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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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aus der Nähe gesehen hatte, betrachtete mich neugierig mit grauen, prüfenden Augen. Er sagte nichts, aber die fachmännische Art, mit der er mich begutachtete, ließ den Wunsch in mir aufkommen, so schnell wie möglich fortzukommen. Hinter dem ausdruckslosen Gesicht konnte man eine wissenschaftliche Freude ahnen, dieselbe wie in dem Blick eines Schmetterlingssammlers, wenn er dem kleinen Insekt Gift verabreicht und es mit der Nadel durchsticht.
    »Habt ihr in der Schule nicht gelernt, dass man nicht stehlen darf?« Der Brillenträger spielte mit dem Goldbarren und sah mich dabei spöttisch an.
    »Aber wir verzeihen dir noch einmal«, fuhr er fort. »Ohne deine Hilfe hätten wir wohl nie die richtige Grotte gefunden. Der Steinrutsch hat alles so sehr verändert, dass wir sie nicht wiedererkannt haben. Wir hätten noch lange suchen können.«
    Ich versuchte aufzustehen, aber sofort wurde mir die Maschinenpistole auf die Brust gesetzt. Und das fest.
    »Lass ihn sich hinsetzen«, sagte der Brillenträger zu dem Jungen.
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Mr. Jürgen von Essen, I presume?«
    Er grinste mich an. »Nein, ganz und gar nicht. Du hast also das Logbuch dieses albernen Kapitäns gelesen. Er hat natürlich nicht den richtigen Namen erfahren.«
    »Erfahre ich ihn denn?«
    »Jetzt nicht, vielleicht später. Wir wollen ins U-Boot, zum Gold, und du kommst mit. Wenn du versuchst, uns auszutricksen, schießt Günther dich über den Haufen.«
    Er wandte sich dem anderen Zwilling zu. »Du gehst vor, danach kommt unser hochverehrter Journalist Hannis Martinsson, nach ihm Günther. Wir beiden Älteren lassen es ruhig angehen und kommen als Letzte.«
    Sie kannten meinen Namen, aber das war nicht weiter verwunderlich. Wenn man einen Mann mehrmals zusammengeschlagen und versucht hat, ihn zu verbrennen und in die Luft zu sprengen, dann ist es wohl nicht zu viel verlangt, dass man weiß, mit wem man es zu tun hat.
    Mit mir in der Mitte krochen wir drei durch den Tunnel, und auch wenn es schwierig war, so achteten Hans und Günther darauf, dass einer von ihnen immer seine Maschinenpistole auf mich gerichtet hielt. Wie ein zusammengeklapptes Butterbrot bewegten wir uns durch die Steinlawine.
    An Bord der U 999 ketteten sie mich an einen Esstisch, der im Boden verbolzt war. Ich konnte auf einer Koje sitzen, musste mich aber vorbeugen, die Arme auf beiden Seiten des Tischbeins herunterhängend. Oder ich setzte mich auf den Boden.
    Ich konnte in den Torpedoraum sehen, wo sie leuchteten und kommandierten, und kurz darauf ging direkt neben der Tür eine Luke auf. So mussten sie nicht über das Vorderdeck. Hans und Günther konnten nun ganz einfach binnen einer Nacht die Kisten an Bord des Schoners bringen.
    Was passieren würde, wenn die Nacht vorbei war, darüber wollte ich lieber nicht nachdenken.
    Die Handschellen saßen so stramm, dass sich das Blut in den Fingern staute. Ich zitterte vor Kälte und ich hatte Angst, dass das Spiel verloren wäre, wenn meine Hände steif wurden. Also schloss und öffnete ich sie in einem fort, um den Blutkreislauf in Gang zu bringen und damit die Finger wieder warm wurden.
    Den Revolver hatten sie mir natürlich auch weggenommen, genau betrachtet, steckte ich verdammt in der Klemme. Eine Kugel würde ein kleines Loch im Nacken machen, sich auf ihrem Weg öffnen und den größten Teil des Gesichts mitnehmen.
    »Sitzt du gut oder denkst du an deine Zukunft?« Der Glatzköpfige setzte sich auf eine Koje gegenüber. »Da gibt es nicht mehr so furchtbar viel zu planen.« Seine Augen lächelten und er wirkte rundherum entgegenkommend.
    »Der Grund, warum du nicht jetzt schon auf dem Grund des Meeres liegst, ist der: Ich will wissen, mit wem du geredet hast. Das ist nicht sonderlich wichtig, weil es sowieso niemanden gibt, der dir glaubt, aber ich weiß gern Bescheid über das, was vor sich geht.«
    Das Lächeln änderte sich nicht. »Erzählst du es mir freiwillig oder sollen Ritschek und ich dir ein paar Tricks zeigen? Früher waren wir mal Spezialisten dafür, Leute zum Reden zu bringen, und wir haben noch nicht alles vergessen.«
    Daran zweifelte ich nicht und ich war überhaupt nicht scharf darauf, ihre Fähigkeiten zu bewundern. Und schon gar nicht mit mir als Versuchskaninchen. Aber was konnte ich tun? Versuchen, Informationen aus ›von Essen‹ herauszubekommen und dabei Zeit zu schinden? Wie Mr. Micawber bei Dickens sagt: Es wird sich schon was finden. Ich hatte bereits erfahren, dass der

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