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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Larsson gerne Auto und genoss zudem den Ruf, ein guter Fahrer zu sein. Sie nahmen die Vasagatan bis zum Norra Bantorget. Vor dem Norra-Latin-Gymnasium überholten sie einen Doppeldeckerbus der Linie 47.
    »Mein Gott«, sagte Martin Beck. »Ab jetzt wird einem immer schon schlecht, wenn man so einen Bus nur sieht.« Gunvald Larsson schielte zu dem Fahrzeug hinüber. »Nicht das gleiche Modell«, sagte er. »Das ist ein deutscher Büssing.«
    Etwas später fragte er:
    »Kommst du mit zu der Alten von Assarsson? Dem Typ mit den Parisern? Ich fahr um drei hin.«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Martin Beck.
    »Ich meine ja nur, weil du ohnehin in der Nähe bist. Es ist nur einen Häuserblock vom Sabbatsberg entfernt. Dann könnte ich dich hinterher zurückfahren.«
    »Vielleicht. Kommt darauf an, wann ich mit der Krankenschwester fertig bin.«
    An der Ecke Dalagatan und Tegnergatan wurden sie von einem Mann mit gelbem Schutzhelm und einer roten Fahne in der Hand gestoppt. Auf dem Gelände des Krankenhauses Sabbatsberg wurde an einer umfassenden Neubebauung gearbeitet, die ältesten Häuser sollten abgerissen werden, und neue schössen bereits in die Höhe. Momentan war man dabei, den hohen Felsen zur Dalagatan zu sprengen. Während der Knall der Sprengladung noch zwischen den Häuserfassaden hallte, sagte Gunvald Larsson:
    »Warum sprengen sie nicht gleich ganz Stockholm auf einmal in die Luft statt Stück für Stück? Sie sollten es machen wie Ronald Reagan, oder wie der heißt, es für Vietnam vorgeschlagen hat: asphaltieren, gelbe Linien ziehen und Parkplätze aus dem ganzen Mist machen. Das ist auch nicht schlimmer, als wenn es nach dem Willen der Städteplaner geht.« Martin Beck stieg vor der Einfahrt zu dem Teil des Krankenhauses aus dem Wagen', das dem Eastman-Institut am nächsten lag und die Entbindungsstation und die Gynäkologie beherbergte.
    Der Wendeplatz vor den Eingangstüren war menschenleer, aber als er näher kam, bemerkte er eine Frau in einem Schaffellmantel, die ihm durch die Glastüren entgegensah. Sie öffnete die Tür und sagte:
    »Kommissar Beck? Ich bin Monika Granholm.« Sie packte seine Hand mit eisernem Griff und drückte sie leidenschaftlich. Er glaubte beinahe hören zu können, wie die Mittelhandknochen zertrümmert wurden, und hoffte, dass die Frau nicht die gleiche Körperkraft einsetzte, wenn sie mit den Neugeborenen hantierte.
    Sie war fast so groß wie Martin Beck, dabei allerdings wesentlich umfangreicher. Ihre Haut war rosig und gesund, die Zähne weiß und kräftig, die hellbraunen Haare dick und gewellt, und die Iris in ihren großen, schönen Augen hatte die gleiche Farbe wie ihre Haare. Alles an ihr wirkte groß, stark und gesund. Die tote Frau im Bus war klein und zierlich gewesen und musste neben dieser Zimmergenossin unerhört zerbrechlich ausgesehen haben.
    Sie gingen zur Dalagatan hinauf.
    »Hätten Sie was dagegen, dass wir zum Restaurant Wasahof auf der anderen Straßenseite gehen?«, fragte Monika Granholm. »Ich muss erst was essen, ehe ich reden kann.« Die Mittagszeit war vorbei, und es gab mehrere freie Tische im Restaurant. Martin Beck entschied sich für einen Fenstertisch, aber Monika Granholm zog einen im hinteren Teil des Lokals vor.
    »Ich will nicht, dass uns einer sieht«, sagte sie. »Sie können sich nicht vorstellen, wie im Krankenhaus getratscht wird.« Sie bestätigte ihre Aussage, indem sie Martin Beck mit ausgewählten Teilen dieses Tratsches unterhielt, während sie sich mit gesundem Appetit eine enorme Portion Hackbällchen mit Kartoffelpüree einverleibte. Martin Beck betrachtete sie verstohlen. Er selbst hatte wie üblich keinen Hunger. Stattdessen war ihm übel, und er trank Kaffee, um seinen Zustand noch ein bisschen zu verschlechtern.
    Er ließ sie die Mahlzeit beenden und wollte gerade das Gespräch auf ihre tote Kollegin bringen, als sie den Teller von sich schob und sagte:
    »So. Jetzt können Sie anfangen und mir Ihre Fragen stellen, ich werde versuchen, sie so gut ich kann zu beantworten, Herr Kommissar. Darf ich Ihnen aber vorher selber noch eine Frage stellen?«
    »Ja, natürlich«, sagte Martin Beck und hielt ihr seine Schachtel Florida hin. Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein danke, ich rauche nicht. Haben Sie den Irren schon geschnappt?«
    »Nein«, antwortete Martin Beck. »Noch nicht.«
    »Wissen Sie, die Leute sind sehr aufgebracht. Ein Mädchen in unserer Abteilung traut sich nicht mehr, mit dem Bus zur Arbeit zu fahren. Sie hat

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