Endstation Oxford
Geschäfte im Internet abwickeln. Aus Erfahrung weiß ich, dass ich zuerst im Internet nachschaue, wenn ich nach einem vergriffenen Buch suche, und mich nicht erst auf den Weg durch die Antiquariate mache.«
»Ich nehme an, dass sie an diesem Laden hängen. Er ist ein Relikt aus ihrer Kindheit.«
»Und eine Erinnerung an vergangenen Erfolg.«
»Glaubst du, Frances weiß, dass sich Adela auch an Ben gewandt hat?«, überlegte Kate.
»Vermutlich schon, aber das hätte sie zwei fast fremden Leuten, die in ihrem Laden aufkreuzen, sicher nicht einfach so erzählt.«
»Mich überrascht nur, dass Ben nicht wenigstens einmal bei Adela vorbeigeschaut hat, um sich den Nachlass anzuschauen. Wenn er sie dann und wann besucht, muss er doch sicher einer der Ersten gewesen sein, mit dem sie sich in Verbindung gesetzt hat.«
»Vielleicht ging er davon aus, dass die Bücher in schlechtem Zustand und unverkäuflich sind. Oder er und seine Schwester hätten sich die Sammlung ohnehin nicht leisten können. Oder Peter war einfach schneller als die anderen.«
Craig blieb vor einer schwarz lackierten Tür stehen und zeigte auf das gravierte Messingschild: »Ist Hume in dieser Gegend ein häufiger Name?«
»Nicht unbedingt. Aber auch nicht ungewöhnlich. »John, Haffney Hume« , las sie laut. »Das Schild ist mir vorige Woche schon aufgefallen, aber ich ging davon aus, dass es ein Zufall sein muss. Denkst du, dass es sich bei diesem Hume um Peters Bruder handeln könnte?«
»Durchaus möglich. Aber anhand des Türschilds allein können wir natürlich gar nichts sagen. Wir müssten schon nachfragen. Schade, dass heute Samstag ist.«
»Zu Hause schaue ich nach, ob die Kanzlei eine Homepage hat.«
Gleich nach dem Mittagessen setzte Kate sich an den Computer. »Ich hab’s«, verkündete sie schon bald. »Myles Hume wird als Partner der Sozietät geführt.«
»Steht auch seine Privatadresse dabei?«
»Zumindest kann ich sie hier nicht finden.«
Das Telefon klingelte. Kate nahm ab, während Craig ihre Teller in die Spülmaschine räumte.
»Hallo Kate.«
»Emma? Bist du das?«
»Tut mir wirklich leid, dass ich so lange nichts von mir habe hören lassen.«
»Nun, ich weiß ja, dass du immer viel zu tun hast«, sagte Kate. Sechs – oder waren es sieben? – Kinder würden jeden auf Trab halten, selbst wenn einige von ihnen inzwischen auf ein College entschwunden waren. Doch auch als Studenten brachten sie wahrscheinlich regelmäßig ihre schmutzige Wäsche und mitunter vermutlich auch ihre gebrochenen Herzen nach Hause. Emmas Aufgabe bestand darin, dann wieder alles ins Lot zu bringen. Darin war sie im Lauf der Jahre Spezialistin geworden.
»Sag mal, erinnerst du dich an meine Freundin Zara?«, fragte Emma.
Kate dachte einen Moment nach. »Ich bin mir nicht ganz sicher«, sagte sie. Seit ihre Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, hatte Emma angefangen, eine Reihe verkrachter Existenzen unter ihre Fittiche zu nehmen, um ihrem eigenen Leben wieder Sinn zu geben. War diese Zara eine von ihnen?
»Sie ist eine Kollegin, ebenfalls Schriftstellerin«, erklärte Emma. »Zumindest wird sie es sein, sobald ihr Roman fertig ist.«
»Und was ist mit dir? Schreibst du inzwischen wieder?«
Vor Jahren war Emma eine sehr erfolgreiche Kinderbuchautorin gewesen.
»Irgendwie bekomme ich in letzter Zeit nichts mehr auf die Reihe. Ich kann mich einfach nicht konzentrieren. Das ist insofern merkwürdig, als dass die Kinder jetzt älter sind und ich viel mehr Freizeit habe. Aber darüber wollte ich nicht mir dir sprechen, Kate. Erinnerst du dich, wie wir früher Pläne geschmiedet haben? Wir wollten ein Café eröffnen, wo sich Autoren treffen, miteinander diskutieren und bei einer Tasse Kaffee auch schreiben können. Einen Ort, an dem sich literaturinteressierte Menschen austauschen können.«
»Gut, dass wir den Plan nie verwirklicht haben. Der finanzielle Ruin wäre uns sicher gewesen«, meinte Kate heiter. »Stell es dir doch einmal bildlich vor: ein Café voller Möchtegern-Autoren. Mit etwas Glück hätten wir am Tag zwölf Tassen Kaffee und zwei Teilchen verkauft, was für die Mieten hier in Oxford sicher nicht gereicht hätte.«
»Ich habe immer von Donuts geträumt«, seufzte Emma, deren Hüften sich deutlich gerundet hatten, seit sie ihrem Heißhunger auf Süßes immer öfter nachgab.
»Wie kamen wir jetzt darauf?« Kate hatte den Faden verloren. »Hättest du vielleicht Lust, auf einen Plausch vorbeizukommen?«
»Ich würde dich
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