Endstation Oxford
Warum fragst du?«
»Wusstest du, dass er Ende letzten Jahres Estelle geheiratet hat?«
»Ja, davon habe ich gehört.«
»Also, ich mache mir im Moment einige Sorgen um Estelle und wollte von dir wissen, ob du mir etwas über Peter erzählen kannst. Ich weiß doch, dass ihr einmal gut befreundet wart.«
»Du meinst, ich soll ihn in den Dreck ziehen?«
Emmas Problem war, dass sie immer gleich den Finger in die Wunde legte.
»Ist er wirklich so, wie er auf den ersten Blick scheint? Was hast du gedacht, als du ihn kennengelernt hast?«, hakte Kate nach.
»Nach so vielen Jahren ist es schwierig, sich an den ersten Eindruck zu erinnern, aber ich glaube, ich sah in ihm einen konservativen, verlässlichen und gebildeten Mann, der sich für Theater und Musik begeistern konnte. Er war geradeheraus, manchmal ein bisschen oberlehrerhaft und absolut zuverlässig. Und du weißt ja, dass ich auf solche Männer geradezu fliege, Kate.«
»Ja, Sam ist tatsächlich …«
»Zuverlässig und langweilig? Schon gut, du darfst es ruhig aussprechen. Ich habe in meinem Leben nie allzu großen Wert auf Hektik gelegt.«
»Aber später hast du herausgefunden, dass Peter in Wirklichkeit gar nicht so war?«
»Oh, er war genauso. Und zwar fast immer. Wenn ihm danach war, sollte ich vielleicht sagen. Aber natürlich hatte er, wie wir alle, auch eine andere Seite. Wenn wir neue Leute kennenlernen, verbergen wir gern unsere weniger angenehmen Eigenschaften. Aber Peter und ich sind so lange miteinander ausgegangen, dass ich manchmal durchaus bemerkt habe, wie es hinter der Maske aussah.«
»Und was verbarg sich dort?«, fragte Craig, als Emma nicht weitersprach.
In diesem Moment erschien eine junge, ziemlich nervöse Kellnerin an ihrem Tisch und beugte sich zu Emma hinunter. »Du wirst dringend in der Küche gebraucht«, flüsterte sie. »Bitte!«
Emma eilte davon.
»So ist Emma«, sagte Kate. »Sag ihr, dass man sie braucht, und sie ist zur Stelle.«
»Ich nehme an, dass Peter sich ebenso darauf verließ wie ihre Familie.«
Emma kam aus der Küche zurück. »Ich habe jetzt beim besten Willen keine Zeit zum Reden«, sagte sie. »Hättet ihr nicht Lust, später zu mir nach Hause zu kommen? Sam muss zu einem Meeting, und die Kinder gehen entweder zu einer Party oder sitzen vor dem Computer. Wir brauchen also keine Unterbrechungen zu befürchten. Wenn ihr mögt, backe ich uns ein paar Pasteten auf. Mit Hühnchen und Pilzen.«
»Oh, sehr gern.«
»Dann also um sieben.« Emma verschwand.
»Was ist mit Jon?«, fragte Craig. »Meinst du nicht, dass er mitkommen möchte?«
»Ich glaube, Jon freut sich, wenn er einmal einen Abend allein verbringen darf. Außerdem wird es nicht spät werden.«
»Sollen wir uns auf den Weg machen?«
Ehe Kate aufstehen konnte, räusperte sich jedoch jemand neben ihr, und eine schüchterne Stimme sagte: »Entschuldigen Sie bitte.«
Es war der Mann mit dem Laptop. »Sind Sie eine echte Autorin?«, fragte er Kate.
»Ich denke schon. Jedenfalls gibt es Bücher von mir.«
»Ich versuche schon eine ganze Weile, veröffentlicht zu werden, aber bisher ist es mir noch nicht gelungen.« Seine Stimme klang näselnd und so voller Selbstmitleid, dass er Kate sofort unsympathisch war.
»Todd Erwin«, stellte er sich vor und streckte die Hand aus. »Darf ich Ihnen und Ihrem Freund noch eine Tasse Tee anbieten?«
»Wir wollten eigentlich gerade gehen.«
»Mein Problem ist, dass ich bereits drei Romane geschrieben habe, aber keinen Agenten finden kann, der sich dafür interessiert. Glauben Sie, dass ich mich vielleicht direkt an einen Verlag wenden sollte?«
»Suchen Sie sich lieber einen Agenten«, antwortete Kate und überlegte, ob sie ihm raten sollte, seine Geschichte noch einmal zu überarbeiten oder sein Ansinnen einfach aufzugeben und etwas zu tun, wofür er Talent hatte.
»Ich glaube, man muss erst die richtigen Leute kennen, ehe man überhaupt registriert wird. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Agenten die Einsendungen überhaupt vollständig lesen«, argwöhnte Todd.
»Eher nicht«, bestätigte Kate. »Ich nehme an, sie merken gleich nach den ersten Seiten, ob eine Geschichte etwas taugt oder nicht.«
»Aber das ist doch nicht fair«, begehrte Todd auf. »Ein Autor hat ein Recht darauf, ernst genommen zu werden. Wer ist Ihr Agent?«
»Nun«, sagte Kate zögernd, »ich weiß nicht recht, ob sie die Richtige für Sie wäre. Was genau schreiben Sie denn?«
»Ich glaube kaum, dass man mich in eine
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