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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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nicht. Ich bin stolz auf sie. Wir hätten noch mehr haben sollen, aber wir haben zu spät damit angefangen und weder England noch die USA haben etwas davon begriffen. Aber so mancher Engländer wird später bereut haben, dass er sein Leben für die Juden aufs Spiel gesetzt hat, als sie nach dem Krieg in Palästina auf ihn geschossen haben. Und wie sieht es da heute aus? Die Juden machen immer nur Ärger und wir hatten in den Dreißiger- und Vierzigerjahren eine Lösung für das Problem, aber die Alliierten haben sie vereitelt. Und dann haben sie sich auch noch mit den Bolschewiken verbündet. Jetzt bereuen sie es. Der Trunkenbold Churchill, dieses Arschloch, hat die Amerikaner gewarnt, aber niemand hat auf ihn gehört.«
    Er redete sich warm, hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt, und jetzt sah ich, dass er mitten auf der Glatze eine Narbe hatte.
    Er sah, wohin mein Blick ging, und strich mit den Fingern der linken Hand darüber. »Die habe ich an der russischen Front gekriegt und ich bin stolz darauf. Das ist ein Ehrenzeichen und zeigt, dass ich kein Hosenscheißer bin, sondern bereit, mein Vaterland und dessen historisches Recht auf genügend Lebensraum zu verteidigen.«
    »Warum sollen denn die Juden schuld an allem Übel auf der Welt sein?«
    »Das sind sie nun mal«, sagte er scharf. Dann zeigte sich ein kleines Lächeln in den Mundwinkeln. »Vielleicht hat der Führer sich geirrt, als er sich nur auf die Juden konzentriert hat. Wir hätten uns genauso darum kümmern müssen, das arabische Pack loszuwerden, aber das ließ sich aus politischen Gründen nicht machen. Heute können wir diese Idioten gut gebrauchen, aber ihre Zeit wird noch kommen.« Er schwieg einen Moment und fuhr dann fort: »Wusstest du, dass für die arabische Ausgabe von Mein Kampf die wenig schmeichelhaften Bemerkungen über die Semiten, zu denen natürlich auch die Araber gehören, nicht übersetzt wurden?«
    Er grinste vor sich hin und zog zufrieden an seinem Zigarillo.
    Das würde eine Marathonvorlesung werden, aber genau das wollte ich ja.
    »Es gibt auch nicht viele, die wissen, dass wir eine muslemische SS-Division hatten. Stell dir vor! Ein Heer von Semiten, die geschworen haben, alle Semiten auszurotten! Sie sind wahnsinnig, diese verfluchten Mohammedaner, und darüber hinaus sind sie noch dabei, Europa zu überschwemmen. Sie kommen, um sich hier oben in den nördlichen Ländern durchzufressen. Aber das geschieht euch nur recht. Ihr hättet lieber auf uns hören sollen, dann wäret ihr nicht in diese Falle geraten. Und jetzt könnt ihr nichts tun. Wenn nur einer den Finger hebt, rufen alle: Rassismus!, wird einer wegen Drogenschmuggel ins Gefängnis geworfen, dann ist das auch Rassismus. Mistkerle, ich werde euch euren Rassismus zeigen!«
    Es blitzte hinter den Brillengläsern. »Wenn wir die Welt wieder regieren, wird nichts von diesem Rassismusgeschrei übrig bleiben. In den Ofen oder nach Afrika, das ist mir egal. Umso besser, wenn sie sich in den Bäumen oder im Wüstensand aufhalten, dann brauchen wir keine Zeit und Kraft aufzuwenden, um unsere Länder zu desinfizieren, sondern können gleich das Vierte Reich aufbauen.«
    Ich hatte schon vorher das Gefühl gehabt, dass diese Männer sich seit dem Zweiten Weltkrieg überhaupt nicht geändert hatten, sie lagen nicht gerade auf den Knien und bereuten. Aber dass sie noch schlimmer geworden waren, das hatte ich nicht gedacht. Sollten sie an die Macht kommen, wären sie gefährlicher als je zuvor.
    »Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie du heißt«, sagte ich.
    »Ernst Stangl, Obersturmbannführer der Waffen-SS«, kam es wie aus der Pistole geschossen. Es fehlte nur noch, dass er die Hacken seiner Turnschuhe zusammenknallte. »Sagt dir der Name was?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Der Nachname, meine ich«, sagte er sanft.
    Irgendetwas dämmerte mir, aber ich konnte es nicht fassen, also schüttelte ich erneut den Kopf.
    »Ich selbst bin nicht so bekannt, nur unter meinesgleichen, und das ist auch gut so, aber einige müssen hervortreten und eine größere Verantwortung übernehmen als gewöhnliche Menschen. So eine herausragende Persönlichkeit war mein Bruder Franz. Schon als wir noch Kinder waren …« Ernst Stangl sah vor sich hin. »Nun ja, es hat keinen Zweck, Fremden etwas über die eigene Kindheit zu erzählen, aber eine glücklichere Kindheit als die von Franz und mir, die gibt es wohl nicht.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen und ich saß mucksmäuschenstill,

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