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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Beck.«
    »Hier ist Hjelm. Wie läuft's?«
    »Unter uns gesagt, überhaupt nicht.«
    »Habt ihr den Typen ohne Gesicht schon identifiziert?« Martin Beck kannte den Mann am anderen Ende der Leitung schon sehr lange und setzte großes Vertrauen in ihn. Damit stand er nicht allein, denn es gab Leute, für die Hjelm einer der fähigsten Kriminaltechniker der Welt war. Wenn man ihn nur zu nehmen wusste.
    »Nein«, sagte Martin Beck. »Kein Mensch scheint ihn zu vermissen. Und unsere Klinkenputzer haben auch eine Pleite erlebt.« Er holte tief Luft und fuhr fort:
    »Du willst mir doch nicht etwa sagen, dass ihr etwas Neues herausgefunden habt?«
    Hjelm musste man um den Bart gehen, das war allgemein bekannt.
    »Doch«, sagte dieser selbstzufrieden. »Wir haben ihn uns ein bisschen genauer angesehen. Versucht, ein detaillierteres Bild aufzubauen, das uns eine Vorstellung von der lebenden Person vermittelt. Ich glaube, es ist uns gelungen, ihm einen gewissen Charakter zu geben.« Kann ich sagen: Das meinst du doch wohl nicht ernst?, dachte Martin Beck.
    »Das meinst du doch wohl nicht ernst?«, fragte er schließlich.
    »Doch, und ob«, erwiderte Hjelm begeistert. »Das Ergebnis ist besser als erwartet.« Was sollte er dazu jetzt sagen? Phantastisch? Großartig? Einfach nur: schön? Oder sehr schön? Ich muss mal bei Ingas Kaffeekränzchen in die Lehre gehen, dachte er. »Das ist ja toll«, sagte Martin Beck. »Danke«, erwiderte Hjelm enthusiastisch. »Gern geschehen. Könntest du mir vielleicht erzählen…«
    »Natürlich. Deshalb rufe ich ja an. Als Erstes haben wir uns die Zähne angesehen. Gar nicht so einfach. Sie haben ziemlich was abbekommen. Aber die Plomben, die wir gefunden haben, sind schlampige Arbeit gewesen. Ich glaube nicht, dass ein schwedischer Zahnarzt sie gemacht haben kann. Mehr will ich zu dem Punkt nicht sagen.«
    »Das ist mehr als genug«, erklärte Martin Beck. »Dann haben wir seine Kleider. Wir konnten den Anzug zu einer der Hollywood-Boutiquen bei uns in Stockholm zurückverfolgen. Wie du vielleicht weißt, gibt es drei. Eine in der Vasagatan, eine in der Götgatan und eine am Sankt Eriksplan.«
    »Gut«, sagte Martin Beck lakonisch. Jetzt konnte er einfach nicht mehr heucheln.
    »Ja«, sagte Hjelm ärgerlich, »das finde ich auch. Darüber hinaus war der Anzug ziemlich schmutzig. Er ist definitiv nie gewaschen worden, und ich würde sagen, dass der Mann ihn über einen langen Zeitraum hinweg mehr oder weniger täglich getragen hat.«
    »Wie lange?«
    »Schätzungsweise ein Jahr.«
    »Hast du noch mehr?«
    Es wurde für einen Moment still. Hjelm hatte sich das Beste bis zuletzt aufgespart. Es war nur eine Kunstpause. »Nun ja«, sagte er schließlich. »In der Brusttasche seines Jacketts waren Haschischkrümel, und ein paar Körnchen in der rechten Hosentasche stammten von zerbröselten Preludintabletten. Die Analysen von der Obduktion bestätigen, dass der Mann regelmäßig Drogen genommen hat.« Neuerliche Kunstpause. Martin Beck sagte nichts.
    »Außerdem hatte er einen Tripper«, sagte Hjelm. »Im fortgeschrittenen Stadium.« Martin Beck vervollständigte seine Notizen, bedankte sich und legte auf.
    »Das riecht ja schon von weitem nach Unterwelt«, meinte Kollberg. Er hatte hinter dem Stuhl gestanden und das Gespräch belauscht.
    »Ja«, sagte Martin Beck. »Aber seine Fingerabdrücke sind nicht in unserer Kartei.«
    »Vielleicht war er Ausländer.«
    »Gut möglich«, sagte Martin Beck. »Aber was sollen wir mit den Informationen anfangen? Wir können sie ja schlecht an die Presse weitergeben.«
    »Nein«, sagte Melander. »Aber wir können sie mündlich unter die Spitzel und uns bekannten Drogensüchtigen streuen. Über die Leute vom Rauschgiftdezernat und die Schutzpolizei in den Revieren.«
    »Mmm«, sagte Martin Beck. »Tu das.«
    Ein Strohhalm, dachte er. Aber was blieb ihnen anderes? Während der letzten Tage hatte die Polizei zwei spektakuläre Großrazzien in der sogenannten Unterwelt gemacht. Das Ergebnis war wie erwartet ausgefallen. Mager. Alle außer den verkommensten und kaputtesten Subjekten hatten die Aktionen vorhergesehen. Von den circa einhundertfünfzig Personen, die man verhaftet hatte, waren die meisten reine Pflegefälle, die auf der Stelle in diverse Anstalten weiterbefördert werden konnten. Die Ermittlungen zu den Lebensumständen der Opfer hatten bisher absolut nichts ergeben, und die Kollegen, die für die Kontakte zur Unterwelt zuständig waren, zeigten sich

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