Endstation Mosel
bat, konnte Stadler erkennen, wie ungelegen ihr Besuch kam.
»Ich kann mir kaum vorstellen, wie ich Ihnen helfen könnte, aber ich werde mein Bestes tun.« Mit diesen Worten begleitete sie die beiden in den Salon.
Auf dem Tisch inmitten der geräumigen Sitzecke standen zwei Gläser. Nachdem sie den Besuchern Plätze angeboten hatte, räumte sie die Gläser vom Tisch: »Was darf ich Ihnen anbieten, Kaffee oder Wein?«
»Machen Sie sich bitte keine Umstände, wenn Sie vielleicht Wasser hätten?«, bat Stadler.
Monika schwirrte noch die Bezeichnung Landpolizei im Kopf. Stadler bemühte sich, ihren Besuch herunterzuspielen und wollte die Bezeichnung Kriminalpolizei vermeiden, dabei war ihm nichts Besseres eingefallen. Sie blickte sich im Salon um. Alles wirkte gediegen. Das Mobiliar hatte den Chic der siebziger Jahre. Die Zeichnungen an den Wänden zeigten, soweit Monika das erkennen konnte, Tiere aus der heimischen Region. War das an der gegenüberliegenden Wand unter den vielen Geweihen tatsächlich ein offener Kamin?
Madame Goedert schien allein an Bord zu sein. Für ein Alter von fünfundsiebzig Jahren wirkte sie erstaunlich fit und beweglich. Mit ein paar schnellen Handgriffen stellte sie frische Gläser, eine Schale mit Gebäck und eine Flasche Mineralwasser auf den Tisch, bevor sie ihnen gegenüber Platz nahm.
Stadler schenkte Wasser ein und entschuldigte sich nochmals für die späte Stunde.
»Kennen Sie Herrn Verbeek, den Partikulier des Frachtschiffes Populis ?«, kam Monika zum Thema. Dabei beobachtete sie aufmerksam ihr Gegenüber.
Madame Goedert zeigte keine Regung.
»Könnten Sie bitte den Namen wiederholen?« Sie nippte an ihrem Glas. Dabei erzeugten ihre Armbänder ein leises Klirren.
»Johan Verbeek, Eigner des holländischen Frachtschiffs Populis «, kam Monika dem Wunsch ihrer Gesprächspartnerin nach.
Diese schüttelte ihr gepflegtes blondes Haar: »Es kann sein, dass ich den Namen des Schiffs in der Zeitung gelesen habe, aber Verbeek sagt mir nichts. Durch die Firma meines Mannes habe ich viel mit Booten zu tun gehabt, aber nicht mit Frachtschiffen, dafür war unsere kleine Werft nicht ausgelegt.«
»Dann bedanke ich mich«, Monika trank und setzte das Glas wieder ab. »Auch für den Sprudel.«
»War das schon alles?« Madame Goedert schien überrascht.
»Darf ich fragen, was Sie auf die Idee gebracht hat, ich könnte diesen Herrn von der Populis kennen?«
»Wir haben Ihre Telefonnummer bei ihm gefunden.«
Madame Goedert überlegte oder tat zumindest so, als würde sie ihren Kopf mit der modischen Frisur anstrengen. Nach ein paar Sekunden sagte sie: »Bis jetzt hat er mich noch nicht angerufen, vielleicht wollte er es noch tun. Was sagt er denn dazu?«
»Nichts«, antwortete Monika und erhob sich. Stadler stand bereits mit der Mütze in der Hand neben dem Tisch.
*
»Am späten Vormittag hat jemand mit einem Schlauchboot an der Speed III angelegt. So wie er sich auf dem Schiff bewegt hat, scheint er zur Besatzung zu gehören. Bis jetzt hat sich sonst nichts getan. Die Yacht liegt weiterhin bei Moselkern vor Anker und Madame Goedert hat sich noch nicht an Deck blicken lassen«, schloss Monika eine Zusammenfassung der Ereignisse der ersten Schicht ab. Die Yacht wurde jetzt rund um die Uhr beobachtet.
»Der Wagen des nächtlichen Besuchers der Yacht ist auf die Krankenanstalten der Gebenedeiten Schwestern von Steineroth zugelassen«, berichtete Grabbe am Freitagmorgen.
»Die Rehaklinik, das Altenheim oder das Krankenhaus?«, fragte Walde, bestens informiert.
»Keine Ahnung, die gehören doch zum selben Verein, besser gesagt zum Trägerverein e.V., dem alle Einrichtungen der Klosterschwestern unterstehen.«
»Das sind nicht nur die Häuser in der Eifel, sie haben Einrichtungen in der ganzen Welt«, ergänzte Harry.
»Woher weißt du das denn schon wieder?«
»Ich hab’ mal ein paar Monate in der Rehaklinik Steineroth verbracht. Den Rest hat Grabbe im Internet gefunden.«
»War das, als du dich damals mit dem Streifenwagen überschlagen hast, ich dachte, du wärst nicht so schwer verletzt worden?«, fragte Walde.
»Längst nicht so schlimm wie der Günther, der hat über ein Jahr im Krankenhaus gelegen und ist dann in Frühpension gegangen«, Harry schien das Thema unangenehm zu berühren.
»Dann kennst du dich wahrscheinlich da oben gut aus«, stellte Walde fest.
»Die haben inzwischen viel gebaut. Damals gab es das Kloster mit dem Krankenhaus, das Altenheim und die
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