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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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dann…«
    Plötzlich wurde er laut.
    »Aber mich faszinieren diese Dinger nicht«, schrie er. »Ich hasse dieses Zeug. Hast du mich verstanden? Das hier ist ein widerwärtiges Ding, das es überhaupt nicht geben dürfte. Es sollte überhaupt keine Schusswaffen geben. Dass sie immer noch hergestellt werden und alle möglichen Leute sie in Kleiderschränken und Kommodenschubladen herumliegen haben oder sie auf der Straße tragen, zeigt nur, dass dieses ganze System irre und pervers ist. Kapierst du? Irgendein Drecksack verdient Geld damit, Waffen herzustellen und zu verkaufen, genau wie andere Leute Geld mit Fabriken machen, in denen Drogen und lebensgefährliche Tabletten produziert werden. Begreifst du?«
    Sie sah ihn an, und es lag eine ganz neue, klare und abschätzende Schärfe in ihrem Blick.
    »Geh und setz dich«, sagte er kurz angebunden. »Wir beide werden uns jetzt unterhalten. Ich meine es ernst.« Asa Torell erwiderte nichts. Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück und setzte sich in den Sessel.
    Kollberg ging in den Flur und legte den Revolver auf die Hutablage. Zog Jackett und Krawatte aus. Er knöpfte den Hemdkragen auf und krempelte die Ärmel hoch. Anschließend trat er in die Küche, spülte einen Topf aus und machte zwei Tassen Tee.
    Stellte sie auf den Tisch. Leerte die Aschenbecher. Öffnete das Fenster einen Spalt. Setzte sich.
    »Also«, sagte er. »Zuallererst möchte ich wissen, was du mit ›mittlerweile‹ gemeint hast. Als du sagtest, es habe ihm mittlerweile gefallen, bewaffnet herumzulaufen.«
    »Still«, sagte Äsa.
    Zehn Sekunden später fügte sie hinzu: »Warte.«
    Sie zog die Beine hoch, sodass die Füße in den großen grau en Wollsocken auf der Kante des Sitzpolsters ruhten. Dann schlang sie die Arme um die Schienbeine und saß vollkommen still. Kollberg wartete.
    Genauer gesagt wartete er fünfzehn Minuten, und in dieser Zeit schaute sie ihn kein einziges Mal an. Keiner von ihnen sagte etwas. Schließlich sah sie ihm in die Augen und sagte: »Ja?«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Nicht besser. Aber ein bisschen anders. Frag, was du willst. Ich verspreche zu antworten. Auf alles. Nur eins möchte ich vorher wissen.«
    »Ja?«
    »Hast du mir alles gesagt?«
    »Nein«, erwiderte Kollberg. »Aber das werde ich jetzt nachholen. Dass ich überhaupt hier bin, liegt daran, dass ich nicht an die offizielle Version glaube, nach der Stenström rein zufällig das Opfer eines verrückten Massenmörders geworden ist. Und ganz unabhängig von deiner Versicherung, dass er dich nicht betrogen hat oder wie immer man das nennen will, und davon, welche Gründe du für deine Gewissheit hast, glaube ich auch nicht, dass er sich in dem Bus aufhielt, um sich zu amüsieren.«
    »Was glaubst du dann?«
    »Dass du von Anfang an recht gehabt hast, als du meintest, er habe gearbeitet. Dass er sich in seiner Eigenschaft als Polizist mit etwas beschäftigte, aber aus irgendeinem Grund nicht darüber sprechen wollte, weder mit dir noch mit uns. Eine Möglichkeit könnte beispielsweise sein, dass er jemanden über einen längeren Zeitraum hinweg beschattet hat und der Verfolgte am Ende völlig verzweifelt war und ihn umbrachte. Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass diese Theorie wenig plausibel ist.«
    Er machte eine kurze Pause.
    »Äke war sehr gut darin, Leute zu beschatten. Es hat ihm Spaß gemacht.«
    »Ich weiß«, sagte sie.
    »Man kann Menschen auf zwei verschiedene Arten beschatten«, erläuterte Kollberg.
    »Entweder folgt man einer Person so unauffällig wie möglich, um herauszufinden, was der Betreffende vorhat. Oder aber man macht es ganz offen, um den Mann, den man beschattet, zur Verzweiflung zu treiben und ihn auf diese Weise zu verleiten, übereilt zu handeln oder sich auf andere Art zu verraten. Stenström beherrschte beide Techniken besser als jeder andere, den ich kenne.«
    »Gibt es außer dir noch andere, die das hier glauben?«, fragte Äsa Torell.
    »Ja. Zumindest Beck und Melander.« Er kratzte sich im Nacken und sagte:
    »Unsere Argumentation hat allerdings ein paar Schwachstellen, auf die wir jetzt nicht näher einzugehen brauchen.« Sie nickte.
    »Was willst du wissen?«
    »Das weiß ich selbst nicht so genau. Wir müssen uns vortasten. Ich bin mir nicht sicher, dass ich dich in allen Punkten verstanden habe. Was hast du zum Beispiel damit gemeint, dass er die Pistole mittlerweile dabeihatte, weil es ihm Spaß machte? Mittlerweile?«
    »Als ich Äke vor über vier Jahren

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