Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Mädchen fast. Ich wusste, dass das Material mit seinen Mikroporen sie warm und trocken halten würde, wenn nicht gerade extreme arktische Temperaturen herrschen sollten. Außerdem nahm ich einen Overall für den Androiden und mich mit; es kam mir absurd vor, in der zunehmenden tropischen Hitze des Tages für den Winter zu packen, aber man konnte nie wissen. In dem Spind befand sich auch eine alte Weste des Konsuls: lang, aber mit mehr als einem Dutzend Taschen, Klips, Ringen und Geheimfächern mit Reißverschluss versehen. Aenea stieß einen Schrei aus, als ich sie aus dem Durcheinander des Spinds zerrte, zog sie an und trug sie von da an fast ununterbrochen.
Außerdem fanden wir zwei Probenbeutel mit Schultergurten für geologische Proben, die ausgezeichnete Rucksäcke abgaben. Aenea schulterte einen und verstaute die zusätzlichen Kleidungsstücke und den Krimskrams darin, die wir fanden.
Ich war immer noch überzeugt, dass ein Schlauchboot da sein musste, konnte aber noch so sehr suchen und Spinde aufreißen, ich fand es nicht.
»M. Endymion«, sagte das Schiff, als ich dem Kind gegenüber erwähnte, wonach ich suchte, »ich erinnere mich vage...«
Aenea und ich hielten inne und hörten zu. Die Stimme des Schiffs hatte einen seltsamen, fast gequälten Unterton.
»Ich erinnere mich vage daran, wie der Konsul das Schlauchboot nahm...
wie er mir von ihm aus zum Abschied winkte.«
»Wo war das?«, fragte ich. »Auf welcher Welt?«
»Ich weiß nicht«, sagte das Schiff mit demselben nachdenklichen, fast schmerzlichen Tonfall. »Vielleicht ist es gar keine Welt gewesen... ich erinnere mich, dass Sterne unter dem Fluss geschienen haben.«
»Unter dem Fluss?«, sagte ich. Ich machte mir Sorgen um den Geisteszustand des Schiffes nach der Bruchlandung.
»Die Erinnerungen sind bruchstückhaft«, sagte das Schiff in festerem Ton. »Aber ich erinnere mich, wie sich der Konsul auf dem Schlauchboot verabschiedete. Es war ein großes Schlauchboot, ausreichend für acht bis zehn Personen.«
»Großartig«, sagte ich und schlug die Spindtür zu. Aenea und ich trugen die letzte Ladung hinaus – wir hatten eine Klappleiter aus Metall an die Luftschleuse gehängt, wodurch das Ein- und Aussteigen nicht mehr so problematisch war wie vorher.
A. Bettik kam zurück, nachdem er die Campingausrüstung und Lebensmittelkartons zum Wasserfall transportiert hatte, und nun betrachtete ich, was noch übrig blieb: mein Rucksack mit meinen persönlichen Habseligkeiten, Aeneas Rucksack und Umhängetasche, die zusätzlichen Kom-Einheiten und Ferngläser, ein Teil der Lebensmittelrationen und – unter meinem Rucksack festgezurrt – das zusammengeklappte Plasmagewehr und die Machete, die A. Bettik gestern gefunden hatte. Das lange Messer ließ sich selbst in der Lederscheide nur schwer tragen, aber die wenigen Minuten gestern im Dschungel hatten mich davon überzeugt, dass wir es brauchen könnten. Außerdem hatte ich eine Axt und ein noch kompakteres Werkzeug gefunden – einen Klappspaten, aber wir Idioten, die bei der Infanterie gewesen sind, waren seit Jahrhunderten darauf gedrillt worden, so etwas als »Schanzwerkzeug« zu bezeichnen. Unser gesammeltes Besteck beanspruchte allmählich einiges an Stauraum.
Ich hätte gerne auf die Axt verzichtet und dafür einen Schneidelaser mitgenommen, um die Bäume für das Floß zu fällen – selbst eine alte Motorsäge wäre besser gewesen –, aber mein Taschenlaser reichte für solche Aufgaben nicht aus, und der Waffenspind enthielt seltsamerweise keinerlei Schneidewerkzeug. Eine Zeit lang überlegte ich, ob ich nicht das alte Gewehr von FORCE mitnehmen und die Bäume einfach zusammenballern und abbrennen und gegebenenfalls mit Pulsladungen zerstückeln sollte, aber dann verwarf ich den Gedanken. Es wäre zu laut, zu chaotisch und zu ungenau. Ich würde eben die Axt nehmen und ein bisschen schwitzen müssen. Einen der Werkzeugkästen mit Hammer, Nägeln, Schraubenzieher, Schrauben, Nieten – alles was man zum Floßbauen brauchen würde – nahm ich mit, ebenso ein paar Rollen wasserdichtes Plastalum, weil ich glaubte, dass sie einen primitiven, aber hinreichenden Bodenbelag für das Floß abgeben würden. Oben in dem Werkzeugkasten lagen mehrere hundert Meter eines nylonbeschichteten Kletterseils in drei separaten Spulen. In einem roten, wasserdichten Beutel hatte ich einige Fackeln und einfachen Plastiksprengstoff gefunden, wie er jahrhundertelang benutzt worden war, um Baumstümpfe und
Weitere Kostenlose Bücher