Endstation Färöer
zu reparieren. Meerwasser sickert ein und wir verlieren Öl. Jetzt brauchen die Flugzeuge nur noch unserer Spur zu folgen. Hinzu kommt noch, dass die Schraube steuerbords schief läuft, sodass sie einen Höllenlärm macht, wenn sie sich dreht. Auch hier besteht keine Hoffnung, dass wir etwas tun können.
18.00, zu hell, um aufzutauchen, aber bald notwendig. Ich befürchte, dass die Tauchtanks leck sind. Wenn wir Luft verlieren, können wir nicht mehr schwimmen. Mit nur einem Motor ist es nicht sicher, dass wir vom Grund hochkommen.
22.00, mit Müh und Not ist es uns gelungen, das Boot hinaufzukriegen, sind mit Maschinenkraft aufgetaucht. Luftblasen steigen an beiden Seiten auf. Der 1. und der 2. Maschinist sind sich einig, dass wir den Diesel steuerbords nur auf mehr als halbe Kraft bekommen, wenn wir ein Zylinderfutter und einen Kolben auswechseln. Mit der Achse können wir nichts machen. Die Reparatur dauert mindestens einen Tag. Wir haben zwei Möglichkeiten: Über der Meeresoberfläche werden wir beschossen, am Meeresgrund laufen wir Gefahr, liegen zu bleiben. Habe mich fürs Tauchen entschieden. Wir haben viele Flaschen mit Pressluft an Bord und mit dem Rückstoß der Maschine können wir das Wasser auch aus den Tanks hinauspressen. Jetzt können wir nur noch warten.
Die Wartezeit war offenbar lang gewesen und in der Zwischenzeit berichtete Kapitän Lucas über das Verhältnis zu den Männern im Steven. Bereits als sicher war, dass Luft aus den Tanks sickerte, hatte er von Essen vorgeschlagen, sie sollten sich von einigen Kisten trennen. Ein paar Tonnen weniger bedeuteten viel für einen so empfindsamen Mechanismus, wie ein U-Boot es war. Von Essen hatte das entschieden abgelehnt und auf den Befehl von Dönitz hingewiesen. Der Kapitän hatte keine Wahl.
Ich wusste, dass am Morgen des 5. Mai an allen Fronten Nordeuropas Waffenstillstand erklärt wurde. Aber im U-Boot war die Funkanlage kaputt, also kämpften sie weiter. Hätte Herbert Lucas sich entschieden, an der Oberfläche zu liegen, wären sie Kriegsgefangene geworden und die Männer der Besatzung säßen jetzt daheim in Deutschland als Großväter, statt als Skelette in einer Grotte im Nordatlantik herumzuliegen.
Im Torpedoraum verhandelten sie darüber, was sie machen sollten. Sie wollten nicht mit der Sprache raus, was in den Kisten war, und auch nicht sagen, wohin die Fahrt gehen sollte. Lucas machte ihnen klar, dass sie mit nur einem Motor nicht weit kommen würden. Außerdem war die Achse schief und konnte jeden Moment brechen. Sein Vorschlag ging dahin, Norwegen anzulaufen, aber davon wollten die Passagiere nichts wissen. Der Kapitän schrieb, dass mit den Männern und ihrer Fracht etwas nicht stimmte.
6. Mai, 02.00, 1. Maschinist sagt, wir können die Maschine versuchen. Sie dreht sich, wenn auch mit ohrenbetäubendem Lärm, der sehr lästig ist. Man kann vor Krach nicht denken. Wenn auch unter großer Mühe, weil in den Tanks so viel Wasser ist, fuhren wir los. Haben die beiden Zaunkönig-Torpedos ins Blaue geschossen. Damit sind wir drei Tonnen leichter und wehrlos. Mussten fast die gesamte Pressluft benutzen, um die Tanks zu leeren. Dunkel, eingeschränkte Sicht. Leichter Wind. Wir fahren in nördlicher Richtung mit ca. 8 Knoten. Noch keinen Bescheid, wohin es geht.
06.00, halte mich meistens auf der Brücke auf, dort entgehe ich dem Krach. Die Luft ist schwer, kein Flugzeug zu hören. Merkwürdig, das ist nicht normal, so nahe bei den britischen Inseln. Der Rückstoß der Maschinen sorgt dafür, dass die Tanks sich nicht wieder mit Wasser füllen, das aber nur mit Müh und Not. Ich wage es kaum noch zu tauchen, will jedenfalls unter keinen Umständen still liegen. 12.00, von Essen, ich kann diesen Mann einfach nicht leiden, er sagte, wir sollen Kurs auf Island nehmen. Ich willigte ein, weiß aber, dass es nicht möglich ist. Ich muss eine Lösung finden.
7. Mai, 06.00, wir sind jetzt mehr als einen Tag gefahren und es geht sehr langsam. Der Lärm von der Achse wird immer unerträglicher, sie wird nicht mehr lange halten. Zum Glück nieselt es und die Sicht ist schlecht. Zweimal haben wir ein Flugzeug gehört, aber unseren Kurs nicht geändert. Entweder haben sie uns nicht entdeckt, was sie doch sonst immer taten, oder es ist etwas geschehen. Ob vielleicht der Krieg vorbei ist?
10.00, ich habe von Essen die Möglichkeit unterbreitet, die Färöer anzulaufen. Ich kenne das Meer in dieser Gegend ganz gut. › Operation Weserübung
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