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Endstation Oxford

Endstation Oxford

Titel: Endstation Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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an Peter herumzunörgeln, als er nach der Rückkehr vom Flughafen den Kofferinhalt einfach auf den Boden kippte, die schmutzige Wäsche dort liegen ließ und ihr vielsagende Blicke zuwarf, als sei sie diejenige, die sich darum zu kümmern hätte. Und als nach zwei Tagen die Socken und Hemden immer noch dort lagen, freute sie sich wirklich auf ihr Büro. Und so verließ sie am Montagmorgen das Haus noch zielstrebiger als sonst.
    Im Büro kümmerte sie sich zunächst um die angesammelte Post. Die Durchsicht des Stapels unaufgefordert eingesandter Manuskripte verschob sie auf später. Wenn es so weiterginge, würde sie jemanden zum Lesen einstellen müssen. Da es im Jahr jedoch höchstens zwei oder drei unter diesen Manuskripten gab, die gut genug für eine Veröffentlichung waren, scheute sie die Kosten. Andererseits wäre es schade, wenn ihr tatsächlich etwas Originelles und Gewinnträchtiges entginge. Sie sollte mit Fiona darüber sprechen. Vielleicht konnte ihre Assistentin sich einmal in der Woche um die unverlangten Einsendungen kümmern. Die hoffnungslosen Fälle waren leicht zu erkennen und konnten schnell mit einer Standardablehnung an ihre Verfasser zurückgeschickt werden.
    Das Telefon klingelte.
    »Estelle Livingstone.« Sie genoss es, sich endlich wieder mit ihrem eigenen Namen zu melden, nachdem sie vierzehn Tage lang immer nur als »Mrs Hume« angesprochen worden war. Estelle lächelte in den Hörer. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Mein Name ist Todd Erwin. Ich wollte mit Ihnen über meinen Roman sprechen.«
    »Sollte ich Sie kennen?«
    »Bisher noch nicht.«
    »Haben Sie mir Ihren Roman zugeschickt?«
    »Auch noch nicht. Ich dachte, wir könnten uns zunächst treffen und über meine Ideen sprechen. Ich wüsste gern von Ihnen, ob ich auf dem richtigen Weg bin und was ich tun könnte, um mein Werk noch zu verbessern.« Er lachte. »Falls es überhaupt etwas zu verbessern gibt.«
    »Ich gebe keine detaillierten Beurteilungen zu unaufgefordert eingeschickten Werken ab. Außerdem kann ich unfertige Manuskripte von Erstlingsautoren nicht berücksichtigen«, erklärte Estelle mit Bestimmtheit. »Besuchen Sie meine Homepage. Dort steht, wonach ich suche. Und wenn Sie Hilfe bei der Ausarbeitung brauchen, sollten Sie einen Experten für kreatives Schreiben kontaktieren. Es gibt da ein paar ausgesprochen gute Adressen.«
    »Schon, aber diese Experten sind auch sehr teuer.«
    »Sie bezahlen doch sicher auch Ihren Steuerberater und Ihren Personal Trainer, nicht wahr?«
    »Also …«
    Ihr wurde klar, dass Todd Erwin weder das eine noch das andere hatte. »Oder den Mann, der Ihre Waschmaschine repariert. Sie können nicht erwarten, dass Leute, die sich um Erstlingswerke kümmern, kein Geld dafür nehmen. So etwas kann sich niemand leisten.«
    »Ich dachte, Menschen wie Sie würden aus reinem Vergnügen lesen.«
    Estelle verschlug es für einen kurzen Moment die Sprache. Der Mann hatte vielleicht originelle Vorstellungen!
    »Das bezweifele ich«, meinte sie schließlich. »Schreiben Sie Ihren Roman, und schicken Sie mir die ersten drei Kapitel mit einem Begleitbrief und einer Zusammenfassung. Und vergessen Sie bitte das Rückporto nicht, Mr … äh …«
    »Erwin. Todd Erwin.«
    »Der Name ist nicht gut gewählt. Sie sollten ihn ändern.«
    »Aber …«
    »Vielen Dank für Ihren Anruf. Auf Wiederhören.« Estelle legte auf.
    »Hi, Pete.«
    Es gab nur einen Menschen auf der Welt, der diese Kurzform benutzte. »Hallo Myles. Wie geht’s?«
    »Ganz gut. Wie fühlt sich das Eheleben an?«
    »Ich glaube, es ist noch zu früh für ein abschließendes Urteil.«
    »So schlimm?« Myles lachte, um zu zeigen, dass er scherzte.
    »Wie geht es Cathy und den Mädchen?«
    »Alles im grünen Bereich.«
    Peter hoffte, Myles würde endlich auf den Punkt kommen. Sicher gab es einen Grund für seinen Anruf. Peter überlegte, was geschehen würde, wenn er Myles bat, ihm Geld zu leihen. Jahrelang hatte er seinem Bruder immer wieder aus finanziellen Engpässen geholfen. Wäre es nicht an der Zeit, dass Myles ihm jetzt einmal einen Gefallen tat? Im Lauf der Jahre hatte er seinem Bruder sicher Zehntausende gegeben, aber mehr als die lausigen fünfzig Pfund Akontozahlung, wie Myles sich ausdrückte, hatte er nie zurückbekommen. Allerdings nannte Myles eine extravagante Ehefrau und zwei heranwachsende Töchter sein Eigen. Vermutlich war er selbst dann knapp bei Kasse, wenn seine Kanzlei ausgezeichnet lief.
    »Könnten wir uns irgendwo auf ein

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