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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Interpreten seiner Schrift.« Er schrieb die Angaben schnell ab und sagte: »Hier hast du es im Klartext.«
    »Okay«, sagte Nordin. »Ich kann ja mal hinfahren. Ist ein Wagen frei?«
    »Ja. Aber angesichts des Verkehrs und des Straßenzustandes solltest du dich besser an die rollende Sardinenbüchse halten. Nimm Linie 13 oder 23 in südliche Richtung und steig in Axelsberg aus.«
    »Bis später«, verabschiedete sich Nordin und ging. »Er wirkt heute nicht sonderlich inspiriert«, sagte Kollberg. »Kannst du ihm das vorwerfen?«, fragte Martin Beck und schnäuzte sich.
    »Wohl kaum«, erwiderte Kollberg und seufzte. »Warum lassen wir die Jungs nicht nach Hause fahren?«
    »Weil uns das nicht zusteht«, sagte Martin Beck. »Sie sind hier, um sich an der intensivsten Menschenjagd zu beteiligen, die es in diesem Land je gegeben hat.«
    »Es wäre nett…«
    Sagte Kollberg und verstummte. Er brauchte nicht mehr zu sagen. Es wäre unbestreitbar von Vorteil gewesen, zu wissen, wen man jagte und wo man dies tun sollte.
    »Ich zitiere nur den Justizminister«, sagte Martin Beck unschuldig. »Unsere scharfsinnigsten Köpfe - damit meint er natürlich Mänsson und Nordin - arbeiten unter Hochdruck daran, einen geistesgestörten Massenmörder einzukreisen und zu ergreifen, dessen Unschädlichmachung eine primäre Aufgabe der Gesellschaft und jedes Einzelnen ist.«
    »Wann hat er das gesagt?«
    »Zum ersten Mal vor siebzehn Tagen. Zuletzt noch gestern. Aber gestern bekam er nur vier Zeilen auf Seite zweiundzwanzig. Das muss ihn ärgern. Nächstes Jahr sind Wahlen.« Melander hatte sein Telefonat beendet. Er stocherte mit einer aufgebogenen Büroklammer im Pfeifenkopf und sagte in aller Gemütsruhe:
    »Wird es nicht langsam Zeit, den geistesgestörten Massenmörder sozusagen in der Versenkung verschwinden zu lassen?« Es dauerte fünfzehn Sekunden, bis Kollberg antwortete. »Ja«, sagte er. »In allerhöchstem Maße. Außerdem wird es Zeit, die Tür abzuschließen und die Telefone abzustellen.«
    »Ist Gunvald da?«, fragte Martin Beck.
    »Ja, Herr Larsson sitzt da drinnen und stochert mit dem Brieföffner in seinen Zähnen herum.«
    »Sorgt dafür, dass alle Gespräche zu ihm durchgestellt werden«, sagte Martin Beck. Melander streckte sich nach dem Telefon.
    »Bestell uns auch gleich Kaffee«, sagte Kollberg. »Ich nehme drei Kopenhagener und ein Mandeltörtchen, danke.«
    Zehn Minuten später kam der Kaffee. Kollberg schloss die Tür ab.
    Sie setzten sich. Kollberg schlürfte Kaffee und machte sich über die Plunderstücke her.
    »Wir haben also folgende Situation«, sagte er zwischen den einzelnen Bissen. »Der verrückte, sensationslüsterne Mörder steht im Kleiderschrank des Reichspolizeichefs und lässt den Kopf hängen. Sollte er gebraucht werden, holen wir ihn wieder heraus und stauben ihn ab. Unsere Arbeitshypothese lautet demnach wie folgt. Eine Person, ausgerüstet mit einer Maschinen pistole vom Typ Suomi M 37 erschießt neun Personen in einem Bus. Diese Personen stehen in keinerlei Beziehung zueinander, sie befinden sich nur zufällig zur selben Zeit am selben Ort.«
    »Der Schütze hat ein Motiv«, sagte Martin Beck. »Ja«, sagte Kollberg und griff nach dem Mandeltörtchen. »Das habe ich übrigens von Anfang an geglaubt. Aber man kann kein Motiv dafür haben, etliche zufällig versammelte Menschen zu töten. Seine eigentliche Absicht ist also, einen von ihnen zu eliminieren.«
    »Der Mord ist sorgfältig geplant«, sagte Martin Beck.
    »Einen von neun«, meinte Kollberg. »Aber wen von ihnen? Hast du die Liste, Fredrik?«
    »Brauche ich nicht«, sagte Melander.
    »Nein, stimmt ja. Hab nicht nachgedacht. Sollen wir sie durchgehen?«
    Martin Beck nickte. Das folgende Gespräch entwickelte sich zu einem Dialog zwischen Kollberg und Melander.
    »Gustav Bengtsson«, sagte Melander. »Der Busfahrer. Seine Anwesenheit im Bus kann als begründet gelten.«
    »Zweifellos.«
    »Er scheint ein ausgesprochen normales Leben gerührt zu haben. Passable Ehe. Nicht vorbestraft. Hat immer zuverlässig seinen Job gemacht. Bei den Kollegen beliebt. Wir haben zudem ein paar Freunde der Familie vernommen. Sie sagen, er sei gepflegt und anständig gewesen. Er war organisierter Antialkoholiker. Achtundvierzig Jahre alt. Gebürtiger Stockholmer.«
    »Feinde? Keine. Einfluss? Keinen. Geld? Keins. Motiv, ihn umzubringen? Keins. Der Nächste.«
    »Ich weiche jetzt von Rönns Nummerierung ab«, sagte Melander. »Hildur Johansson, Witwe,

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