Endstation Oxford
Craig.
»Gern«, erwiderte dieser und sah so erleichtert aus, wie sie sich fühlte.
Sie traten vor die Tür. Es war jetzt stockdunkel, aber zumindest hatte der Regen aufgehört. Dafür war es bitterkalt geworden.
»Mit dem Bus nach Hause?«, schlug Craig vor.
»Auf jeden Fall«, stimmte Kate zu, schlug den Jackenkragen hoch und kramte eine Mütze aus ihrer geräumigen Handtasche. »Wie fandest du Todd und Jackson?«
»Estelle kann einem wirklich leid tun, dass ihr jemand wie Todd an den Fersen klebt. Das gilt übrigens auch für jeden anderen Agenten.«
»Aber mit Jackson scheinst du dich gut verstanden zu haben.«
»Auch bei ihm ist der Wunsch der Vater des Gedanken. Ich hatte den Eindruck, dass du heute Nachmittag die einzige schon publizierte Autorin in diesem Laden warst.«
»Ich nehme an, die echten Profis sitzen zu Hause und arbeiten. Ich würde es ja auch gern tun, wenn nur …«
»Ich bin sicher, sie taucht bald wieder auf.«
»Hoffentlich hast du recht. Aber irgendwie kann ich nicht so richtig daran glauben.«
»Jetzt freuen wir uns erst einmal auf das Abendessen mit Emma, einverstanden?«
»Da ist unser Bus!«, rief Kate. »Wenn wir uns beeilen, kriegen wir ihn noch.«
Jon freute sich zunächst auf die Aussicht, den Abend ohne Kate und Craig verbringen zu dürfen. Er wurde jedoch deutlich skeptischer, als er erfuhr, dass die beiden Emma über Peters Vergangenheit aushorchen wollten.
Kurze Zeit später stand Kate vor dem Wäschekorb und sortierte die Kleidungsstücke, die sie am nächsten Tag waschen wollte. Jon und Craig verzogen sich ins Wohnzimmer und schlossen die Tür hinter sich.
Kate hörte nur ein undeutliches, von Jons Stimme dominiertes Gemurmel. Warum schlossen die beiden Männer sie bei diesem Gespräch aus? Allmählich war sie die Heimlichtuerei wirklich leid. Sie beschloss, mit dem Auto zu Emma zu fahren und Craig unterwegs alles Wissenswerte aus der Nase zu ziehen.
Sie nahm sich vor, dabei behutsam zu Werke zu gehen.
»Warum habt ihr beide euch eigentlich gestritten?«, fragte sie, als sie ins Auto stiegen.
»Gestritten? Wir?«
»Du brauchst mir nichts vorzumachen. Du und Jon hattet eine größere Meinungsverschiedenheit.«
»Selbst wenn es so wäre, ist das unsere Angelegenheit.«
»Wahrscheinlich ging es um Estelle.«
Die Stille war fast greifbar.
»Sollten wir uns nicht endlich auf den Weg machen?«, meinte Craig schließlich. »Immerhin kocht Emma für uns.«
Kate ließ den Motor an, legte aber keinen Gang ein. »Irgendetwas läuft da zwischen Jon und dir, und ich will wissen, was es ist«, sagte sie.
»Können wir das vielleicht auf morgen verschieben?«
Mit aufjaulendem Motor brauste Kate schneller als sonst die Straße entlang. »Ich werde es nicht vergessen«, kündigte sie an.
19
Die Dolbys wohnten in einem ehrwürdigen viktorianischen Haus mit Erkern zu beiden Seiten des überdachten Eingangs. Emma führte sie in ein gemütliches Zimmer mit einem offenen Kamin und mehreren nicht mehr ganz neuen Sofas, deren Gebrauchsspuren Emma unter Überwürfen versteckte, die sie in Secondhandshops und bei Wohltätigkeitsveranstaltungen erstanden hatte. Der Tisch am Erkerfenster war für drei Personen gedeckt. Aus der Küche drang ein köstlicher Duft.
Emma musterte Kate und Craig eindringlich. »Ist alles in Ordnung bei euch?«
»Aber natürlich«, sagte Craig sofort.
»Alles perfekt«, fügte Kate hinzu.
»Wenn ihr miteinander verheiratet wärt, würde ich sagen, ihr hättet Streit gehabt«, erklärte Emma so direkt wie immer.
»Aber wir sind weder verheiratet, noch hatten wir Krach«, entgegnete Kate. »Oh, und das hier haben wir dir mitgebracht«, fügte sie hinzu und reichte Emma eine Flasche Rotwein.
»Soll ich uns gleich ein Glas einschenken?«, fragte Emma.
»Sehr gern.« Craig nickte.
»Danke, aber ich bleibe lieber bei Wasser«, sagte Kate. »Wir sind mit dem Auto da.«
Emma schenkte ein und reichte die Gläser herum. »Dann trage ich jetzt mal auf«, erklärte sie.
Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, wandte sich Craig an Kate. »Ich dachte, wir wollten mit unserem Streit bis morgen warten.«
»Einen Streit wird es wohl nicht geben. Ich will nur einige Punkte klären.« Kate nippte an ihrem Wasser, während Craig sein Weinglas gleich zur Hälfte leerte. Bis Emma mit einem Tablett voller duftender Hühner-und-Pilz-Pasteten zurückkehrte, war es ihnen gelungen, ihren Ärger hinunterzuschlucken und ihrer Gastgeberin heitere Gesichter zu
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