Endstation für neun
Sandkastenfreunde sein können, die sich zufällig wiedergetroffen haben. Aber das ist auch wirklich das Einzige, was ich mir vorstellen kann. Britt wohnte, bis sie zwanzig wurde, in Eslöv. Woher kam denn der Polizist?«
»Hallstahammar«, sagte Martin Beck.
»Wie heißt dieser Arzt mit vollem Namen?«
»Bertil Persson.«
»Und wo wohnt er?«
»Gillbacken 22 in Bandhagen.«
Er reichte ihr, wenn auch zögernd, die Hand und behielt sicherheitshalber den Handschuh an.
»Grüßen Sie Vater Staat von mir und sagen Sie ihm, ich bedanke mich für das Essen«, sagte Monika Granholm und entfernte sich mit großen Schritten den Hang hinab.
16
Gunvald Larssons Wagen parkte vor Tegnergatan 40. Martin Beck schaute auf seine Armbanduhr und öffnete die Haustür.
Es war zwanzig nach drei, was bedeutete, dass sich Gunvald Larsson, der es gewohnt war, pünktlich zu sein, bereits seit zwanzig Minuten bei Frau Assarsson aufhielt. Zeit genug, um sich einen Überblick über Direktor Assarssons Leben seit seiner Einschulung verschafft zu haben.
Gunvald Larssons Vernehmungstechnik basierte nämlich auf der goldenen Regel, am Anfang zu beginnen und das Ganze gründlichst aufzurollen, eine Methode, die zwar durchaus effektiv sein konnte, oft jedoch schlicht ermüdend und reine Zeitverschwendung war.
Die Wohnungstür wurde von einem Mann mittleren Alters in einem dunklen Anzug mit silberweißer Krawatte geöffnet. Martin Beck stellte sich vor und zeigte seine Dienstmarke. Der Mann streckte ihm die Hand entgegen.
»Türe Assarsson«, sagte er. »Ich bin der Bruder des… des Toten. Treten Sie ein, Ihr Kollege ist schon da.«
Er wartete, während Martin Beck seinen Mantel ablegte, und ging vor ihm durch eine hohe Flügeltür.
»Märta, meine Liebe, darf ich dir Kommissar Beck vorstellen«, sagte er.
Das Wohnzimmer war groß und ziemlich dunkel. Auf einer niedrigen, cremeweißen Couch, die mindestens drei Meter lang war, saß eine magere Frau in einem schwarzen Jerseykostüm mit einem Glas in der Hand. Sie stellte ihr Glas vor sich auf einen flachen schwarzen Marmortisch und streckte ihre Hand mitgraziös gebeugtem Handgelenk aus, als würde sie erwarten, dass er ihr einen Handkuss gab. Martin Beck griff linkisch nach ihren baumelnden Fingern und murmelte undeutlich:
»Mein Beileid, Frau Assarsson.«
Auf der anderen Seite des Marmortisches standen drei rosafarbene niedrige Sessel gruppiert, und in einem von ihnen saß Gunvald Larsson und sah seltsam aus. Erst als sich Martin Beck nach einer huldvollen Handbewegung Frau Assarssons selbst in einem der Sessel niederließ, erkannte er Gunvald Larssons Problem.
Da die Konstruktion des Sessels im Grunde nur eine ausgestreckte Horizontallage zuließ und ein liegender Polizist bei einer Vernehmung seltsam aussehen würde, hatte Gunvald Larsson eine Art zusammengeklappte Position eingenommen, die äußerst anstrengend zu sein schien. Sein Gesicht war rot angelaufen, und er starrte Martin Beck wütend zwischen seinen Knien hindurch an, die wie zwei Alpengipfel vor ihm aufragten. Martin Beck winkelte seine Beine erst links, dann rechts an und versuchte sie anschließend über Kreuz zu legen und unter dem Sessel zu verkeilen, aber er war zu niedrig. Am Ende nahm er die gleiche Sitzhaltung ein wie Gunvald Larsson. Währenddessen hatte die Witwe ihr Glas geleert und streckte es ihrem Schwager zum Nachfüllen entgegen. Er sah sie forschend an, ging dann aber eine Karaffe und ein sauberes Glas von einem Sideboard holen.
»Sie nehmen doch sicher auch ein Glas Sherry, Herr Kommissar«, sagte er.
Noch ehe Martin Beck protestieren konnte, hatte der Mann das Glas gefüllt und vor ihm auf den Tisch gestellt. »Ich habe Frau Assarsson gerade gefragt, ob sie weiß, warum sich ihr Mann am Montagabend in diesem Bus befand«, erläuterte Gunvald Larsson.
»Und ich habe dasselbe geantwortet, was ich schon dieser Person geantwortet habe, die so geschmacklos war, mich nur wenige Sekunden nachdem man mich von seinem Tod unterrichtet hatte, zu meinem Gatten zu befragen: Ich weiß es nicht.« Sie erhob ihr Glas, nickte Martin Beck zu und leerte es in einem Zug. Martin Beck machte einen Versuch, sein Sherryglas zu erreichen, verpasste es jedoch um etwa zwanzig Zentimeter und fiel in den Sessel zurück.
»Wissen Sie, wo sich Ihr Gatte am früheren Abend aufgehalten hat?«, fragte er.
Sie stellte das Glas ab und nahm eine orangefarbene Zigarette mit Goldmundstück aus einem grünen Glaskästchen auf dem
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