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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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lächelte. »Es ist zu früh, sich deswegen den Kopf zu zerbrechen.
    Immerhin sind dreihundert Jahre vergangen. Vielleicht hat der Fluss sich seit den Tagen des Tethys hier einfach einen neuen Lauf gebahnt.
    Vielleicht gibt es einen Kanal und Schleusen, die wir übersehen haben, weil der Dschungel sie überwuchert hat. Darüber müssen wir uns jetzt keine Gedanken machen. Wir müssen einfach weiter flussabwärts fahren und feststellen, ob es noch ein Portal gibt.«
    Ich hielt einen Finger hoch. »Noch ein Gedanke«, sagte ich und kam mir schon etwas klüger als einen Augenblick vorher vor. »Wenn wir uns nun die ganze Mühe machen, das Floß bauen und dann feststellen, dass zwischen hier und dem Portal noch ein Wasserfall liegt? Oder noch zehn?
    Gestern Abend haben wir das Farcasterportal nicht gesehen, also wissen wir nicht, wie weit es ist.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Aenea.
    Ich klopfte mit dem Finger auf den Axtstiel. Ich würde ernsthaft in Erwägung ziehen, das Gerät an ihr auszuprobieren, sollte das Kind diesen Satz noch einmal gebrauchen.
    »M. Aenea hat mich gebeten, mich umzusehen«, sagte der Androide.
    »Das habe ich beim letzten Flug hierher getan.«
    Ich runzelte die Stirn. »Umsehen? Sie hatten keine Zeit, mit dieser Matte hundert Klicks oder mehr flussabwärts zu reisen.«
    »Nein«, stimmte der Androide zu, »aber ich bin mit der Matte sehr hoch geflogen und habe das zusätzliche Fernglas benutzt, um unseren Weg abzusuchen. Der Fluss scheint fast zweihundert Kilometer ruhig und gerade zu verlaufen. Es war schwer zu sagen, aber ich denke, ich habe den Bogen möglicherweise hundertdreißig Kilometer flussabwärts gesehen. Zwischen ihm und uns scheinen keine Wasserfälle oder größeren Hindernisse zu liegen.«
    Die Falten auf meiner Stirn mussten noch tiefer geworden sein. »Das alles haben Sie gesehen?«, sagte ich. »Wie hoch waren Sie denn?«
    »Diese Matte besitzt keinen Höhenmesser«, sagte A. Bettik, »aber der sichtbaren Krümmung des Planeten und dem dunkler werdenden Himmel nach zu urteilen, muss ich etwa hundert Kilometer hoch gewesen sein.«
    »Hatten Sie einen der Raumanzüge an?«, fragte ich. In dieser Höhe würde einem Menschen das Blut in den Adern kochen und seine Lungen durch den Unterdruck platzen. »Ein Atemgerät?« Ich sah mich um, aber nichts Derartiges lag auf dem bescheidenen Haufen unserer Ausrüstung.
    »Nein«, sagte der Androide, drehte sich um und hob eine Kiste. »Ich habe einfach nur die Luft angehalten.«
    Kopfschüttelnd machte ich mich daran, ein paar Bäume zu fällen. Ich dachte mir, dass die Anstrengung und die Einsamkeit mir gut tun würden.
    Es wurde Abend, bis das Floß fertig war, und ich hätte die ganze Nacht hindurch gearbeitet, wenn A. Bettik sich nicht mit mir beim Bäumefällen abgewechselt hätte. Das fertige Produkt war nicht schön, aber es schwamm.
    Unser kleines Floß war etwa sechs Meter lang und vier breit; ein langer, zu einem behelfsmäßigen Ruder geschnitzter Stamm befand sich in einer Halterung aus einer Astgabel am Heck; direkt vor der Ruderstange war eine Erhebung, auf der Aenea das Zelt zu einem vorn und hinten offenen Unterstand formte, und es gab behelfsmäßige Ruderösen an den Seiten, dazu lange Ruderstangen, die seitlich auf dem Floß lagen, wenn sie nicht zum Rudern in ruhigen Gewässern verwendet wurden oder im Notfall, wenn wir durch Stromschnellen steuern mussten. Ich hatte mir Sorgen gemacht, die Farnstämme könnten zu viel Wasser aufsaugen und so tief einsinken, dass sie als Floß nicht mehr zu gebrauchen waren, aber als wir zwei Schichten wabenförmig mit unserem Kletterseil zusammengebunden und an strategischen Stellen mit Bolzen befestigt hatten, schwammen die Stämme ganz ordentlich und hielten die Oberseite des Floßes etwa fünfzehn Zentimeter über dem Wasser.
    Aenea hatte zu erkennen gegeben, wie fasziniert sie von dem Mikrozelt war, und ich musste zugeben, dass sie es geschickter und effektiver formen konnte, als ich es in all den Jahren geschafft hatte, die ich diese Dinger schon benutzte. Man konnte sich von der Steuermannsposition am Ruder in den Unterstand hineinducken, er hatte einen hübschen Baldachin an der Vorderseite, der vor Sonne und Regen schützte, aber nicht die Sicht beeinträchtigte, und an den Seiten befanden sich praktische Ausbuchtungen, damit unsere Kisten mit der zusätzlichen Ausrüstung trocken blieben. Sie hatte unsere Schaumstoffmatten und Schlafsäcke schon in den

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