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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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erkennbar waren. Gunvald Larsson sah ihn misstrauisch an und sagte: »Sollte das so eine Art Witz sein?«
    »Nein. Ich steh hier nur und denke daran, was für ein Gefühl das damals als Kind war.«
    »Sehr konstruktiv. Du könntest dir nicht eventuell vorstellen, dich mit etwas Sinnvollerem zu beschäftigen? Im Hinblick auf die Ermittlungen?«
    »Jau«, erwiderte Rönn. »Aber…«
    »Aber was?«
    »Jau, das genau wollte ich sagen. Was?«
    »Neun Menschen sind ermordet worden«, sagte Gunvald Larsson. »Und du stehst da und weißt nicht, womit du dich beschäftigen sollst. Du bist doch Ermittler, oder etwa nicht?«
    »Jau.«
    »Dann ermittle, verdammt nochmal.«
    »Wo?«
    »Woher soll ich das denn wissen? Tu irgendwas.«
    »Was tust du denn?«
    »Das siehst du doch. Ich sitze hier und lese dieses psychologische Geschwätz, das Melander und die Herren Doktoren verbrochen haben.«
    »Warum?«
    »Das weiß ich nicht. Ich kann ja nicht alles wissen.« Eine Woche war seit dem Blutbad im Bus vergangen. Der Stand der Ermittlungen war unverändert und der Mangel an konstruktiven Ideen offensichtlich. Sogar die Flut nutzloser Hinweise aus der Bevölkerung verebbte allmählich.
    Die Konsumgesellschaft und ihre gestressten Bürger hatten anderes im Kopf. Es war zwar noch mehr als einen Monat bis Weihnachten, aber die Reklameorgien hatten begonnen, und die Kaufhysterie verbreitete sich auf den girlandengeschmückten Einkaufsstraßen so schnell und schonungslos wie der Schwarze Tod. Gegen diese Epidemie war kein Kraut gewachsen, und es gab keinen Ort, an den man hätte fliehen können. Sie fraß sich in die Häuser und Wohnungen, auf ihrem Weg alles und jeden vergiftend und überwältigend. Die Kinder weinten bereits vor Erschöpfung, und die Familienväter waren bis zum nächsten Urlaub verschuldet. Die legalisierte Bauernfängerei lief auf vollen Touren. Die Krankenhäuser verzeichneten Hochkon junktur für Herzinfarkte, Nervenzusammenbrüche und akute Magengeschwüre.
    Auf den Polizeiwachen der Innenstadt wurde man regelmäßig von Vorreitern des großen Familienfestes heimgesucht, hier in Gestalt sturzbetrunkener Weihnachtsmänner, die aus Hauseingängen und öffentlichen Toiletten geschleift wurden. Auf dem Mariatorget ließen zwei müde Polizisten einen volltrunkenen Weihnachtsmann versehentlich in den Rinnstein fallen, als sie versuchten, ihn in ein Taxi zu bugsieren. Während des nachfolgenden Tumults wurden die beiden Beamten von verwirrt weinenden Kindern und wütend fluchenden Säufern hart bedrängt. Einer der Polizisten bekam schlechte Laune, als ihn ein Eisklumpen ins Auge traf, und griff zum Schlagstock. Er drosch blindlings drauflos und erwischte einen neugierigen Rentner. Das machte keinen guten Eindruck, und die Gegner der Polizei bekamen Wasser auf ihre Mühlen.
    »In allen Gesellschaftsschichten schlummert ein latenter Hass auf Polizisten«, dozierte Melander. »Und es bedarf nur eines Auslösers, um ihn zu wecken.«
    »Soso«, sagte Kollberg desinteressiert. »Und woran liegt das?«
    »Es liegt daran, dass die Polizei ein notwendiges Übel ist«, antwortete Melander. »Jeder Mensch, auch jeder Berufsverbrecher weiß, dass er in Situationen geraten kann, in denen die Polizei seine einzige Rettung ist. Wenn der Dieb nachts aufwacht und hört, dass es in seinem Keller raschelt, was macht er dann? Die Polizei rufen natürlich. Aber solange eine solche Situation nicht vorliegt, reagieren die meisten Menschen entweder mit Angst oder Verachtung, wenn die Polizei auf die eine oder andere Art in ihr Dasein eingreift oder ihre Gemütsruhe stört.«
    »Als würde das übrige Elend nicht schon reichen, soll man sich jetzt also auch noch als notwendiges Übel fühlen müssen«, sagte Kollberg missmutig.
    »Der Kern des Problems«, fuhr Melander ungerührt fort, »liegt natürlich in dem paradoxen Umstand begründet, dass der Beruf des Polizisten eigentlich höchste Intelligenz und außerordentliche geistige, körperliche und moralische Qualitäten bei den Menschen voraussetzt, die ihn ausüben, andererseits jedoch nichts hat, was für Personen mit diesen Eigenschaften attraktiv sein könnte.«
    »Du bist schrecklich«, sagte Kollberg.
    Martin Beck hörte diese Argumentation weiß Gott nicht zum ersten Mal und war nur mäßig amüsiert. »Könnt ihr eure soziologischen Debatten nicht woanders führen«, sagte er übellaunig. »Ich versuche zu denken.«
    »An was?«, fragte Kollberg. Und das Telefon klingelte. »Ja,

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