Endstation Oxford
Mutter hat ihn anscheinend ordentlich an der Kandare. Jede Wette, dass Diane ihn nervt, dass er endlich ein nettes Mädchen heiraten soll, das zu ihm passt? Seine Freundin gefällt ihr sicher nicht, weil sie erstens zu alt ist und außerdem Kinder hat, die nicht von Austin sind. Dabei glaube ich, dass Austin die Kinder gern hat. Er freut sich, wenn sie da sind. Sonst würden ihre Spielsachen nicht überall bei ihm herumliegen, sondern wären irgendwo verstaut.«
»Vielleicht ist er einfach nur unordentlich.«
»Angesichts der Baustelle kann ich das eigentlich nicht glauben.«
»Gut, dann lassen wir Austin einmal außen vor. Ich glaube auch nicht wirklich, dass er Estelle etwas angetan hat, und dass er sie ein zweites Mal eingesperrt hat, glaube ich auch nicht. Wenn er sie noch einmal in aller Öffentlichkeit entführt hätte, hätte sie wahrscheinlich Zeter und Mordio geschrien und ihm das Gesicht zerkratzt.«
»Vielleicht sollten wir durch Oxford streifen und Ausschau nach jemandem halten, der so aussieht, als hätte Estelle ihn verprügelt.« Kate grinste.
»Könnten wir Peter fragen, wen Estelle alles in Oxford kennt?«
»Es wäre zumindest einen Versuch wert, falls Peter inzwischen wieder aufgekreuzt ist. Immerhin waren auf der Hochzeit ziemlich viele Gäste aus Oxford.«
»Wenn wir ihre Namen wüssten, könntest du dich möglicherweise an sie erinnern.«
»Hältst du Beschreibungen wie ›pistaziengrünes Seidenkleid mit goldenem Kopfputz‹ für brauchbar? Oder ›champagnerseliger Mann in dunklem Anzug‹?«
»Apropos betrunkener Mann: Dabei fällt mir Charley Hisper ein. Den sollten wir uns vielleicht einmal näher ansehen.«
»Meinst du wirklich?«
»Unbedingt. Außerdem Peters Bruder und seine Schwägerin. Die wohnen auch hier, nicht wahr?«
»Von Emma wissen wir, dass Peter sich für Myles verantwortlich fühlt. Peter würde seinem Bruder sofort aus der Patsche helfen, sollte der irgendeine Dummheit anstellen oder etwas Illegales tun. Vielleicht rangieren für Peter die Interessen seines Bruders sogar über denen seiner Frau.«
»Myles’ Büro befindet sich in North Oxford. Zwar ist halb acht ein bisschen früh, um mit der Arbeit zu beginnen, aber möglich ist es. Und wenn das Wetter sehr schlecht war, ist er vielleicht über Nacht in Oxford geblieben, anstatt nach Hause zu fahren.«
»Er und Cathy wohnen nur ein paar Autobahnkilometer entfernt.«
»Vielleicht sollten wir die Frage nach den Büchern für einen Augenblick außer Acht lassen. Mit Austin haben wir bereits gesprochen. Und ich glaube nicht, dass Adela oder Diane in der Lage wären, Estelle zu entführen, solange die an nichts anderes denken kann als einen schönen, starken Kaffee und ein heißes Bad.«
»Mir schwebte auch eher jemand Größeres und Stärkeres vor«, meinte Kate. »Ein junger Mann.«
»Denkst du an einen bestimmten Namen?«
»Nein. Obwohl ich gesehen habe, dass Charley Hisper das dicke Kind der Humes mit Leichtigkeit in die Luft geworfen hat.«
»Wir sollten auch andere mögliche Gründe für ihr Verschwinden nicht aus dem Blick verlieren.«
»Da wären zum Beispiel die abgelehnten Autoren.«
»Stimmt! Aber dafür brauchen wir deren Namen.«
»Ich rufe Peter an. Würdest du mir bitte inzwischen einen Kaffee machen«, bat Kate, räumte die Teller ab und stellte sie in die Spülmaschine.
»Ich glaube, ich sollte meinen Koffeinkonsum ein wenig einschränken.«
»Wie wäre es dann mit grünem Tee? Oder Kräutertee?«
Sie entschieden sich für grünen Tee und hofften, dass er die gleiche aufputschende Wirkung entwickeln würde wie ein starker Espresso.
Kate ging zum Telefon, kehrte aber ziemlich schnell zu Craig zurück. »Immer noch nichts. Und der Anrufbeantworter behauptet, Peter wäre nicht zu Hause. Keine Ahnung, wann er zurückkommt. Also müssen wir Estelles Verbindungen in Oxford auf andere Weise herausbekommen.«
Craig warf ihr einen misstrauischen Blick zu. »Du denkst doch nicht etwa an etwas Illegales, oder?«
»Ich finde, wir sollten kurz nach London fahren und nachsehen, ob wir in Estelles Büro etwas Nützliches finden. Sie hat sicher ein Adressbuch und eine Liste der Leute, deren Manuskripte sie abgelehnt hat.«
»Und wie sollen wir deiner Ansicht nach in das Büro kommen?«
»So wie jeder, der weiß, wie Estelle Türen abschließt. Der nächste Zug fährt in fünfzehn Minuten. Wenn wir laufen, bekommen wir ihn noch. Wie sieht das Wetter aus?«
»Es regnet und stürmt.«
Kate hüllte
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