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Endstation Oxford

Endstation Oxford

Titel: Endstation Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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nachgedacht, es zu tun.«

18
    Kate und Craig gingen zu Fuß zum Plain und warteten auf den Bus nach Headington.
    »Läufst du eigentlich immer?«, fragte Craig.
    »Manchmal renne ich auch.«
    Craig schüttelte sich.
    »Allerdings kam ich in der letzten Zeit nicht so oft zum Joggen wie sonst, und daher laufe ich so viel wie möglich. Warum? Wärst du lieber mit dem Auto gefahren?«
    »Oh nein, es macht mir nichts aus zu laufen.«
    »Außerdem kann man beim Laufen prima nachdenken.«
    Das Literaturcafé lag in einer Seitenstraße, nicht weit von der Bushaltestelle entfernt. Es war frisch gestrichen. Auf dem Bürgersteig standen zwei kleine Tische für unbelehrbare Raucher, neben der Tür lehnte eine Tafel mit den Menüvorschlägen des Tages. Kate und Craig versuchten, durch die Scheiben zu spähen, doch die waren so beschlagen, dass sie kaum etwas erkennen konnten. Nur, dass das Café ziemlich voll war. Sie traten ein und gingen zum Tresen im hinteren Teil des Lokals.
    Etwa zwei Drittel der Tische waren besetzt. Weil es keine Zweiertische gab, sondern nur große Tafeln für sechs oder acht Personen, entschieden sie sich für einen Tisch am Fenster, an dem nur ein Stuhl besetzt war.
    »Emma?« Die junge Kellnerin, die ihre Bestellung aufnahm, nickte, als Kate sie nach der Freundin fragte. »Die ist in der Küche. Ich sage ihr, dass Sie da sind.«
    »Als ich jung war, habe ich immer nach so einem Café gesucht«, sagte Kate zu Craig. »Nach einem Ort, wo man Schriftsteller treffen und sich über Bücher und das Schreiben unterhalten kann. Und natürlich hoffte ich darauf, dort einen Seelenverwandten zu treffen, jemanden, der mein Talent sofort erkennen würde. Und wenn schon nicht das, dann wollte ich wenigstens eine Berühmtheit kennenlernen.«
    »Hm.« Craig blickte sich um.
    »Klar, dass die Realität einigermaßen enttäuschend war. Aber vielleicht sieht man in jüngeren Jahren auch nur das, was man sehen will.«
    »Die meisten hier sind Kuchenliebhaberinnen mittleren Alters, die mit ihren Freundinnen über die Enkelkinder reden«, stellte Craig fest. »Nicht, dass die eine oder andere nicht auch Schriftstellerin sein könnte«, fügte er hastig hinzu.
    »Aber einige Leute sehen auch vielversprechender aus.«
    Die Kellnerin kam zurück und servierte ihnen den bestellten Tee und die Teilchen. »Emma kommt zu Ihnen, sobald sie in der Küche entbehrlich ist.«
    Der junge Mann am anderen Ende ihres Tisches holte sein Notebook aus dem Rucksack und klappte es auf. Nachdem er einige Sätze getippt hatte, starrte er nachdenklich ins Leere. Zufällig lag Kates Gesicht genau in seinem Fokus. Als er schließlich feststellte, wohin er die ganze Zeit geschaut hatte, lächelte er ihr unsicher zu. Um ihm jede Peinlichkeit zu ersparen, konzentrierte sich Kate ganz auf ihr Schokoladenteilchen.
    »Schön, dass du kommen konntest, Kate!«
    Es war Emma, die plump und heiter in ihrer mit Textpassagen von Virginia Woolf dekorierten Schürze zu ihnen an den Tisch kam.
    »Und? Wie findest du es?«
    »Köstliche Teilchen«, antwortete Craig. »Und vorzüglicher grüner Tee.«
    Kate stellte die beiden einander vor und lud Emma ein, sich zu ihnen an den Tisch zu setzen. Dabei sah sie, dass der versonnen blickende junge Mann zwei weitere Sätze in sein Notebook tippte, und fragte sich, ob er sich vielleicht Notizen über ihre kleine Gruppe machte.
    »Leider habe ich nicht viel Zeit für euch«, sagte Emma. »Die Teilchen gehen heute weg wie warme Semmeln.«
    »Glaubst du, dass zu eurer Kundschaft viele echte Autoren zählen?«, fragte Kate. »Wird hier viel über Literatur geredet?«
    »Manchmal schon. Ich glaube, vormittags finden mehr intellektuelle Gespräche statt als nachmittags. Leute, die allein zu Hause arbeiten, wollen Gesellschaft haben. Und ab und zu reden sie auch über die Fortschritte ihrer Arbeit.«
    »Das macht natürlich deutlich mehr Spaß, als am Schreibtisch zu sitzen und ernsthaft zu schreiben.« Kate grinste.
    »Ich glaube, ich könnte der Versuchung kaum widerstehen, auf ein Schwätzchen hier hereinzuschauen.«
    »Sind Sie ebenfalls Schriftsteller?«, erkundigte sich Emma.
    »Ich schreibe lediglich Sachliteratur.«
    »Sag mal, hast du in letzter Zeit Peter Hume wiedergesehen?« Kate wollte endlich mit der Suche nach Estelle weiterkommen.
    »Allerdings. Und es war irgendwie merkwürdig. Zwei Jahre lang hat er nichts von sich hören lassen, und vor zwei Monaten stand er plötzlich aus heiterem Himmel vor meiner Haustür.

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