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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Feuerzeug hin und holte mit zitternden Händen die Bilder heraus. Warf einen Blick auf das oberste Foto und lief sofort feuerrot an.
    »Wo… wo hast du die her?«
    »Sie waren in seinem Schreibtisch in Västberga.«
    »Was? In seinem Schreibtisch?«
    Sie blinzelte und sagte unvermittelt:
    »Wie viele Leute haben sie gesehen? Die ganze Polizei?«
    »Nur drei Personen.«
    »Wer?«
    »Martin, ich und meine Frau.«
    »Gun?«
    »Ja.«
    »Warum hast du ihr die Fotos gezeigt?«
    »Weil ich den Auftrag hatte, zu dir zu gehen. Ich wollte, dass sie weiß, wie du aussiehst.«
    »Wie ich aussehe? Und wie sehe ich aus? Äke und…«
    »Äke ist tot«, sagte Kollberg tonlos. Ihr Gesicht glühte immer noch. Außerdem hatte sie rote Flecken am Hals und sogar auf den Armen. Eine Kette kleiner, klarer Schweißtropfen war gleich unterhalb des Haaransatzes auf ihrer Stirn erschienen.
    »Die Bilder sind hier in der Wohnung aufgenommen worden«, sagte er. Sie nickte.
    »Wann?«
    Äsa Torell biss sich nervös auf die Unterlippe. »Vor ungefähr drei Monaten«, sagte sie. »Ich gehe davon aus, dass er sie selbst gemacht hat?«
    »Natürlich. Er hat… allen möglichen Fotokrempel. Selbstauslöser und Stativ und wie das alles heißt.«
    »Warum hat er sie gemacht?«
    Sie war immer noch rot und schwitzte, aber ihre Stimme war jetzt etwas fester. »Weil es uns Spaß gemacht hat.«
    »Und warum hatte er sie in seinem Schreibtisch?« Kollberg machte eine kurze Pause.
    »Er hatte nämlich keinen einzigen persönlichen Gegenstand in seinem Zimmer«, sagte er erläuternd. »Abgesehen von diesen Fotografien.«
    Langes Schweigen. Schließlich schüttelte sie sachte den Kopf und sagte:
    »Nein. Keine Ahnung.«
    Zeit, das Thema zu wechseln, dachte Kollerg und sagte: »Ist er immer mit Pistole herumgelaufen?«
    »Fast immer.«
    »Warum?«
    »Es hat ihm Spaß gemacht. Mittlerweile jedenfalls. Er interessierte sich für Schusswaffen.« Sie verstummte und schien über etwas nachzudenken. Dann stand sie plötzlich auf und verließ mit schnellen Schritten den Raum. Durch den kurzen Korridor sah er sie ins Schlafzimmer und zum Bett gehen. Zwei zerwühlte Kissen lagen am Kopfende nebeneinander. Sie schob die Hand unter das eine und sagte zögernd:
    »Ich habe hier so ein Ding… eine Pistole…« Kollbergs relative Fettleibigkeit und seine phlegmatische Ausstrahlung waren ein Schein, der schon viele auf unterschiedliche Art getrogen hatte. Tatsächlich war er durchtrainiert und von verblüffender Reaktionsschnelligkeit.
    Asa Torell stand noch leicht über das Bett gebeugt, als er auch schon bei ihr war und ihr die Waffe entwand.
    »Das ist keine Pistole«, sagte er. »Das ist ein amerikanischer Revolver. Ein 45er Colt mit langem Rohr, der absurderweise den Namen Peacemaker trägt. Außerdem ist er geladen.
    Und entsichert.«
    »Als ob ich das nicht wüsste«, murmelte sie.
    Er öffnete die Trommel und entfernte die Patronen. »Auch noch mit kreuzweise angefeilten Kugeln«, sagte er. »Die sind sogar in Amerika verboten. Die gefährlichste Handfeuerwaffe, die man sich nur vorstellen kann. Damit könntest du einen Elefanten erlegen. Wenn du damit aus fünf Metern Entfernung auf einen Menschen schießt, schlägt die Kugel eine Wunde von der Größe eines Suppentellers und wirft den Körper zehn Meter nach hinten. Wo zum Teufel hast du den her?« Sie zuckte verwirrt mit den Schultern. »Von Äke«, sagte sie. »Er hatte ihn schon immer.«
    »Im Bett?«
    Sie schüttelte den Kopf und sagte leise: »Nein, nein. Das war ich, die… jetzt…« Er steckte die Patronen in die Hosentasche, richtete die Revolvermündung auf den Fußboden und drückte ab. Das Klicken hallte in der stillen Wohnung wider.
    »Außerdem hat er den Abzug angefeilt. Um ihn sensibler und schneller zu machen. Absolut lebensgefährlich. Schlimmer als eine scharfe Handgranate. Du hättest dich nur mal im Schlaf umzudrehen brauchen, dann…« Er verstummte.
    »Ich habe in letzter Zeit nicht sonderlich viel geschlafen«, sagte sie.
    »Hm«, brummte Kollberg in sich hinein. »Er muss ihn bei irgendeiner Beschlagnahme von Waffen auf die Seite geschafft haben. Er hat ihn schlicht und ergreifend geklaut.« Er betrachtete den großen, schweren Revolver und wog ihn in der Hand. Dann warf er einen Blick auf das rechte Handgelenk der jungen Frau. Es war so schmal wie das eines Kindes.
    »Tja, in gewisser Weise kann ich ihn verstehen«, murmelte er. »Wenn man sich schon für Schusswaffen interessiert,

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