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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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direkt von der Arbeit nach Hause gefahren. Kurz danach kam Äke. Er hatte eingekauft. Sonntag hatte er frei. Da waren wir den ganzen Tag zusammen.«
    Sie ging zurück und setzte sich in den Sessel, verschränkte die Hände um ihre angezogenen Knie und biss sich auf die Unterlippe.
    »Hat er dir erzählt, an welchem Fall er gearbeitet hat?«, erkundigte sich Kollberg. Asa schüttelte den Kopf.
    »Hat er dir sonst von seiner Arbeit erzählt?«, fragte Martin Beck.
    »Ja, natürlich. Wir haben uns alles erzählt. Aber in der letzten Zeit nicht. Über seinen letzten Fall hat er mit mir nicht gesprochen. Ich fand es seltsam, dass er nicht darüber geredet hat. Er hat sich sonst immer über die verschiedenen Fälle mit mir unterhalten, vor allem, wenn es schwierige und anstrengende Ermittlungen waren. Aber vielleicht durfte er ja nicht…« Sie unterbrach sich und hob die Stimme. »Warum fragt ihr mich das überhaupt? Ihr wart doch seine Vorgesetzten. Falls ihr herauszufinden versucht, ob er mir irgendwelche Dienstgeheimnisse verraten hat, kann ich euch versichern, das hat er nicht getan. In den letzten drei Wochen hat er kein Wort über die Arbeit verloren.«
    »Vielleicht lag es daran, dass er nichts Besonderes zu erzählen hatte«, sagte Kollberg beschwichtigend. »Die letzten drei Wochen waren ungewöhnlich ereignislos, und wir hatten nicht sehr viel zu tun.« Asa Torell starrte ihn an.
    »Wie kannst du so etwas behaupten? Äke hatte jedenfalls eine Menge zu tun. In letzter Zeit hat er praktisch rund um die Uhr gearbeitet.«

14
    Rönn sah auf die Uhr und gähnte.
    Dann warf er einen Blick auf das Krankenhausbett und die unbeschreiblich bandagierte Person, die darin lag. Anschließend betrachtete er die komplizierte Apparatur, die offenbar erforderlich war, um den Verletzten am Leben zu erhalten, und die resolute Krankenschwester mittleren Alters, die kontrollierte, dass alles ordnungsgemäß funktionierte. Im Moment tauschte sie eine der an einem Ständer hängenden Tropfflaschen aus. Ihre Bewegungen waren schnell und präzise, und ihre Art, die einzelnen Handgriffe auszuführen, zeugte von langjährigem Training und einer bewundernswerten Ökonomie der Körperbewegungen.
    Rönn seufzte und gähnte hinter seinem Mundschutz.
    Die Krankenschwester bemerkte es sofort und warf ihm einen schnellen, tadelnden Blick zu. Er hatte viel zu viele Stunden damit verbracht, in diesem antiseptischen Isolierzimmer mit seinem kalten Licht und den nackten weißen Wänden zu sitzen oder auf dem Flur vor dem Operationssaal auf und ab zu gehen.
    Außerdem hatte ihm die meiste Zeit ein Mann namens Ullholm Gesellschaft geleistet, dem er vorher noch nie begegnet war, der sich aber dennoch als ein Erster Polizeiassistent in Zivil erwies.
    Rönn gehörte nicht zu den Geistesgrößen der Gegenwart und erhob auch gar nicht erst den Anspruch, besonders intelligent zu sein. Er war mit sich und der Welt zufrieden und fand das meiste eigentlich ganz gut so, wie es war. Diese Eigenschaft war es denn auch, die ihn zu einem brauchbaren, um nicht zu sagen fähigen Polizisten machte. Er ging die Dinge einfach und direkt an und neigte nicht dazu, Probleme zu sehen, wo gar keine waren. Er mochte die meisten Menschen, und die meisten Menschen mochten ihn.
    Doch selbst mit Rönns unkomplizierter Sichtweise betrachtet, war dieser Ullholm ein Monstrum an Geschwätzigkeit und reaktionärer Stupidität.
    Ullholm war mit allem und jedem unzufrieden, angefangen bei seiner Gehaltsstufe, die ihm natürlich viel zu niedrig erschien, bis zum Reichspolizeichef, den er für zu schwach hielt, mit eiserner Hand durchzugreifen.
    Es empörte ihn, dass die Kinder in der Schule keinen Respekt mehr lernten und die Disziplin bei der Polizei zu schlaff war. Mit besonderer Gehässigkeit stürzte er sich auf drei Kategorien von Mitbürgern, die Rönn noch nie Kummer oder Kopfzerbrechen bereitet hatten, und zwar Ausländer, Jugendliche und Sozialisten.
    Ullholm fand es skandalös, dass Polizisten einen Bart tragen durften.
    »Allenfalls einen Schnurrbart«, sagte er. »Aber selbst das finde ich höchst diskutabel. Du verstehst schon, was ich meine, oder?«
    Seiner Ansicht nach herrschte in der schwedischen Gesellschaft seit den dreißiger Jahren keine wirkliche Ordnung mehr. Die stark angestiegene Kriminalität und die zunehmende Brutalisierung schrieb er der Tatsache zu, dass die Polizisten keine vernünftige militärische Grundausbildung bekamen und keine Säbel mehr trugen.
    Die

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