin, um die Batterien herauszunehmen und sie in anderer Reihenfolge wieder einzulegen. Manchmal half das, wenn auch nur für eine Weile, aber ich hatte auch nicht geplant, an Bord der U 999, von der Mannschaft Der Riese genannt, zu übernachten. Das Licht sollte mir nur den Weg in die Helligkeit weisen.
    Der Augenblick der Finsternis war unangenehm. Es donnerte in der Ferne, ansonsten war es still wie in einem Grab. Dieser Metapher beschleunigte das Auswechseln und ließ mich noch stärker hoffen, dass die Batterien halten mochten, bis ich den Tunnel durch den Steinrutsch hinter mir hatte.
    Das Licht ging, Gott sei Dank. Ich nahm das Logbuch und einen Goldbarren und ging durch das U-Boot zurück. Ich schaute bei Kapitän Herbert Lucas hinein, der fast buchstäblich mit dem Kopf unterm Arm dasaß, und dankte ihm für seine Hilfe. Dann kletterte ich schnell die Leiter hoch, ließ das Gewehr unter dem Brückenrand liegen, ich hatte schon genug zu schleppen, und außerdem besaß ich ja den Revolver des Kapitäns. Unten am Strand legte ich Buch und Goldbarren in die Tasche, und während das Licht immer schwächer wurde, lief ich das Ufer entlang zum Steinrutsch.
    Im Tunnel erlosch das Licht. Es hatte keinen Zweck, damit noch etwas zu unternehmen, also tastete ich mich, so gut ich konnte, auf dem unebenen Weg voran. Der Tunnel war ganz unregelmäßig geformt, wie die Felsstücke gefallen waren, und was mit einer Lampe recht mühelos war, gestaltete sich in der rabenschwarzen Finsternis doch ziemlich beschwerlich.
    Das Tunnelende leuchtete gräulich, und als ich den Kopf herausstreckte und mein Blick die Grottenöffnung traf, wurde ich vom Licht geblendet. Im selben Augenblick war da ein anderes Licht, das explodierte, aber diesmal in meinem Kopf.

43
    Ich muss wohl nicht allzu lange ohnmächtig gewesen sein, denn als ich wieder zu mir kam, standen sie um mich herum. Einer der Blonden hielt eine Maschinenpistole und auf dem Felsblock war so wenig Platz, dass ich direkt in sie hineinschaute.
    Alle vier trugen Freizeitkleidung: Turnschuhe, blaue Hosen und weiße Windjacken, in dieser Reihenfolge sah ich es aus meinem Blickwinkel. Der Glatzköpfige mit der Brille lächelte wie immer und wie immer sahen die Zwillinge völlig ausdruckslos drein. Der Weißhaarige, den ich bisher noch nicht

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